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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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immer im gleichen Gebiet aufgehalten?“
    „Sein Revier ist größer geworden. Sonst verhält er sich wie alle wilden Tiere. Er bleibt, wo er sich auskennt und sich sicher fühlt, es sei denn, etwas zwingt ihn zu einer Änderung. Dann versteckt er sich und nimmt nur wenige seiner wildesten Stuten mit.“
    „Weißt du, wohin er dann geht?“
    Janna sah Ty mit unglücklichem Blick an und sagte nichts. Sie wahrte die Geheimnisse des großen Hengstes, das wusste er. Er nahm ihr das Schweigen nicht übel, war aber entschlossen, die Geheimnisse Lucifers zu erfahren.
    „Du kennst Joe Troon“, sagte er. „Wie gut trifft er mit dem Gewehr?“
    Der Themenwechsel überraschte sie. „Ziemlich gut, falls er nicht gerade betrunken ist. Dann schießt er nur mäßig.“
    „Ist er gut im Spurenlesen?“
    „Nicht so gut wie Sie oder ich.“
    „Bist du sicher?“
    „Einmal hat er einen ganzen Nachmittag nach mir gesucht, dabei war ich meist nur fünf Meter entfernt.“
    Er schloss die Augen. Zorn überkam ihn, wenn er an Troon dachte, wie er mit praller Hose und vor Gier kochendem Blut die Gegend nach Janna absuchte, während diese im Gebüsch hockte.
    „Kann Troon auf Schussweite an Lucifer herankommen?“
    Sie erstarrte. „Was sagen Sie da?“
    „Ned hat mir erzählt, Troon hätte sein Gewehr genommen und wäre auf Jagd gegangen. Er will Lucifer kampfunfähig schießen. Verdammt, wenn Troon nicht ein wahrhaft guter Schütze ist, bringt er ihn am Ende rein zufällig um.“
    Ein Schauer lief durch ihren angespannten Körper. Ihre größte Angst war gewesen, dass ein gieriger Pferdejäger den Einfall haben könnte, den schwer fassbaren Hengst lieber zu töten, als ihn einzufangen, um auf diese Weise leichter an seine Herde zu kommen.
    „Wenn Troon die Wildpferde in eines der geschlossenen Seitentäler treibt, könnte er von den Felsenklippen auf sie schießen. Auf Lucifer ist in letzter Zeit so viel Jagd gemacht worden, dass er sich von der
    Ostseite des Plateaus fern hält. Er wurde nach Nordwesten vertrieben, in das Land der glatten Felsen, das nur die Indianer kennen.“
    „Wird er dort bleiben?“
    Janna hätte die Frage gern bejaht, aber sie kannte Lucifer zu gut. Auch früher war er schon aus seiner Lieblingsgegend vertrieben worden; aber er kehrte immer zum Black Plateau zurück. Die Felsschluchten, die ganzjährig wasserführenden Sickerlöcher und die schier endlose Steppe, die sich vor der Hochfläche ausbreitete, schienen eine unfehlbare Anziehungskraft auf den mächtigen Hengst auszuüben. Jahr um Jahr kehrte er zurück, ganz gleich, wie sehr die Menschen ihn hetzten. Doch dieses Mal brachten sie Gewehre mit, und vor den Kugeln würde nicht einmal er mit seinen starken, schnellen Beinen davonlaufen können.
    Der Gedanke war Janna unerträglich. Es gab nur eine Möglichkeit, wie sie vielleicht Lucifers Tod verhindern konnte. Sie musste ihn an einen Mann verraten, der nicht auf ihn schießen würde.
    Janna sah in Tys ruhige grüne Augen und betete, dass sie die richtige Entscheidung traf.
    „Am Black Plateau gibt es in einem Umkreis von zweihundert Kilometern das beste Gras und das beste Wasser“, sagte sie. Ihr Mund war ausgetrocknet. „Ich kenne jede Wasserstelle, jedes Versteck in den Büschen und jeden Platz, an dem saftiges fettes Gras wächst. Ich werde Sie an alle geheimen Orte führen, bis wir Lucifer gefunden haben, aber nicht, bevor Sie mir etwas versprochen haben.“
    Die traurige Entschlossenheit in Jannas Gesicht ließ Ty für einen Moment wünschen, er hätte nie von dem großen schwarzen Hengst gehört. Aber er wusste von Lucifer, und dieses Wissen teilte er mit allen Männern zwischen dem Rio Grande und dem Schlangenfluss. Die Zeit als frei laufender Mustang neigte sich für den Hengst unaufhaltsam dem Ende zu. Das wusste Janna so gut wie Ty.
    „Ich werde so behutsam wie möglich mit ihm umgehen“, sagte er leise und hielt ihre Hände zwischen seinen. „Ich will nicht Lucifers Willen brechen, sondern nur einige gute Stuten von ihm decken lassen. Solange ich meine eigene Ranch aufbaue, lasse ich ihn auf Logans Ranch in Wyoming. Dort kann er mit den Reitpferden umherlaufen. Lucifer wäre beinahe so frei wie hier. Und in Wyoming ist er in Sicherheit. Niemand wird mit einem Gewehr oder mit einer Peitsche auf ihn losgehen. Und wenn Lucifer das Eingesperrtsein auf der Koppel nicht erträgt, öffne ich persönlich das Gatter. Lieber soll er in Freiheit sterben als mit glanzlosen Augen die

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