Wildes Liebesglück
eingetroffen«, sagte der junge Mann atemlos. »Ich wollte eben von Anglesey zurückkehren und bin der Gesellschaft auf dem Weg begegnet.«
»Wie willst du wissen, dass es mein Verlobter war?« fragte Brenna besorgt. Auf diese Nachricht war sie nicht gefasst gewesen, gerade jetzt, wo man ihren Vater zu Grabe trug.
»Wer sollte es denn sonst sein?« antwortete der Mann. »Es war eine Schar von hochgewachsenen blonden Männern. Es waren ganz bestimmt Wikinger.«
Angstvolle Stimmen klangen auf, aber Brenna konnte nur an ihre eigene missliche Lage denken. »Herr im Himmel, warum gerade jetzt?« rief sie aus.
Das konnte ihr der junge Mann nicht beantworten. Linnet zog sie an sich und sagte: »Frag dich nicht, warum, mein Liebling. Es ist so.« Dann sprach sie mit dem Boten. » Wie nah sind sie?«
»Jenseits des Waldes.« Er zeigte nach Nordwesten. »Etwa eine Meile entfernt.«
»Sehr gut«, antwortete Linnet. »Wir müssen sie auf dem Gut empfangen. Ihr Leute geht jetzt ins Dorf zurück. Ihr habt nichts von diesen Wikingern zu befürchten. Sie kommen mit friedlicher Absicht.«
Als sie auf dem Gut angelangt waren, ging Brenna ruhelos in der großen Empfangshalle auf und ab. Fergus saß gespannt bei dem Rest der Familie. Er war dafür verantwortlich, dass die Wikinger hier waren, und er konnte es kaum erwarten, sie willkommen zu heißen. Er hatte lange Zeit in einem feindlichen Land geweilt, ehe er den Haardrad-Klan gefunden hatte. Der Anführer hatte Fergus persönlich empfangen, um das Geschäft für seinen Sohn abzuschließen und sein heiliges Ehrenwort gegeben, dass alles geschehen würde wie vereinbart. Durch Lord Angus' Tod war die Braut ein großes Vermögen wert, da seine Ländereien und sein Gut jetzt an sie gefallen waren und somit auch ihrem Gatten gehörten. Die Wikinger würden hoch erfreut sein.
»Brenna, Liebling, du müss test ein Kleid anziehen«, sagte Linnet.
»Nein.«
»Brenna, so kannst du deinen zukünftigen Mann nicht empfangen. Was soll er nur denken?«
»Ich habe gesagt - nein! « fauchte Brenna.
Cordella beäugte ihre Schwester selbstgefällig. Sie amüsierte sich, weil sie sich denken konnte, warum ihre Schwester sich grämte. Die junge Frau fürchtete, ihr Verlobter könnte sie vor der Abreise heiraten wollen. Die Hochzeit würde schon heute stattfinden. Oder morgen. Und dann kam die Hochzeitsnacht - und das Entsetzen. Cordella hätte fast laut aufgelacht. In dieser ersten Nacht würde sie Schmerzen haben, und Brenna würde dank ihrer Mithilfe glauben, dass es immer so wäre. Welch süße Rache! Wenn sie nur dabeisein und zuschauen könnte ...
Genau daran dachte Brenna. Sie war noch nicht auf eine Heirat vorbereitet, und sie würde es auch nie sein. Sie war nicht gewohnt, Schmerz ohne Vergeltung hinzunehmen. Sie würde kämpfen. Herr im Himmel, was war, wenn sie ihren Gemahl tötete, weil er seine Rechte beanspruchte? Das wäre ihr eigenes Todesurteil.
Solche Überlegungen wirbelten ihr durch den Kopf, als der erste große Geröllblock gegen die Tür des Gutshauses schlug. Alle schrien verblüfft auf. Fragende Seitenblicke trafen auf verwirrte Gesichter, aber als ein erstickter Schrei vorn Hof kam, dem ein weiterer Geröllblock folgte, stürzte Brenna zum Fenster und starrte ungläubig auf das Geschehen.
»Allmächtiger Gott, sie greifen an!«
Ein Diener lag enthauptet auf dem Weg, der zu den Ställen führte, und auf dem ganzen Hof wimmelte es von Wikingern mit gezogenen Schwertern, mit Äxten und mit Speeren. Eine kleine, grob zusammengebaute Schleuder wurde von zwei Männern betätigt. Ein dritter Steinblock traf die Tür. Von dem Fuß des Hügels stiegen dunkle Rauchwolken auf - das Dorf stand in Flammen.
Brenna drehte sich zu der Gruppe um, die sich hinter ihr versammelt hatte. Wyndham war darunter, und sie sah ihn anklagend an. »Kommen so Eure Landsleute, um eine Braut zu holen?«
Wyndham wuss te nicht, was er antworten sollte, aber Fergus sagte unsicher: »Diese Wikinger können nicht diejenigen sein, die ich ausgewählt habe.«
»Dann sieh nach, ob du sie kennst!« befahl sie grob.
»Brenna, beruhige dich doch!« bat Linnet.
Fergus ging zum Fenster, und es dauerte nur eine Sekunde, bis er den großen Häuptling des Haardrad-Klanes erkannte. Anselm der Emsige stand vor seinen Männern und gab die Befehle.
»Das ist doch nicht möglich!« rief Fergus. »Er hat sein Wort gegeben!«
Ein weiterer Geröllklotz veranlasste Brenna zu handeln. »Wyndham, seid Ihr auf
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