Wildes Liebesglück
ihr erzählen.«
Ob sie es glauben würde? »Ich weiß, dass sie viel Blut verloren hat. Wird sie es überleben?«
»Die Blutung hat aufgehört. Sie wird ebenso schwach sein wie das Kind. Wir können nur beten, dass sie beide schnell zu Kräften kommen.«
»Mach dir keine Sorgen, Garrick«, sagte Heloise von der anderen Seite des Zimmers her, wo sie Selig, der lautstark protestierte, in warmem Wasser badete. »Was du getan hast, kann nicht umsonst gewesen sein. Sowohl das Kind als auch die Mutter werden leben.«
46
In der ersten Woche fürchtete sich Brenna bei jedem Erwachen, bis sie sich vergewissert hatte, dass es ihrem Baby gut ging. Ihre Tante hatte ihr eine wüste Geschichte erzählt. Garrick sollte ihrem Sohn das Leben gerettet haben. Sie konnte es nicht glauben, da er sich das Kind noch nicht einmal angeschaut hatte. Brenna erholte sich nur langsam von der Geburt, aber Selig nahm schnell zu. Brenna war bitter enttäuscht, - dass er seine glänzende Gesundheit nicht ihr zu verdanken hatte. Sie hatte ihr Baby säugen wollen, aber ihre Milch reichte nur zwei Wochen lang.
Brenna machte sich bittere Vorwürfe, als Heloise darauf bestand, ihr eine Frau zu schicken, deren Baby bei der Geburt gestorben war, aber sie sah schnell ein, dass es keine andere Lösung gab. Sie versuchte, ihrem Kind um so mehr Liebe zu geben, aber auch hier übertrieb sie. Schließlich fand sie ein gesundes Verhältnis zu ihrem Kind.
Brenna wuss te auch, dass es an der Zeit für sie war, nach Hause zu gehen. Sie war nur so lange hiergeblieben, weil sie Garrick kein einziges Mal gesehen hatte. Sie wuss te nicht einmal, wo er schlief und brachte es nicht über sich, jemanden danach zu fragen. Zweifellos war er zu Morna gezogen.
Linnet machte keine Einwände, als Brenna ihr mitteilte, sie sei bereit zu gehen. »Du wirst doch gewiss bei mir wohnen?« fragte Brenna hoffnungsvoll.
»Noch eine Weile. Dann gehe ich zu Anselm zurück.«
»Du bist doch frei«, protestierte Brenna. »Du brauchst nicht zurückzugehen.«
»Ich habe viele Freunde dort.«
Brenna seufzte. »Du vermisst Heloise?«
»Ja.«
»Und Garricks Vater?«
»Ich schäme mich nicht, gelegentlich das Lager mit ihm zu teilen, Brenna«, verteidigte sich Linnet. »Ich weiß, dass Heloise seine wahre Liebe ist, aber er mag mich und ist nett zu mir. Heloise ist mir eine wertvolle Freundin«, sagte Linnet lachend. »Wir haben ein seltsames Verhältnis. Aber mir ist es recht, und ich fühle mich wohl. Ich weiß, dass du Anselm hasst , aber ... «
»Ich hasse ihn nicht mehr«, fiel ihr Brenna ins Wort. »Als Anselm meinen Sohn zum ersten Mal im Arm gehalten hat, muss te ich an den Hass und die Blutrünstigkeit auf seinem Gesicht denken, als er unser Gut angegriffen hat. Aber er hat seinen Enkel mit viel Liebe angeschaut. Er hat viel für mich getan, und ich bin ihm dankbar. Ich habe ihm noch nicht wirklich verziehen, was er uns damals angetan hat, aber ich verspüre keinen Hass mehr.«
»Das freut mich«, sagte Linnet lächelnd. »Ich glaube, du bist endlich doch noch erwachsen geworden, Brenna.«
Am Tag vor dem ersten Wintersturm zog Brenna wieder in ihr kleines Haus. Als sie auf der Suche nach Wild durch den Schnee stiefelte, hatte sie erstmals das Gefühl, als hätte sie sich an dieses Land und sein rauhes Klima gewöhnt.
Die Zeit verging, ohne dass Garrick nach seinem Sohn sah. Brenna hatte die Einladung zu den Feierlichkeiten der Wintersonnenwende nicht angenommen, und so kehrte Linnet allein zu Anselm zurück. Brenna vermisste sie, obwohl es ihr nicht an Gesellschaft fehlte. Leala, Seligs Amme, lebte noch bei ihr. Sie hatte Elaines Platz eingenommen. Oft kam auch Cordella mit dem kleinen Athol zu Besuch.
Brenna kehrte früh von der Jagd zurück, weil sie alle Pfeile verschossen hatte. Garricks Pferd stand vor ihrem Haus. Wie konnte er es nur wagen, sieben Monate nach der Geburt seines Sohnes plötzlich aufzutauchen? Sie trat ein. Selig saß auf dem Schoß seines Vaters vor dem Feuer, kicherte und spielte zufrieden mit den Schnüren an Garricks Umhang. Garrick war überrascht, sie zu sehen, aber das merkte sie nicht. Sie sah nur, wie glücklich ihr Sohn war. Zorn stieg in ihr auf, weil Selig bisher nicht in den Genuss gekommen war, einen Vater zu haben. Und all das nur, weil Garrick sie haßte.
»Gefällt dir der Name, den ich ihm gegeben habe?« fragte Garrick unbeholfen.
»Ich habe ihn als das einzige akzeptiert, was er je von seinem Vater bekommen
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