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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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ist uns unangenehm nah.“
    Janna kaute für einen Moment auf ihrer Unterlippe. „Ja. Heute mitgerechnet, habe ich seine Spuren erst drei Mal östlich des Hochplateaus gefunden. Ich möchte wissen, was ihn getrieben hat, so weit zu reiten. Die Viehfarmen, die er sonst überfällt, liegen alle in entgegengesetzter Richtung.“
    „Ich wette, die Soldaten rücken ihm auf den Pelz. Sie haben einen klaren Einsatzbefehl. Cascabel soll hängen.“
    Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf, um das ungute Gefühl zu vertreiben, das sie jeden Tag mehr beschlich, seit sie Anfang des Sommers entdeckt hatte, dass Cascabel sein Lager hatte verlegen müssen. Als neuen Platz hatte er das Stromgebiet des Raven Creek gewählt, in gefährlicher Nähe zum Mustang Canyon. Ob Cascabel von Black Hawk nach Süden getrieben wurde oder von den Soldaten oder ob er Lucifer zu den roten Felsentürmen und Tafelbergen der düsteren Fire Mountains gefolgt war, spielte keine Rolle. Janna wusste, sie konnte nicht länger verborgen bleiben, wenn unzählige Augen jeden Schatten prüften.
    Die Gegend verlassen konnte sie auch nicht. Für sie gab es keinen anderen Ort. Eine Frau, die allein unter Männern lebte, war eine Zielscheibe für Spott und Unterstellungen und erhielt unverblümte Angebote, Geld gegen Sex oder Schutz zu tauschen. Als einziges Zuhause kannte sie nur die Wildnis. Der Gedanke, diese Heimat und damit auch ihre Freiheit zu verlieren, war unerträglich.
    Unglücklicherweise zeigte sich immer klarer, dass sie keine Wahl hatte.
    Janna führte Zebra schweigend auf gewundenen Wegen nach Sweetwater. Ty bemerkte, in welche Richtung sie sich bewegten, und warf ihr einen fragenden Blick zu.
    „Hat Rock liegt näher“, sagte er.
    „Ich weiß. Das letzte Mal bin ich nach Sweetwater gegangen.“ „Und?“
    „Deswegen wird Joe Troon dort nicht mit mir rechnen.“
    „Was?“
    „Ich betrete nie zwei Mal hintereinander die gleiche Stadt oder die gleiche Ranch“, erklärte sie. „Bis auf mein Tal besuche ich niemals dieselben Plätze in wiederkehrender Reihenfolge oder zur selben Jahreszeit. Wer kein Muster erkennen lässt, verrät sich nicht, und niemand kann ihm auflauem.“
    Ty spürte die Angst hinter ihren ruhigen Worten. „Hat dieser Troon dir aufgelauert?“
    „Ein, zwei Mal.“
    „Warum?“
    „Mad Jacks Mine, Lucifer oder ..." Janna verstummte. Sie erinnerte sich wieder, wie sie mit angehört hatte, als Troon sich brüstete, auf welche Weise er Janna zureiten und nach Süden verkaufen würde, in ein mexikanisches Bordell, aber erst, nachdem sie ihn zu Lucifer und Mad Jacks Goldmine geführt hatte. Sie räusperte sich. „Ich bin nicht lange genug geblieben, um das herauszufinden.“
    Der aufwallende Zorn überraschte Ty. „Hat er dich angefasst?“ fragte er rau.
    „Er hat mich nicht einmal gesehen“, entgegnete sie ausweichend. „Ich saß im Gebüsch und konnte lange genug zuhören, um zu wissen, wie er mich gefunden hatte. Dann schwor ich, nie wieder durchschaubar zu sein. Woran ich mich gehalten habe.“
    „Du sagst, im Sommer folgst du Lucifers Herde.“
    „Ja.“
    „Dann ist dein Verhalten vorhersagbar. Jeder Pferdejäger kennt Lucifers Weidegründe. Ein Mann muss sich nur an einem der Wasserlöcher auf die Lauer legen, wo seine Herde trinkt. Lucifer ist schnell genug, diesem Hinterhalt zu entkommen. Du nicht.“ „Cascabel schreckt die Pferdejäger ab.“
    „Mich hat er nicht abgehalten. Das kann niemand. Ich kriege diesen Hengst, ganz gleich, was geschieht. Dazu brauche ich ihn zu sehr. Von ein paar Abtrünnigen lasse ich mich nicht abschrecken.“ „Sie wollen sich durch Lucifer Ihre Seidendame kaufen?“
    „Ja.“ Tys Stimme war dumpf und ausdruckslos. „Der Krieg hat mir alles genommen, nur mein Leben nicht und meine Träume. Ich bekomme meine Seidendame, und wenn ich dafür sterben muss.“ Janna hielt sich steif aufrecht, um ihren Schmerz nicht zu zeigen. „Dann verstehen Sie mich“, antwortete sie heiser.
    „Was?“
    „Sie verstehen, warum ich nicht als Haushaltshilfe oder Saloonmädchen in der Stadt leben kann. Ich habe meinen eigenen
    Traum, so wie Sie Ihren.“
    Es folgte überraschtes Schweigen. Ty musste verdauen, dass diese zerlumpte Waise ein Ziel jenseits des nackten Überlebens hatte.
    „Was für einen Traum?“
    Janna schüttelte stumm den Kopf, die Augen fest geschlossen. Es war sinnlos, Ty zu erzählen, wie sie davon zu träumen begonnen hatte, dass er sich ihr zuwandte und sie als

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