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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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und weit entfernt. Janna hoffte, gleich würde der hellere Klang des Karabiners folgen, mit dem Ty schoss, doch sie hörte nur ihren eigenen Atem und die unregelmäßigen Schüsse aus den Gewehren der Abtrünnigen.
    Sie hatte die letzte Biegung vor dem Ausgang hinter sich gelassen, als das Knallen aus Tys Karabiner wieder auflebte. Sie ging langsamer. Vor Erleichterung wurde ihr beinahe schwindlig.
    Ty hörte ihre Schritte und blickte über die Schulter zurück. „Du solltest doch schlafen.“
    „Kaum möglich bei dem Krach, den du veranstaltest“, sagte sie und hielt noch immer den Atem an.
    Mit einem Lächeln, das eher grimmig wirkte, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Gelände vor dem Felsentor und feuerte drei Mal kurz. Die Antwort war ein Regen von Schüssen.
    „Wie du hörst, bin ich nicht der einzige Krachmacher hier.“
    „Wie viele?“ fragte Janna.
    „Der Staub, den die Indianer aufgewirbelt haben, könnte von einer Armee stammen. Aber ich glaube kaum, dass da draußen im Augenblick mehr als zehn Krieger feuern. Und alle Gewehre sind nur einschüssig. “
    „Gott im Himmel, danke für diese kleine Gnade“, sagte sie halblaut.
    „Wenigstens denke ich, wir sollten dankbar sein.“
    Ty verzog den Mund zu einem Lächeln. Seine Zähne erschienen als weißer Strich unter dem schwarzen Schnurrbart. Gab es einen Unterschied, ob die Indianer aus einschüssigen oder mehrschüssigen Gewehren feuerten? Die Chance, dass Janna und er sich unverletzt an den Abtrünnigen vorbeistehlen konnten - gar mit ein oder zwei Pferden im Schlepptau war verschwindend gering. Schlimmer, der Versuch, durch das Felsentor zu entkommen, war glatter Selbstmord.
    Aber es gab keinen anderen Weg, um das Tal zu verlassen.
    „Ich glaube, ich habe ein zweites Schlupfloch nach draußen gefunden“, sagte Janna.
    Ihre Worte waren wie das Echo seiner Gedanken. Einen Moment lang meinte Ty, sie hätte gar nicht gesprochen. Er drehte jäh den Kopf.
    „Was hast du gesagt?“
    „Ich glaube, ich habe herausgefunden, wie Mad Jack sein Gold unbemerkt in die Ruinen bringen konnte.“
    Vor dem Felsentor erregte eine Bewegung seine Aufmerksamkeit. Ty fuhr herum, gab zwei rasche Schüsse ab und konnte zufrieden feststellen, dass zumindest einer sein Ziel getroffen hatte. Ein kurzes Gegenfeuer folgte. Dann herrschte Stille. Während Ty weiter das vor sich liegende Gelände beobachtete, lud er mit geübter Hand nach.
    „Wie hat er es gemacht?“ fragte er.
    „Du weißt, das Tal verengt sich hinter den Ruinen zu einem Schlauch?“
    „Ja.“
    „Ich bin hineingegangen“, sagte Janna.
    „Das habe ich vor zwei Wochen auch getan. Der Weg endet vor einer Felswand.“
    „Vorher zweigt eine Schlucht ab.“
    „Es gibt mindestens zehn Schluchten vorher, von denen wieder andere Schluchten abzweigen und davon noch mehr. Alle enden vor irgendwelchen Felsen“, erwiderte er tonlos.
    „Auch die schmale Schlucht mit dem Sims?“ fragte sie und versuchte, die Enttäuschung in ihrer Stimme zu verbergen.
    „Welcher Sims?“
    „Der Vorsprung, der entlang einer Felsenklippe an der Westseite fast bis zur Oberkante führt.“
    „Bist du sicher?“
    „Ich war beinahe oben, als ich das Gewehrfeuer hörte.“
    Ty senkte langsam den Karabiner und wandte sich an Janna. „Du sagst, beinahe. Wie weit oben warst du genau?“
    „Ich weiß nicht. Zebra begann zu wiehern, als sie mich nicht mehr sehen konnte, und Lucifer veranstaltete einen solchen Lärm, dass ich zurückkehren musste, um ihn zu beruhigen. Dann hörte ich die Schüsse und hatte Angst. Beim Nachladen war niemand da, der dir Feuerschutz gab.“ Sie schloss die Augen. „Ich bin, so schnell es ging, hergekommen.“
    „Wie weit bis oben, wenn du beinahe sagt?“ wiederholte er ruhig. „Bis auf drei Meter. Vielleicht auch dreißig. Oder dreihundert. Ich konnte es nicht sehen.“
    „Würdest du dein Leben darauf verwetten, dass der Weg ganz hinaufführt?“
    „Haben wir eine andere Wahl?“
    „Wohl kaum. Falls Cascabel nicht schon da ist, wird er bald kommen. Bis dahin lauem mindestens acht unverletzte und zwei angeschossene Indianer da draußen in ihren Verstecken und warten nur darauf, dass sich im Felsentor jemand zeigt.“
    „Und wenn wir warten, bis es dunkel wird?“
    „Das können wir versuchen.“
    „Aber?“ bohrte Janna.
    „Unsere Chance, lebend aus dem Felsengang zu entkommen, ist verschwindend gering“, erklärte Ty. „Man sieht uns nicht im Dunkeln, aber die Abtrünnigen

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