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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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wiederkommt. Hab ihm gesagt, Cascabel hätt Sie gekriegt. Er meinte, da würden Sie nicht lange bleiben. Soll Ihnen ausrichten, im Fort liegt ein Beutel Gold für Sie. Das würden Sie brauchen, wenn Sie Cascabel los sind. Wie Sie aussehen, hatte er Recht.“
    „Hat er gesagt, wohin er will?“
    „Er wollte sich mit Ihren Brüdern weiter nördlich von hier treffen. Nach Gold suchen“, brummte Ned. „Wahrscheinlich finden sie sogar was, wenn Black Hawk ihnen nicht vorher den Skalp abschneidet.“
    „Mit Blue Wolf als Kundschafter wird niemand merken, dass sie da sind.“ Ty schwieg. „Wenn meine Brüder zurückkommen und nach mir suchen“, fuhr er beiläufig fort, „sagen Sie, ich wäre auf dem Weg nach Mexiko. Dort lasse ich mich im Bett einer Senorita gesund pflegen.“
    Schief lächelnd nahm Ned die unmissverständliche Botschaft entgegen. Ty mochte keine Kleider mehr besitzen und allein sein, aber wenn ihn jemand umbrachte, kamen seine Brüder und fanden den Mörder. Ned goss die trübe Flüssigkeit aus dem Krug in eine Blechtasse und stellte sie vor Ty.
    „Trinken Sie das.“
    „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, hätte ich lieber Wasser“, meinte Ty. „Mein Vater sagte immer, Schnaps verträgt sich nicht mit wenig im Magen und einer Beule am Kopf.“
    Ned hob schmunzelnd die Tasse und leerte sie selbst. Dann atmete er hörbar aus. Ty war froh, dass keine offene Flamme in der Nähe war. Die Alkoholfahne hätte sofort Feuer gefangen und den Saloon in Brand gesetzt.
    „Verdammt, das Zeug tut gut“, seufzte Ned und wischte sich die Augen. „Nur mit einem Rachenputzer kommt ein Mann durch den
    Tag.“
    Ty konnte den Fusel leicht für immer entbehren, sagte aber nichts. Er hatte viele Männer wie Ned kennen gelernt, für die der scharf schmeckende Schnaps das einzige Vergnügen im Leben darstellte. Geduld vortäuschend, sah Ty zu, wie Ned die Hände um das kalte Steingut schloss und durch Schütteln prüfte, wie viel Schnaps noch im Krug war.
    „Sie sagten, nur Sie und der Junge wären in Sweetwater geblieben?“ fragte Ty nach einigen Augenblicken.
    Ned füllte die Tasse noch einmal zur Hälfte mit der blassen Flüssigkeit, rülpste und setzte sich auf den Platz gegenüber von Ty. Draußen war heller Tag, aber im Saloon herrschte trübes Dämmerlicht. Die Glasscheiben, die früher in den Fenstern der windschiefen
    Wände gewesen sein mochten, waren längst durch Ölpapier ersetzt.
    „Ja. Bloß ich und der nutzlose Bengel. Wenn ich diesem Angsthasen den Rücken zukehre, läuft er auch weg.“ Ned kippte noch einen Schnaps, schüttelte sich und seufzte. „Und Joe Troon. Diese Natter ist nie weit weg. Hielt sich früher ‘ne kleine Mexikanerin, in den Nordfelsen oben, aber die ist mit einem von Cascabels Abtrünnigen auf und davon. Muss sich jetzt ziemlich einsam fühlen, der alte Troon; es sei denn, er hat wieder diese bruja gefangen. “
    „Was?“
    „Diese Rothaarige. Die Abtrünnigen nennen sie Schattenflamme, weil sie nie Spuren hinterlässt, als wär sie ein Schatten. Lebt bei den Mustangs. Wild ist sie, wie die Pferde.“ Ned nahm noch einen großzügigen Schluck, verzog das Gesicht und rülpste den Alkoholdunst hinaus. „Vor ein paar Jahren hatte Troon sie schon mal. Mädchen mögen Joe Troon nicht besonders. Der Kerl ist bösartig und gemein wie ein Bär im Frühling. Trotzdem, ich wünschte, er hätt sie behalten. Von den Squaws hab ich die Nase voll.“
    Als Ty begriff, dass die bruja niemand anders als Janna war, musste er sich beherrschen, um sich nicht über den Tisch zu werfen und den Saloonwirt in den Boden zu stampfen.
    „Jetzt will Troon durch diesen schwarzen Hengst ein reicher Mann werden“, fuhr Ned fort. „Er hat seine Flinte genommen und ist zum Black Plateau unterwegs, weil sich kein anderer Weißer in Utah das traut. Zuerst will er den schwarzen Teufel kampfunfähig schießen, dann bricht er seinen Willen und eignet sich alle Fohlen an, die er gezeugt hat.“
    Ty verzog das Gesicht. „Anschießen ist eine gewagte Sache. So wurden mehr Pferde getötet als eingefangen.“
    „Ein bösartiger Hengst mehr oder weniger, wen kratzt das. Wenn Sie mich fragen, ich würd den Hengst erschießen, mir die besten Fohlen schnappen, und dann nichts wie weg. Bevor die Armee kommt und einem wegen Cascabel hier die Kugeln um die Ohren fliegen.“
    Lucifer tauchte vor Tys innerem Auge auf. Ty erinnerte sich daran, wie er den Hengst zum letzten Mal gesehen hatte, mit stolz gerecktem Hals,

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