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Wildes Herz

Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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Fieber.
    Brendan versuchte erst gar nicht, sie mit sich zu schleppen. Wie weit Donard genau entfernt lag, wusste er nicht. Und sie mit ihrem Fieber stundenlang ungeschützt der Kälte auszusetzen, wagte er erst recht nicht. Das würde ihr den Tod bringen. Im Unterstand war sie am besten aufgehoben.
    »Hör zu, Éanna«, sagte er nach kurzem Überlegen und kniete sich zu ihr. »Du bleibst hier beim Feuer und schonst deine Kräfte. Ich trage so viel Holz zusammen, dass du genug zum Nachlegen hast.«
    »Lass mich nicht allein zurück«, flehte sie ihn an und hielt seine Hand fest. »Gib mir nur noch ein paar Stunden, dann geht es mir vielleicht schon besser, und dann … dann können wir zusammen weiterziehen.«
    »So schnell wird es dir nicht besser gehen, wenn du nicht bald etwas in den Magen bekommst, Éanna«, erwiderte er und strich ihr mit der anderen Hand zärtlich über die Wange. »Und sei ganz beruhigt: Ich lasse dich nicht zurück! Niemals! Das verspreche ich dir. Aber ich muss unbedingt etwas zu essen organisieren, sonst kommst du nicht wieder auf die Beine. Sowie ich Brot oder irgendetwas anderes aufgetrieben habe, bin ich wieder da. Also sei vernünftig, und tu, was ich dir gesagt habe.«
    Sanft entzog er sich ihrem Griff und lief in den Wald. Mit tränenden Augen sah Éanna zu, wie er nach und nach einen großen Vorrat Brennholz zusammentrug, den er vom Schnee befreit hatte.
    Unwillkürlich durchzuckte sie der Gedanke, dass sie etwas Ähnliches für ihre Mutter getan hatte, kurz bevor sie am Fieber gestorben war.
    Brendan kehrte mit der letzten Fuhre zurück und kniete sich neben sie. »Éanna, du musst daran glauben, dass du das hier durchstehst!«, sagte er und strich ihr das feuchte Haar aus der Stirn. »Erinnere dich bloß nicht daran, wie es deiner Mutter ergangen ist. Du bist viel jünger und stärker. Du schaffst das!«
    Éanna sah zu ihm hoch. Die Schmerzen tobten hinter ihren Schläfen, doch zugleich überwältigten sie seine Worte. Wie kam es, dass er genau wusste, was sie dachte? Dass er fühlte, was sie fühlte?
    »Ich muss jetzt los«, sagte er leise. »Bitte hab keine Angst, wenn es Stunden dauert, bis ich wieder zurück bin. Ich bleibe nicht länger weg, als unbedingt nötig! Lass auf keinen Fall das Feuer ausgehen!«
    »Pass auf dich auf!« Éannas Stimme war nur ein heiseres Krächzen. »Und versprich mir, nichts zu tun, was dich in Gefahr bringt!«
    Éanna krampfte sich das Herz zusammen, als Brendan aus dem Schutz des Unterstandes trat und sich raschen Schrittes entfernte. Es hatte wieder zu schneien begonnen. Sie sah, wie er sich noch einmal zu ihr umblickte und ihr zuwinkte. Ein halbes Dutzend Schritte weiter den Hang hinunter verschluckte ihn auch schon das wirbelnde Weiß.

Dreiundzwanzigstes Kapitel
    Stunde um Stunde kämpfte Éanna gegen den Schlaf an. Ihr fiebriger, geschwächter Körper verlangte immer drängender danach. Doch sie wusste, dass sie ihrem sehnlichsten Wunsch nicht nachgeben durfte. In den Schlaf zu fallen, konnte in ihrer Situation den sicheren Tod bedeuten. Wenn dabei das Feuer ausging, würde sich die Kälte mit heimtückischer Lautlosigkeit anschleichen und ihren Schlaf in eisige Betäubung verwandeln, aus der es dann kein Erwachen mehr gab.
    Es war jedoch nicht allein die Angst, im Schlaf zu erfrieren, die sie wach hielt. Sie machte sich entsetzliche Sorgen um Brendan. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er nichts unversucht lassen würde, um Essen für sie zu beschaffen.
    Was, wenn er sich überschätzte und ein zu großes Risiko einging? Wenn er bei einer Diebestour auf frischer Tat erwischt und gefasst wurde, würde sie ihn nie wiedersehen!
    Es war in diesen ersten Stunden des Wartens, in denen Éanna bewusst wurde, wie viel er ihr bedeutete. Und plötzlich ahnte sie, was der Ausdruck in Wirklichkeit bedeutete – sein Herz zu verlieren. Denn die Angst um ihn bereitete ihr fast körperliche Qualen.
    Und doch waren es auch genau diese Gedanken, die sie daran hinderten, schon in den frühen Morgenstunden den verzweifelten Kampf gegen die Müdigkeit zu verlieren. Aber das Fieber, das in ihr brannte, setzte ihr immer heftiger zu und schwächte mehr und mehr ihre Widerstandskraft.
    Um die Mittagszeit herum fielen ihr die Lider zu, nur für wenige Sekunden zuerst, bis sie wieder hochschreckte. Der Schreck, beinahe vom Schlaf übermannt worden zu sein, hielt sie danach jedes Mal für eine Weile wach. Dann zerrte sie hektisch mehrere Äste aus dem Berg

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