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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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sammelte.
    Jannas Hoffnungen schwanden ganz, als Zebra mit tastenden Schritten um eine enge Biegung ging und sie vor einem Felsen standen. Hier schien der Weg zu Ende zu sein. Offensichtlich war Janna einem Geröllfeld gefolgt, das nur zufällig einem uralten Geisterpfad ähnelte.
    Lange Zeit saß sie einfach da und starrte auf das Ende ihrer Hoffnungen. Diesen Pfad konnte Mad Jack nicht genommen haben, ganz gleich, wie er in das Tal gelangt war. Dabei war der Weg über die Terrassen die wahrscheinlichste aller Möglichkeiten gewesen. Die anderen Einschnitte - Schluchten und Abflussrinnen, die in das Talende mündeten - führten Sicher nicht bis auf das Hochplateau.
    Janna hatte keine Wahl und musste die anderen Aufstiege ebenfalls prüfen. Die Chance war gering, aber einen Versuch wert. Besser, sie entkamen von hier aus als durch das Nadelöhr. Dort lauerte Cascabel mit seinen Leuten wie eine Horde hungriger Katzen vor dem Mauseloch.
    Der Platz reichte kaum, um mit Zebra zu wenden und auf dem gleichen Weg zurückzugehen, den sie gekommen waren. Lucifer sah, dass Zebra kehrtmachte, und folgte ihrem Beispiel sofort. Erleichtert, der Enge zwischen den zerklüfteten Wänden zu entkommen, führte er den Rückzug in raschem Schritt an. Zebra folgte ihm, genauso erleichtert.
    Sie waren keine dreißig Meter vorangekommen, als Janna ein kleines Seitental entdeckte, das sie vorhin übersehen hatte. Das Tal verlief in schrägem Winkel zu der Schotterrampe, und der Eingang war an der abschüssigen Seite von einer niedrigen Felsenansammlung verdeckt. Sofort lenkte sie die Stute in die Abzweigung. Zebra warf den Kopf hin und her. Sie wollte Lucifer nicht verlassen und allein die enge Schlucht betreten.
    „Komm schon, Mädchen. Dort gibt es nur Felsen, Schatten und vielleicht, ganz vielleicht, einen Weg nach draußen.“
    Zebra rührte sich nicht von der Stelle.
    Janna hörte auf, die Stute durch den Druck ihrer Hand führen zu wollen. Stattdessen zog sie an den aus Seil geknoteten Zügeln. Ty hatte darauf bestanden, Zebra an den Hackamore zu gewöhnen. Zögernd wandte sich die Stute von Lucifer ab und betrat die Schlucht. Als sie an den Felsen vorbei waren, die am engen Eingang der Schlucht standen, weitete sich der Weg. Er wurde breiter als der Felsengang, vor dem Ty auf Abtrünnige wartete, die tapfer und dumm genug waren, sich zu zeigen.
    Janna wusste nicht, ob das, was sie sah, ihrem Wunschdenken entsprang oder Wirklichkeit war. Der neue Pfad schien in früheren Zeiten durch Schotteraufschüttungen geglättet worden zu sein und führte über breite Stufen und Absätze durch die steile Flanke der Schlucht aufwärts und tiefer ins Herz des Hochlandes. Im Laufe der Zeit waren die Rampen abgebröckelt, und der Regen hatte viele Stellen ausgewaschen, aber für die Hufe von Wildpferden war der Untergrund noch immer fest genug.
    Zu Jannas Überraschung folgte Lucifer ihnen. Der Hengst schien sich entschlossen zu haben, Zebra in dieser Felsenlandschaft mit hallenden Schluchten und Abgründen nicht allein zu lassen. Der Pfad schlängelte sich höher und höher, manchmal über Felskämme wechselnd, um einer anderen Abflussrinne entlang der zerklüfteten Westseite zu folgen.
    Manchmal erweckte der Fels den Eindruck, als wäre er mit dem Hammer bearbeitet worden, um einen Durchgang zu schaffen. Dann wieder sah der Pfad aus, als hätten ihn nur Regen, Wind und Sonne berührt und als wäre kein Mensch jemals hier gewesen. An manchen Stellen entdeckte Janna Furchen und Rillen im Fels und fragte sich, ob das Spuren menschlicher Intelligenz waren oder doch nur die Folgen vergangener Bergstürze.
    Wieder erreichte der Weg einen Endpunkt im verzweigten Netz der Abflussrinnen, von denen die Westflanke durchzogen war. Zebra brauchte keine Aufforderung. Auf dem letzten Kilometer hatte es viele Richtungsänderungen gegeben. Die Stute erklomm aus eigenem Antrieb vorsichtig tastend die wenigen Meter bis auf die steile Anhöhe.
    Hier oben schien die Sonne. Die Welt der länger werdenden Schatten lag unter ihnen. Janna beschirmte die Augen mit der Hand und sah nach vom. Sie war zuversichtlich, einen Weg zu finden, der weiterführte. Aber außer einem senkrechten Riss, der viel zu eng war, um als Durchgang zu dienen, entdeckte sie in der Felsenklippe keine Öffnung. Sie wandte sich in einer langsamen Bewegung um und überblickte die Strecke, die sie gekommen war. Sie atmete tief ein. Sie hatte den obersten Rand der Felsen, die ihr verborgenes Tal

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