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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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könnte mit Cascabel zusammengestoßen sein.“
    Sie runzelte die Stirn. „Ich sollte wohl Cascabels Lager auskundschaften“, sagte sie zögernd.
    „Was?“ Er klang erstaunt.
    „So habe ich dich gefunden“, erklärte sie. „Ich habe Schüsse gehört
    und bin ihnen nachgegangen. Dann kam ich zu der Stelle, wo die Spuren einer Gruppe unbeschlagener Indianerponys mit denen von zwei beschlagenen Pferden zusammentrafen und sich kreuzten. Die Ponys hatten kehrtgemacht, um deinen Pferden zu folgen. Das Gleiche habe ich getan. Am Ende führten alle Spuren zu Cascabels Lager. Ich konnte nicht gleich zu dir gelangen, um dich zu befreien. Deshalb habe ich mich versteckt und abgewartet. Meine Chance, dir zu helfen, kam in dem Moment, als du das Spießrutenlaufen überstanden hattest und noch kräftig genug zum Weglaufen warst.“
    Er schüttelte verwundert den Kopf und dachte an die Gefahr, in die sie sich begeben hatte, um das Leben eines völlig fremden Menschen zu retten. Hinter ihrer schmächtigen Gestalt verbarg sich ein verblüffender Wagemut. Den brauchte sie nicht an einen dreckigen Nordstaatler wie Joe Troon zu vergeuden.
    „Ist Troon dein Freund?“ fragte er.
    Sie sah ihn verblüfft an. „Joe Troon? Auf seinem Begräbnis würde ich keine Träne vergießen“, flüsterte sie tonlos. „Ehrlich gesagt, ist er eher...“
    Ihre Stimme erstarb. Sie wollte nicht an das Erlebnis erinnert werden, wie Troon sie eingesperrt und begonnen hatte, ihr die Kleider vom Leib zu schälen. Es war ihr gelungen, sich zu befreien, und sie hatte weglaufen können. Anschließend hatte er stundenlang nach ihr gesucht und gebrüllt, was er mit ihr tun würde, sobald er sie wieder eingefangen hätte.
    Die Angst und Ablehnung in ihren Zügen erzählten Ty mehr, als er über Janna und Joe Troon wissen wollte.
    „Also“, sagte er leise und riss sie aus ihren unglücklichen Erinnerungen, „nach allem, was ich gehört habe, als ich in der Stadt war, um Vorräte zu kaufen, ist Troon ein Säufer, Dieb, Feigling, Schläger und ein hinterhältiger Kerl, der anderen Leuten in den Rücken schießt. Was Cascabel auch mit ihm vorhat, er verdient sein Schicksal. Außerdem weißt du nicht einmal, ob Cascabel ihn gefangen genommen hat. Vielleicht sitzt Troon längst wieder in Sweetwater und lässt sich in Neds Saloon mit Fusel voll laufen. Weder du noch ich haben Grund, uns dem Lager der Abtrünnigen zu nähern, um einen Tunichtgut wie diesen zu suchen und dabei Kopf und Kragen zu riskieren.“
    „Ich weiß“, antwortete sie. „Ich ertrage nur den Gedanken nicht, dass Cascabel jemanden als Gefangenen hält. Ganz gleich, um wen es sich handelt. Cascabel ist so grausam.“
    Er zuckte mit den Achseln. „Cascabel sieht das anders. Er ist ein
    Krieger, der den furchtbarsten Bewährungsproben standgehalten hat, die dieses raue Land, die Kavallerie und seine indianischen Brüder für ihn bereithielten. Er hat nie Mitleid empfunden, aber auch nie darum gebeten. Das war so und wird auch so bleiben.“
    „Du klingst, als würdest du ihn bewundern.“
    Nach langem Schweigen schüttelte er den Kopf. „Ich mag ihn nicht, aber ich achte ihn. Er ist ein verdammt tapferer Kämpfer, ganz gleich, mit welchen Waffen oder in welcher Lage. Mancher General würde ihn um die Kenntnisse beneiden, wie er die Gegebenheiten der Landschaft und seine unterlegenen Waffen am besten für Angriff und Verteidigung einsetzt.“
    „Hast du eine Ahnung, was er mit den Gefangenen tut, die nicht entkommen?“
    „Ja“, antwortete er rasch. „Dass ich ihn bewundere, habe ich nicht gesagt, Janna. Im Krieg helfen Ehrgefühl und eine gute Kinderstube wenig, wenn es ums Überleben geht. Cascabel ist ein Meister im Überleben. Black Hawk weiß das. Er hat es auf keinen Zusammenstoß ankommen lassen, in der Hoffnung, dass die Armee ihm die Arbeit abnehmen und sich um die Abtrünnigen kümmern wird.“
    „Black Hawk kann froh sein, wenn Cascabel nicht seinen ganzen Stamm abwirbt“, grollte sie. „Mittlerweile muss sich die Hälfte seiner Krieger hier unten versammelt haben, und der Zustrom hört noch immer nicht auf. Jeden Tag kommen mehr.“
    „Cascabel ist zur Hälfte Apache. Der Ältestenrat der Ute würde ihn nie als Häuptling anerkennen. Während die jungen Krieger, die zu Cascabel überlaufen, fest an ihren Sieg glauben. Sie wissen noch nicht, dass eine Armee, die den ganzen konföderierten Süden in die Knie gezwungen hat, mit dem Ausräuchern von ein paar Renegatennestern

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