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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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seine ersehnte Seidendame erkannte. Dieser Traum würde nie in Erfüllung gehen. Sie war vernünftig genug, das zu wissen.
    Trotzdem hatte sie noch nie einen leidenschaftlicheren Traum gehabt. Sie war hilflos dagegen, so wie ihr die Macht fehlte, sich in die Seidendame aus seinen Träumen zu verwandeln.

12. Kapitel
    Zwei Kilometer vor der Stadt verlagerte Ty das Gewicht und sprach leise mit der Stute, die gehorsam stehen blieb.
    „Steig ab“, sagte er und reichte Janna das große Messer, das er von ihr hatte. „Ich komme so schnell wie möglich zurück.“
    „Ich gehe mit.“
    „Nein.“
    „Aber..."
    „Nein!“ Er zuckte unter dem eigenen Ton zusammen. „Das ist zu gefährlich. Wenn man dich zusammen mit mir und einem Mustang sieht...“
    „Sagen Sie einfach, Sie hätten Zebra zugeritten.“
    „Wer das glaubt, ist dumm wie Bohnenstroh“, entgegnete er. „Ich werde Mühe genug haben, den Leuten in der Stadt zu erklären, wie ich ohne fremde Hilfe überlebt habe. Du weißt verdammt gut, sollte Cascabel herausfinden, dass du ihn zum Gespött von ganz Utah gemacht hast, lässt er nicht mehr locker, bis er dich hat. Und dann röstet er dich lebendig.“
    Wortlos glitt sie von Zebra und verschwand. Ty kam es vor, als wäre Janna nie bei ihm gewesen. Ein seltsames Gefühl durchfuhr ihn, Einsamkeit und ein Verlangen, das sich zu nie gekannter Sehnsucht steigerte.
    „Janna?“ rief er leise.
    Er erhielt keine Antwort. Nur ein paar Zweige raschelten im feuchten Wind. Der Regengeruch erinnerte ihn an die Gefahr. Sie mussten das geheime Tal wieder erreicht haben, bevor das Gewitter losbrach. Sonst stand ihnen eine Nacht im offenen Gelände bevor, ohne wärmendes Feuer; der Schein der Flammen würde sie verraten.
    In der Feme rollte Donner. Zebra riss den Kopf hoch und schnaubte. Die Ohren aufgestellt und mit weit geöffneten Nüstern, schnüffelte sie in den Wind.
    „Ruhig, Mädchen“, murmelte Ty. „Das ist nur ein Sommergewitter.“
    Er glitt von ihrem Rücken, landete leichtfüßig und nahm den Lendenschurz von den Hüften. Als Nächstes entfernte er die Fußlappen. Er stopfte alle ausgefransten Stoffstreifen in einen Felsspalt und marschierte durch das steinige Gelände nach Osten. Dabei achtete er sorgfältig darauf, keine Spuren zu hinterlassen. In Sweetwater war er schon einmal gewesen. Süß an dieser Stadt war nur der Name - und das Wasser der kleinen Quelle, die Vieh und Menschen tränkte, ohne nach dem Charakter zu fragen.
    Auf seinem Marsch in die Stadt wünschte Ty inständig, er hätte eines dieser neuen Gewehre, die sich mit der gleichen Geschwindigkeit nachladen ließen, wie sie abgefeuert wurden. Selbst eine Pistole wäre nicht schlecht. Auch mit zwei Revolvern und gefüllten Magazinen würde er sich sehr viel besser fühlen, wenn er zwischen die windschiefen Baracken trat.
    Janna mochte es nicht wahrhaben, aber Sweetwater war ein Schlupfwinkel für Gesetzlose, und die beiden Rancher, bei denen sie Vorräte einkaufte, waren bekannt dafür, „frei laufendes“ Vieh mit ihren Brandzeichen zu versehen. Das wusste jeder, vom Red River bis zu Logan MacKenzies Ranch in Wyoming. Einige Cowboys auf Lazy A und Circle G waren sicher anständige, ehrliche Männer, die sehen mussten, wie sie ihren Lebensunterhalt verdienten, nachdem der Bürgerkrieg ihre Farmen und Häuser zerstört hatte. Andere Cowboys würden im Paradies noch Räuber sein. Sie hatten Vergnügen daran, Schwächere zu vernichten.
    Wie, zum Teufel, konnte Janna hier draußen nur einen Tag überleben, fragte sich Ty zum hundertsten Mal, während er ruhig auf die Ansammlung verwitterter Holzbaracken zuging, aus der die einzige Stadt im Umkreis von hundert Kilometern bestand.
    Ty erhielt nur eine Antwort, die nahe liegendste. Sie ergab sich aus der unangenehmen Erinnerung, wie sich Frauen in dem vom Krieg verwüsteten Land für ein Brot oder eine Decke verkauft hatten. In Friedenszeiten hätten diese Frauen nie erlaubt, dass ein Mann sie berührte, mit dem sie nicht in Liebe und Ehe verbunden waren.
    Hast du auf diese Weise nach dem Tod deines Vaters überlebt, Janna? Musstest auch du dich verkaufen, bevor du stark und erfahren genug warst, allein in der Wildnis zu leben?
    Wieder fiel ihm nur die nächstliegende Antwort ein. Sie hatte überlebt. Übelkeit und Zorn stiegen in ihm auf, als er sich vorstellte, wie
    gierige Männer sich auf Jannas weichen Körper warfen. Eine Frau zu zwingen, sich für ihr Überleben zu verkaufen, war

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