Wildes Liebesglück
Messerstiche. Trotzdem konnte er ihr nicht vorwerfen, dass sie ihn für so grausam hielt. Wann hatte er sich ihr jemals von einer anderen Seite gezeigt?
Brennas Angstschrei drang tief in sein Innerstes. Wenn er sich vorstellte, dass er so weit wie möglich von Brenna fortgewollt hatte, dass er in den Fernen Osten hatte segeln wollen, um sie nie wiederzusehen. Er war nur bis Birka gekommen. Dort war er umgekehrt Er hatte angenommen, Brenna weile bereits wieder in ihrer Heimat und war nur zurückgekommen, um seinem Vater zu sagen, er solle sie zurückbringen. Er hatte endgültig festgestellt, dass er, ganz gleich, was sie für ihn empfand, nicht mehr ohne sie leben konnte.
Er wurde mit den Neuigkeiten begrüßt, dass sie noch hier war. Der Grund ihres Hierseins erstaunte ihn. Er konnte nicht zu ihr gehen, denn er hatte Angst, sie in ihren Umständen außer sich zu bringen, aber er war täglich durch die Wälder geritten und hatte sich ihrem Haus in der Hoffnung genähert, sie zu sehen. Und als er heute ihren Schrei gehört und- sie be wuss tlos vorgefunden hatte, hatte ihn panische Angst ergriffen.
»Ein Junge«, sagte Uda und hielt das Kind an den Füßen hoch.
Garrick starrte ehrfurchtsvoll das winzige Baby an. Uda schüttelte das Kind. Dann schüttelte sie es noch einmal. Garrick hielt den Atem an und wartete auf ein Lebenszeichen.
»Es tut mir leid«, sagte Uda. »Das Baby ist tot.«
»Nein! « brüllte Garrick und stürzte auf das Baby zu. Er nahm es in seine großen Hände und starrte Uda hilflos an. »Es darf nicht sterben. Sonst sagt sie, ich hätte es umgebracht!«
»Das Kind kann nicht atmen. Das kommt oft vor. Dagegen kann man nichts machen.«
Garrick blickte das bewegungslose Kind in seinen Händen an. »Du muss t leben! Du muss t atmen!«
Heloise stellte sich mit Tränen in den Augen neben ihn. »Garrick, bitte. Du quälst dich nur selbst.«
Er hörte seine Mutter nicht. Es drohte, ihn zu zerreißen, als er wahrnahm, wie die Luft, die seinen Brustkasten bewegte, nicht auch den seines Sohnes aufleben ließ. Er sah auf den winzigen Oberkörper des Kindes und wünschte sich nichts mehr, als ihn mit Luft füllen zu können. Ohne zu denken, blies er dem Baby seinen eigenen Atem in den Mund.
»Au weh! « kreischte Uda. »Was tut er nur?« Schreiend rannte sie aus dem Zimmer. »Er ist verrückt!«
Garricks verzweifelter Versuch, seinem Sohn sein eigenes Leben einzuhauchen, war erfolglos, aber er war längst jenseits aller rationalen Erwägungen angelangt und versuchte das gleiche noch einmal. Diesmal bedeckte er Mund und Nase des Kindes, damit die Luft nirgends hin entweichen konnte, sondern in seinen Sohn eindringen muss te. Der winzige Brustkasten füllte sich, die Arme schlugen um sich, dann schluckte das Kind Luft und stieß einen Schrei aus, der so laut war, dass er im ganzen Haus widerhallte.
»Gelobt sei Gott für dieses Wunder!« rief Linnet und fiel auf die Knie, um ihrem Gott zu danken.
»Das ist wahrhaft ein Wunder, Garrick«, sagte Heloise liebevoll. »Aber du hast es vollbracht. Du hast deinen Sohn zum Leben erweckt.«
Er ließ es zu, dass sie ihm das schreiende Baby abnahm. Ob Wunder oder nicht - er war zu erleichtert, um zu sprechen. Er empfand einen so unsäglichen Stolz, als sei dies die größte Leistung, die er in seinem bisherigen Leben vollbracht hatte, und als würde er auch in Zukunft nie wieder zu etwas Vergleichbarem fähig sein.
»Ich brauche dich wohl nicht zu fragen, ob du dieses Kind annimmst«, sagte Heloise, wickelte das Baby in eine Decke und legte es Garrick zu Füßen, um ihn die Geburtsriten vollziehen zu lassen.
Er beugte sich nieder, nahm das Kind auf seine Knie und besprenkelte es mit Wasser aus einer Schale, die Heloise gebracht hatte. Er hatte zugeschaut, als sein Vater das Zeremoniell an seiner Schwester vollzogen hatte, und er wuss te, dass man das gleiche mit ihm und Hugh getan hatte.
»Dieses Kind soll auf den Namen Selig hören!«
»Das ist ein guter Name«, sagte Heloise stolz und nahm ihm das Baby wieder ab. »Geh jetzt hinunter und erzähle deinem Vater, dass er einen neuen Enkel hat. Er wird ebenso stolz und glücklich sein wie du.«
Aber Garrick ging statt dessen langsam auf das Bett zu. Brenna hatte die Augen geschlossen. Fragend sah er Linnet an.
»Sie ist bei der Geburt ohnmächtig geworden«, sagte sie zu ihm, während sie Brenna den Schweiß von der Stirn wischte. »Sie weiß nicht, dass Ihr um ihren Sohn gekämpft habt, aber ich werde es
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