Wildes Herz
bleiben, als an seiner Seite mitzuerleben, wie er verbittert und trübsinnig der verlorenen Freiheit und seinem unerfüllten Traum nachtrauerte.
Sie wollte nicht, dass er eines Tages mit glanzlosen Augen und gesenktem Kopf vor ihr stand, so wie ein gefangener Mustang, der seinen Lebensmut verloren hatte.
„Wein dich aus“, sagte Ty. Er schloss sie in seine Arme und wiegte sie. „Es wird alles gut, meine Süße. Ich sorge dafür, dass du ein richtiges Zuhause bekommst. So eines, wie du es dir immer erträumt hast. Und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Leben tue. Das bin ich dir schuldig.“
Sie schloss die Augen, um den Schmerz zu verbergen, den seine Worte auslösten. Sanft glitt sie mit den Lippen über seine Hemdbrust und genoss zum letzten Mal seine Wärme, seinen Duft, seine Stärke und die männliche Kraft, die er ausstrahlte.
„Du schuldest mir gar nichts.“
Ty lachte rau und bitter. „Oh doch, ich schulde dir etwas. Zum Teufel, du hast mein Leben gerettet, während ich immer nur von dir genommen habe. Ich brauche nur daran zu denken, wie du dich unter Lucifers Hufe geworfen hast, um ihn für mich einzufangen ...“
Seine Stimme brach mit einem heiseren Geräusch. Er presste seine muskulösen Arme um Janna, als versuchte er, sich körperlich davon zu überzeugen, dass es ihr gut ging nach den vielen Gefahren, die sie für ihn bestanden hatte.
„Ich habe Lucifer nicht eingefangen, damit du dich mir verpflichtet fühlst“, sagte sie ruhig. „Ich wollte ihn davor bewahren, dass er einem dieser gierigen Pferdejäger in die Hände fällt oder einem Mann, der ihn grausam behandelt und einen Menschenhasser aus ihm gemacht hätte. Du hast Lucifer gezähmt und ihm Vertrauen zu einem Menschen beigebracht. Ohne dich wäre das, was ich getan habe, mehr als wertlos gewesen. Für Lucifer kannst du dich bei dir selbst bedanken, nicht bei mir.“
Ty hob ihr Kinn an und starrte in ihre klaren grauen Augen. „Das glaubst du wirklich?“
„Ich weiß es. Du schuldest mir nichts. Weder für dein Leben noch für Lucifer und auch nicht für das Vergnügen, das wir miteinander hatten. Für verdammt gar nichts schuldest du mir etwas. Sobald wir das Fort erreicht haben, sind wir quitt. Dann bist du so frei, wie der wilde Hengst es einmal war. Und ich werde auch frei sein.“
Ein Frösteln überlief Ty. Seine Poren zogen sich zusammen, als bereitete sich sein Körper auf eine drohende Gefahr vor. Jannas Stimme war ruhig und bestimmt, ohne jede Farbe, wie die Düsternis hinter ihrem Lächeln. Ty spürte, sie entzog sich Stück für Stück und durchschnitt alle Bindungen, die in der Stille des verborgenen Tales zwischen ihnen gewachsen waren.
„Nein.“
Ty sagte nichts mehr, nur dieses eine Wort, mit dem er zurückwies, was sie ihm entgegengeschleudert hatte. Bevor sie noch mehr zerstören konnte, wandte er sich ab und stieß einen schrillen Pfiff aus.
Augenblicke später trottete Lucifer herbei. Der Hengst stöberte mit der Nase an Tys Hemd und suchte nach der Prise Salz, die der Mann oft in einem Papierbriefchen versteckt bei sich hatte. Heute war kein Salz da, nur Ty, der ihn mit seiner Stimme und mit seinen Händen liebkosen sollte.
Ty tätschelte für einige Momente den Hengst, dann hob er die schweren Satteltaschen auf, die Mad Jack zurückgelassen hatte. Ty hatte Schlitze in die Lederbrücke zwischen beiden Taschen geschnitten und durch diese Schlitze den Packgurt gezogen. Sobald der Gurt festgezurrt war, würden die Satteltaschen rutschsicher auf dem Rücken des Hengstes ruhen.
Lucifer war nicht begierig auf die Riemen um seinen Rumpf, aber er hatte sich daran gewöhnt. Er legte nur kurz die Ohren zurück, als der Bauchgurt sich dicht hinter seinen Vorderbeinen straffte. Ty lobte Lucifer, schob sein eigenes Gepäck am Rücken zurecht und schwang sich auf den Hengst. Der Mustang trug eine schwere Last, aber Ty machte sich keine Sorgen. Der Hengst war ein ungewöhnlich starkes Pferd. Ty hätte dem Gepäck noch einen Sattel hinzufügen können, ohne Lucifer auf einer normalen Reise zu überfordern.
„Ich erkunde das Gelände vor dem Nadelöhr“, sagte Ty. „Bring Zebra in den Felsengang, und warte auf mein Zeichen.“
„Ty, ich lasse nicht zu ...“
„Du lässt nicht zu?“ unterbrach er sie zornig. „Zur Hölle damit! Du passt jetzt genau auf. Vielleicht bist du schwanger. Wenn du glaubst, ich mache mich aus dem Staub und lasse ein elternloses Mädchen, das mein Kind erwartet, mitten im
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