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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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müssen ihn dort in die Enge getrieben haben. Die Öffnung muss mindestens fünfhundert Meter breit sein, sonst kommt er nicht einmal in die Nähe. Er ist misstrauisch und schlau wie kein anderes Wildpferd.“
    „Kein Wunder, dass er noch immer in Freiheit ist.“ Ty sprach mit einer Mischung aus Anerkennung und Überdruss. „Ich hatte Glück, überhaupt so nah an den Hengst heranzukommen, bevor Cascabel mich schnappte. Meinst du, es könnte gelingen, Lucifer aufzuschrecken, so dass er nicht weiß, was mit ihm geschieht, und er Hals über Kopf in eines dieser kleinen Täler ohne Ausgang flüchtet?“
    „Das haben alle Pferdefänger bereits versucht.“
    Er fragte nicht, mit welchem Ergebnis. Der Hengst lief noch immer
    frei herum.
    „Wundert mich nicht, dass Troon diesen schwarzen Teufel vorher anschießen will“, murmelte er.
    Janna dachte an den Gewehrschuss, den sie gehört hatte, und biss sich auf die Lippe.
    Ty sah es und wandte sich ab. Die Vorstellung, er selbst würde zart in ihre Lippen beißen, war zu verlockend. Tatsächlich war alles an ihr eine einzige Verlockung. Obwohl sie nicht mehr nach vom gebeugt saß, um die Karte zu vervollständigen, behielt sie ihre Hand auf seinem Schenkel. Die davon ausgehende Wärme breitete sich in seinem Körper aus. Bei dem Gedanken, dass ihre schlanken Finger dem Teil von ihm nahe waren, der am meisten nach ihr verlangte, litt er Höllenqualen.
    Einen stummen Fluch auf den Lippen, versuchte er, sich aus der innigen Nähe fortzustehlen. Keine zwei Zentimeter weiter stieß er gegen die Felswand. In der gespannten Stille hörte er dicht neben sich Jannas Magen knurren. Das Geräusch erinnerte ihn, dass das Mädchen lange nichts mehr gegessen hatte.
    „Rutsch mal ein Stück, damit ich an mein Gepäck kann“, murmelte er.
    Der Rucksack lag auf Armlänge entfernt. Ty konnte ihn erreichen, auch wenn Janna sich nicht von der Stelle rührte. Dazu musste er bereit sein, sich an sie zu pressen, während er hinüberlangte. Sie warf ihm einen Seitenblick zu und entschied, auf den Hinweis zu verzichten, wie nah sein Gepäck lag. Wortlos rutschte sie einige Zentimeter seitlich nach hinten.
    „Weiter.“
    Sein knapper Befehlston ärgerte sie. „Siehst du das nicht? In dieser Felskluft ist kaum Platz.“
    „Ja. Und davon nimmst du drei Viertel in Anspruch“, entgegnete er. „Hör auf, mir auf die Pelle zu rücken.“
    „Dir auf die Pelle rücken? Mein Gott, meinst du etwa, ich habe Flöhe?“ murmelte sie halblaut. „Wer war kürzlich in Neds Saloon? Die Flöhe hast eher du ..."
    „Janna“, unterbrach er sie drohend. „Rück zur Seite!“
    „Beruhige dich, ich rücke schon.“ Sie kroch an die gegenüberliegende Seite der Kluft und kauerte sich an die Wand, als befände sich wenige Zentimeter vor ihren Füßen ein Abgrund. „Besser?“
    Ty knurrte etwas, das Janna nicht verstehen wollte.

19. Kapitel
    Eines der üblichen Spätnachmittagsgewitter war über dem Black Plateau niedergegangen. Felsen und Bäume glänzten wie frisch poliert. Das schräg einfallende Sonnenlicht verwandelte die sich dahinschlängelnde Wiese in einen Fluss aus gleißendem Gold. Früher war die Schönheit dieser Landschaft ein Trost für ihre hungrige Seele gewesen. Heute achtete Janna weniger auf das Vorhandene, sondern richtete ihre Aufmerksamkeit auf das, was fehlte. Hinter einer Reihe von Tannenschößlingen verborgen, lag sie auf dem Bauch und suchte noch einmal die ganze Wiese ab. Sie starrte durch das Fernglas, bis ihre Arme vor Erschöpfung zitterten.
    Obwohl die Landschaft leer wirkte, waren Cascabels Abtrünnige allgegenwärtig. Ty und Janna mussten sich wie Diebe durch das Hochland schleichen und kamen den Wildpferden nie näher. Immer entdeckten sie nur Spuren, die die Tiere am Vortag oder noch einen Tag früher hinterlassen hatten.
    „Das verstehe ich nicht.“ Janna senkte schließlich das Fernglas und kroch weiter nach hinten unter die schützenden Nadelbäume, die bis an die Wiesenkante wuchsen. „Selbst wenn Lucifer gefangen wurde, hätten wir nicht wenigstens einige Tiere aus seiner Herde sehen müssen, die allein umherwandern? Kein Pferdefänger würde die älteren Stuten oder die Frühjahrsfohlen wollen. Und seit wir über den östlichen Pfad hier heraufgekommen sind, haben wir nichts von Troon oder den anderen Pferdefängern gehört oder gesehen.“
    „Bis auf die Folge von Gewehrsalven gestern“, sagte Ty. „Das hörte sich nicht nach Schüssen von Jägern an. Troon

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