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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Innenseite seines Schenkels gerutscht war. Janna schien derart in die Karte vertieft, dass sie nichts bemerkte.
    Eingeklemmt zwischen Baum und Borke ... schimpfte er mit sich selbst. Er saß in der Zwickmühle. Auf einer Seite der harte Felsen, auf der anderen die harte Prüfung durch Janna; und noch härter die Stelle zwischen meinen Beinen, dachte er verächtlich. Er nahm den Hut ab und legte ihn auf den Schoß, um den anschwellenden Grund seiner Qualen wenigstens annähernd zu verbergen.
    „An der Westseite gibt es zwei gute Pfade auf die Hochfläche“, fuhr Janna fort und entspannte leicht die Finger, als sie sich anders hinsetzte. Wie heiß und straff sich die Oberfläche von Tys Schenkel anfühlt, stellte sie fasziniert fest. „Der erste Pfad verläuft hier, ungefähr vier Kilometer von der südlichen Grenze des Gebiets. Er wird Long View Trail genannt, wegen der guten Aussicht, die man von dort hat.“ Um den Weg in die Karte einzuzeichnen, beugte sie sich weit zum Boden. Ihre Rippen streiften sein Bein. „Das ist der einfachste Weg nach oben. Die Indianer benutzen ihn seit ewigen Zeiten. Der zweite Weg verläuft hier. “ Sie zeichnete noch eine Linie ein. „Die beiden Pfade liegen etwa achtzig Kilometer auseinander. Der zweite Weg nach oben wird Raven Creek Trail genannt. Er ist schwieriger zu begehen als der Long View Trail, und mit ihm erreicht man auch nicht auf direktem Weg eine Wasserstelle oder gutes Grasland. Deswegen benutzen die Indianer den Raven Creek Trail nur auf der Jagd.“
    „Oder wenn sie auf dem Kriegspfad sind?“
    Janna nickte. „Cascabel hat sein Lager am Fuß des Plateaus aufgeschlagen, wo der Raven Creek in den Santos Wash mündet.“ Sie wies nach Norden, wo eine große Einkerbung das Felsmassiv unterbrach. „Der Mustang Canyon liegt hier. Dort gibt es das ganze Jahr über gutes Gras und einen Weg nach oben, den nur das Rotwild und die Wildpferde benutzen ... und gelegentlich ein paar verrückte Pferdefänger.“
    „Und du.“
    Sie lächelte. „Und ich. Aber Zebra ist mit diesem Weg aufgewachsen. Manchmal glaube ich, ihre Mutter war eine Bergziege. Zebra ist vollkommen trittsicher. Ich steige auf diesem Pfad übrigens fast immer von ihr ab und gehe zu Fuß. Es gibt einen rutschigen Abschnitt, der mir Albträume bereitet.“
    Ty lächelte dünn. „Albträume? Du?“ spottete er. „Du bist viel zu hart im Nehmen, um Angst zu haben, vor was auch immer. Ist dein geheimes Tal ungefähr dort?“ Er wies auf die südöstliche Ecke des Plateaus.
    „Ja.“
    Er bemühte sich standhaft, nicht auf Janna zu achten, die sachte und unbeirrt immer näher rückte. Er betrachtete die Karte und begann im Geist, die gerade Grenzlinie der Hochfläche in unterschiedlich große Vorsprünge und Ausbuchtungen zu übersetzen. Das entsprach besser dem Charakter der Landschaft. Im Norden, Osten und Süden bildeten Vorberge und Klippen aus nacktem Fels den Saum, außerdem gab es Täler und Felsspalten unterschiedlicher Größe und Tiefe. Von den größeren Tälern zweigten Seitentäler ab, die Seitentäler teilten sich in viele Schluchten, und die Felswände der Schluchten durchzogen Abflussrinnen.
    Das Ergebnis war ein Labyrinth. Wer an der Steilkante einer Schlucht stand und auf die gegenüberliegende Wand blickte, die nur dreihundert Meter entfernt lag, brauchte trotzdem einen Tagesmarsch, um in weiten Umwegen auf die andere Seite zu gelangen. Die meisten der vielen hundert Schluchten und Täler, die den unregelmäßigen Rand der Hochfläche bildeten, waren Sackgassen. Sie besaßen nur einen Ausgang. Der öffnete sich in die Steppe. Nach oben zum Black Plateau war der Weg versperrt.
    „Kennst du noch andere Pfade auf die Hochfläche?“ fragte Ty und fügte die von Janna genannten Routen in die Zeichnung ein. „Was ist mit den vielen Schluchten, die in das Massiv hineinführen? Wenn man ihnen bis zum Ende folgt, könnte man von dort auf die Hochfläche klettern?“
    Sie zuckte mit den Achseln. „Das musst du Mad Jack fragen, wenn du ihn das nächste Mal siehst. Er weiß Dinge über das Black Plateau, von denen nicht einmal die Indianer eine Ahnung haben. Aber die Canyons, die ich gesehen habe, enden alle vor nacktem steilen Fels. Man müsste schon verrückt sein oder auf der Flucht, um sein Leben zu retten, wenn man versuchte, diese Wände hinaufzuklettem.“ „Grast Lucifer in Canyons, die nur einen Ausgang haben?“
    „In den größeren schon. Aber nie in kleinen Schluchten. Pferdefänger

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