Wildes Herz
aufgestellten Ohren und kräftigen Muskeln, die unter seinem glänzenden schwarzen Fell spielten. Die Vorstellung, jemand könnte dieses Tier töten, nur um an die Fohlen heranzukommen, weckte Ekel und Zorn in Ty. Er bezweifelte nicht, dass Troon genau das tun würde, wenn er Lucifer als Erster fand.
„Ist der Laden geschlossen?“ fragte Ty und unterbrach amit abrupt
Neds Monolog.
„Was? Ach, Sie meinen den Laden vom Prediger? Nein, der hat sein Geschäft offen gelassen, bevor er zum Fort aufgebrochen ist. Dem nimmt keiner was weg. Eher bestehlen die Leute den Satan. Sogar die Abtrünnigen lassen den Prediger in Ruhe. Schlau wie ein Fuchs ist er und ein Wortverdreher. Troon will die Rothaarige jetzt in Ruhe lassen, weil der Prediger ihm ins Gewissen geredet hat. Stellen Sie sich vor, sie hat ihm mal ‘ne Bibel geschenkt. Wenn Sie die Kleine sehen, können Sie ihr sagen, Sweetwater wäre wieder sicher. Troon wird ihr nichts tun.“
Ein kalter Schauer überlief Ty. Der Saloonwirt war ebenso wenig betrunken wie er selbst.
„Wem soll ich das mitteilen?“ fragte Ty und kratzte sich den Bart. „Dem rothaarigen Mädchen.“
„Kenne ich nicht. Lebt es hier irgendwo?“
Ned blinzelte Ty mit seinen wässrigen Augen an. „Niemand weiß, wo es lebt. Außer Ihnen ... könnt ich mir denken. Hat Ihnen wohl gewaltig aus der Klemme geholfen, die Kleine?“
„Mann, die einzige Klemme, in der ich saß, war bei Cascabel und seinen Abtrünnigen. Ich bin vor ihnen weggelaufen, bis meine Füße blutig waren und kein Fleisch mehr dran hing. Dann habe ich mich im Dickicht versteckt, Regenwasser getrunken und mich von Schlangenfleisch ernährt. Eine Schlange mit roten Haaren war nicht dabei.“ Ned starrte Ty lange an. Schließlich nickte er. „Wenn Sie’s so wollen, dann war’s so, Mann.“
„Es geht nicht darum, was ich will“, erwiderte Ty tonlos und stand auf. „Ich sage nur, wie es war. Danke für die Bohnen. Jetzt gehe ich rüber zum Laden. Ich lasse eine Liste da, was ich mitgenommen habe. Der Prediger kann sich von dem Gold bezahlen lassen, das Blue Wolf im Fort abgegeben hat.“
„Ich richte es dem Prediger aus, wenn ich ihn treffe.“
„Machen Sie das.“ Ty spürte das dringende Bedürfnis nach frischer Luft und ging zur Tür. Auf dem Weg fiel ihm ein, dass er noch etwas von Ned wissen wollte. „Ich muss ein Pferd kaufen.“
„Auf Circle G gibt’s erstklassige Pferde. Die besten Pferde in ganz Utah. Doch wer mit einem aus dem Territorium reitet, dem kann’s passieren, dass ihm ein Cowboy über den Weg läuft, der so ein Pferd vermisst.“
Ty lächelte schief. „Ich gebe mich mit einem Stadtpferd zufrieden. “ „Gibt leider keine mehr“, sagte Ned sofort. „Sind nämlich alle zum
Fort gebracht worden.“
„Wo liegt die nächste Ranch, auf der ich ein Pferd kaufen könnte?“ „Gibt’s nicht. Keine Pferde mehr weit und breit. Nur in den Lagern der Abtrünnigen und wo diese Rothaarige sich rumtreibt. Aber Sie kennen sie ja nicht. Also nützt Ihnen das nichts.“
Ty zuckte mit den Achseln. „Ich werde schon ein Pferd finden zwischen hier und Mexiko. Danke für die Bohnen, Ned.“
Die Tür fiel hinter Ty ins Schloss, aber er spürte den bohrenden Blick von Neds berechnenden, schmalen Augen in seinem noch immer nackten Rücken. Er hätte gern ein kühles Armeegewehr in den Händen gespürt, um seine kribbelnde Wirbelsäule zu beruhigen.
Janna wusste noch nichts davon, aber sie würde Sweetwater nicht wieder sehen. Nie mehr.
13. Kapitel
Sie erwachte. Vor ihr ragte die Gestalt eines Mannes auf und verdeckte die Sonne. Sie wollte nach ihrem Messer greifen, als Zebra schnaubte und der Mann sich umwandte. Das Sonnenlicht spiegelte sich in den smaragdgrün schimmernden Augen.
Janna starrte Ty verblüfft an. In den gekauften Kleidern war er kaum wiederzuerkennen. Er trug ein schiefergraues Hemd und einen Hut in der gleichen Farbe; das schwarze Halstuch und die schwarze Hose ließen ihn noch größer erscheinen und betonten die männliche Ausstrahlung. Er sah verteufelt gut aus und wirkte sehr überlegen. Den Bart hatte er abrasiert. Sein Gesicht war glatt, bis auf den schmalen schwarzen Schnauzbart, der seine Kieferknochen betonte und die Zähne strahlend weiß wirken ließ. Janna konnte kaum atmen - vor Schreck und weil sein Anblick sie erschütterte.
„Ty?“ fragte sie heiser. „Sind Sie das wirklich?“
„Das solltest du hoffen“, schnaubte er. „Einfach einzuschlafen. Was, wenn Joe
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