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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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halten.
    In halber Höhe des Tafelberges endete der Pfad vor einem niedrigen Überhang aus rotem, von dunkelbraunen Streifen durchzogenem Fels. Der einzige Zugang war der Pfad, der sie hergeführt hatte. Offensichtlich war dies der Unterschlupf, den Janna ausgesucht hatte.
    Ty wartete die Einladung nicht ab, vom Pferd zu springen. Er tauchte unter dem gemeinsamen Regenumhang durch und glitt von Zebras Rücken. In einer Mischung aus Erleichterung und Zorn begutachtete er den Unterstand. Der Platz reichte knapp, um einen Mustang und zwei Menschen vor dem Regen zu schützen; wenn das Wildpferd sich ruhig verhielt und die Menschen sich mit dem Platz für eine Person begnügten.
    Zumindest hatte er keine Schwierigkeiten, sich ohne Feuer warm zu halten. Jannas Anblick würde genügen. Bereits bei dem Gedanken spannte seine neue Hose. Nein, die Hose ist nur zu eng, beruhigte er sich und wusste, dass er log.
    Was, zum Teufel, ist los mit mir, fragte er sich zornig. Keine erwachsene Frau, und wäre sie in eine Wolke aus Seide und Parfüm gehüllt, könnte mich derart in Hitze bringen. Wieso verliere ich wegen einer zerlumpten kleinen Waisen, die flach wie ein Brett ist, die Gewalt über mich?
    Die einzige Antwort war die Erinnerung, wie frei und offen Janna ihr Vergnügen gezeigt hatte, als er ihren Rücken massierte.
    Er unterdrückte einen Fluch und kämpfte gegen die Forderungen seines Körpers. Er zwang sich, das lustvolle Drängen zu ignorieren, das mit jedem heftigen Pulsschlag stärker wurde und ihn daran erinnerte, dass er ein Mann war. Trotz der zerlumpten Kleider und der schmächtigen Gestalt war Janna viel zu weiblich, um seine Seelenruhe nicht zu gefährden.
    Ohne ein Wort begann er mit der Erforschung der Halbhöhle, die für eine Nacht ihr Unterschlupf sein würde. Janna glitt von Zebra und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie er umherkroch, während sie die Hufe der Stute nach Steinen absuchte. Sie fand keine. Zebra stupste sie neugierig. Janna liebkoste die Nase der Mustangstute und zog zärtlich neckend an den weichen Pferdelippen; ein Vergnügen, das Zebra ebenso genoss wie sie selbst.
    „Such dir dein Abendessen“, sagte sie schließlich und schob Zebras samtweiches Maul weg.
    Offenbar hatte die Stute genug gegrast, während Ty in der Stadt gewesen war. Sie machte keine Anstalten, den steilen Pfad wieder hinunterzuklettern, um in der Ebene nach Futter zu suchen.
    „Dann geh aus dem Weg“, sagte Janna ärgerlich.
    Zebra sah sie an.
    Janna griff in die Mähne der Stute und zog an den Haaren. Gehorsam setzte Zebra sich in Bewegung und ließ sich auf die andere Seite der Felsplatte führen, von wo der kaum sichtbare Pfad in die Tiefe führte.
    „Da kannst du bleiben, Mädchen.“
    Laute Donnerschläge grollten und ließen den Boden erbeben. Zebra zuckte mit den Ohren und wieherte.
    „Hast du ihr schon einmal Fußfesseln angelegt?“ fragte Ty. Er blickte sich auf der engen Plattform um, die sie sich zu dritt teilen mussten.
    Janna schüttelte den Kopf.
    „Dann hoffen wir, dass sie keine Schlafwandlerin ist“, murmelte er. Er streifte den Rucksack ab und ließ ihn zu Boden gleiten. Der dumpfe Aufprall verriet das Gewicht.
    „Im Frühling, als Cascabel Lucifer einfangen wollte, waren wir drei Tage hier oben“, sagte Janna. „Zebra ist nicht ein einziges Mal auf mich getreten. Ich glaube, sie hält mich für ein Fohlen. Wenn ich mich zum Schlafen hinlege, wandert sie umher und grast, aber meinen Schlafplatz behält sie immer im Auge. Sie warnt mich, wenn Gefahr droht.“
    „Verhalten sich alle Mustangs so?“
    Sie schüttelte wieder den Kopf. „Nein, nur Zebra. Meistens ist sie wirklich gern bei mir.“
    „Meistens?“
    „Wenn sie rossig ist, bleibt sie dicht bei Lucifer, und ich halte mich fern.“
    Ty sah Zebra an. „Ist sie jetzt rossig?“
    „Die Paarungszeit hat gerade begonnen. Aber sollte Zebra bis zum Winter nicht trächtig werden, trifft Lucifer keine Schuld“, erklärte Janna trocken.
    Ty lächelte. Seine Augen funkelten. „Ich bin sicher, Lucifer kümmert sich gut um seine Stuten“, sagte er gedehnt. „Aber dass er sie allein umherwandern lässt, überrascht mich.“
    „Er ist zu sehr damit beschäftigt, vor Menschen zu fliehen und andere Hengste abzuwehren. Da kann er nicht hinter jeder störrischen Stute herlaufen. Außerdem weiß er längst, dass Zebra immer zurückkommt.“
    „Wie lange folgst du seiner Herde schon?“
    „Seit mein Vater gestorben ist.“
    „Hat sich Lucifer

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