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Wildes Herz

Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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Brennholz und warf sie ins Feuer, damit es wieder kräftig aufloderte. Auch stocherte sie mit einem langen Knüppel in der Glut herum und schob die brennenden Hölzer dichter zusammen, nur um sich mit etwas zu beschäftigen, was ein gewisses Maß an Konzentration verlangte. Und mehrmals rieb sie sich Schnee ins Gesicht, damit der eisige Schock die Müdigkeit vertrieb.
    Aber all das vermochte nicht zu verhindern, dass sie den ungleichen Kampf gegen die übermächtige Schläfrigkeit und das kräftezehrende Fieber letztlich doch verlor. Die Lider wurden plötzlich so schwer, dass Éanna sie nicht mehr aufbekam.
    Mit einem letzten Aufflackern ihres Bewusstseins begriff sie, dass der Augenblick gekommen war, vor dem sie sich gefürchtet hatte. Und dass der Schlaf, der nun über sie triumphierte, ihr wohl nicht nur den Tod durch Erfrieren bringen würde, sondern ihr auch für immer Brendan nahm.
    Verzeih mir, Brendan. Ich habe alles versucht, um wach zu bleiben und das Feuer nicht ausgehen zu lassen. Aber jetzt kann ich nicht mehr. Sei mir nicht böse, dass ich dich im Stich gelassen habe!
    Das waren die letzten bewussten Gedanken, die sich in ihr formten. Sein Gesicht erschien kurz vor ihrem inneren Auge auf, und dazu blitzte die Erinnerung an jenen Moment in ihr auf, als er am Tisch der Suppenküche von Carlow zu ihr gesagt hatte: »Ich mag dich, Éanna. Und das reicht mir!« Dann überwältigte sie der Schlaf.

Vierundzwanzigstes Kapitel
    Ein scharfer Schmerz bohrte sich wie eine Nadel durch die Schwärze, die seltsamerweise sowohl aus Eiseskälte als auch aus Gluthitze zu bestehen schien. Es folgte ein weiterer, noch stärkerer Schmerz aus dieser glühenden Dunkelheit, die sie umgab und die sie einfach nicht freigeben wollte. Dieser zweite stechende Schmerz weckte endgültig ihr Bewusstsein.
    Éanna spürte etwas angenehm Warmes, das sich mit sanftem Druck rechts und links an ihre Wangen presste. Es dauerte einen Moment, bis ihr bewusst wurde, was sie da fühlte. Es waren Hände, die sich um ihr Gesicht gelegt hatten und ihren Kopf anhoben. Und im nächsten Moment nahm sie auch die beschwörende Stimme über ihr wahr, die mit jedem Satz verzweifelter klang.
    »Éanna! . . . Komm endlich zu dir! . . . Kannst du mich hören? . . . Éanna, wach auf! . . . Herrgott, mach die Augen auf, ich flehe dich an! . . . Hast du nicht gestern noch davon gesprochen, dass wir es bis nach Amerika schaffen werden? Zum Teufel, Éanna . . . Tu mir das nicht an!«
    Es war Brendan! Er war zurück!
    Éanna schlug die Augen auf. »Was soll … ich dir nicht antun?«, fragte sie mit schwacher Stimme und versuchte, ein Lächeln zustande zu bringen. Doch der Versuch endete in einer kläglichen Grimasse.
    »Oh Gott, du lebst! Dem Himmel sei Dank!«, stieß Brendan erlöst hervor, zog ihren Kopf zu sich heran und küsste sie auf die fieberheiße Stirn. »Und ich dachte schon, ich wäre zu spät gekommen!«
    Éanna sah, dass die weiße Winterlandschaft im blassen Licht einer verschwommenen Sonnenscheibe lag, die im Meer der grauen Wolken gen Westen zu treiben schien. Es hatte aufgehört zu schneien, doch dafür hatte der Wind an Kraft gewonnen. Er schnitt peitschend in die Haut im Gesicht und an den Händen. Dem Stand der Sonne nach zu urteilen, musste es zwischen zwei und drei Uhr sein. In spätestens zwei Stunden würde das einsame Seitental in den Ausläufern der Wicklow Berge im Zwielicht der Dämmerung liegen.
    Zärtlich strich Brendan ihr einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Was hast du mir für einen Schrecken eingejagt, Éanna! Als ich den Hang hochkam und das Feuer völlig heruntergebrannt und dich reglos daneben liegen gesehen hab, da ist mir fast das Herz stehen geblieben! Ich dachte schon, du wärst . . .« Er stockte und brachte es offensichtlich nicht über sich, das auszusprechen, was ihm schon auf der Zunge lag. Stattdessen sagte er schnell: »Den ganzen Tag habe ich mir entsetzliche Sorgen um dich gemacht, wie es dir wohl geht und ob du durchhältst!«
    »Und ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht«, brachte sie hervor. »Es tut mir leid, dass ich eingeschlafen bin und dich so erschreckt habe. Ich habe wirklich versucht, wach zu bleiben. Aber irgendwann gegen Mittag konnte ich die Augen einfach nicht länger aufhalten.«
    »Schon gut, Éanna. Du musst dich doch nicht dafür entschuldigen.« Er beeilte sich, Holz auf die Glut zu werfen und das Feuer wieder ordentlich auflodern zu lassen. »Ich hätte dich einfach nicht so

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