Wildes Liebesglück
umsah und dann beruhigt die Tür schloss . Er sah ihr fest ins Gesicht. Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, als er sich wieder rührte.
»Ich will dir nichts Böses tun, Mädchen«, sagte Anselm brummig und räusperte sich, ehe er sanfter weitersprach. »Verstehst du mich? Hast du meine Sprache schon gelernt?«
Brenna zwinkerte nicht einmal mit einem Augenlid. Sie beobachtete ihn argwöhnisch. Welchen Grund hatte er, in Garricks Abwesenheit hierherzukommen?
Anselm fuchtelte mit dem Messer in seiner Hand herum. Er sah auf die Klinge nieder, in der sich das Feuer widerspiegelte. »Ich habe nichts anderes von dir erwartet«, flüsterte er sanft.
Brenna runzelte die Stirn. Wovon sprach er? Sie muss te sich anstrengen, um ihn zu verstehen. »Ich nehme an, ich hätte nicht kommen sollen. Du hast noch keine Zeit gehabt, zu vergessen, was ich getan habe, oder zu verstehen, warum. Ich habe dein Volk für das gehasst , was es meinem Sohn angetan hat, Mädchen. Wenn du erst einen Sohn hast, wirst du mich verstehen. Garrick konnte ihnen verzeihen, weil seine Mutter ihn Mitgefühl gelehrt hat, aber ich konnte es nicht. Wir sind ein stolzes, rachsüchtiges Volk, aber es war mein Fehler, meine Rachsucht auf dich und deine Familie zu erstrecken, die keine Schuld traf. Die Nordkelten haben meinen Sohn fast ein Jahr lang in einem dunklen Verlies gefangen gehalten, als er siebzehn Jahre war. Sie verweigerten ihm jede Nahrung bis auf einen Haferschleim, den man einem Hund nicht zum Fraß vorsetzen kann. Sie haben ihn zum Spaß gefoltert, aber sorgsam vermieden, ihn zu töten, weil er ihnen von Nutzen sein würde, wenn sie wieder von den Wikingern überfallen würden. Als Garrick floh und zu uns heimkehrte, war er nur noch die äußere Hülle des Knaben, der er vorher gewesen war. Es dauerte ein Jahr, bis er seine Kraft wiedererlangt und seine Narben ausgeheilt hatte.«
Anselm sah mit traurigem Blick auf. »Ich weiß, dass du kein Wort verstehst, Mädchen. Aber das macht nichts. Ich mag dich. Ich bewundere deinen Mut, und ich bedaure, dass ich dich aus deinem Land fortgeholt habe. Du wirst es nie erfahren, weil ich mehr dummen, männlichen Stolz habe als jeder andere. Wenn du mich verstehen würdest, könnte ich niemals diese Worte zu dir sagen. Aber ich kann zumindest versuchen, es wiedergutzumachen und hoffen, dass du mich eines Tages weniger hassen wirst. «
Brenna war versucht, mit Anselm zu reden. Sie hätte ihm gern gesagt, dass sie jedes Wort verstanden hatte. Es wäre ihr eine Befriedigung gewesen, ihn so zu demütigen, aber sie durfte ihr einziges Geheimnis nicht preisgeben, das ihr von Nutzen sein konnte, wenn sie bereit war zu fliehen. Außerdem war sie verstört über das, was ihr eigenes Volk Garrick angetan hatte, und verstand Anselms Rachegelüste, wenngleich sie ihm auch nicht verzeihen konnte, was er und seine Männer in ihrem Land getan hatten. Immerhin hatte Garrick es gewagt, selbst gefangengenommen zu werden, als er ihr Volk überfallen hatte. Sie hätten ihn töten können, statt ihn zum Spaß zu foltern.
Anselm stand auf und legte das Messer auf den Tisch.
»Ich weiß, dass du mich aufspießen würdest, wenn du Gelegenheit dazu hättest«, sagte Anselm wieder mit seiner gewohnten Rauheit. »Aber versuch es nicht. Ich habe noch nicht den Wunsch zu sterben. Dazu liegen noch viel zu viele kämpferische Jahre vor mir. Ich will noch viele Streitigkeiten regeln und noch viele Enkel im Arm halten, ehe ich zu Odin in die Walhalla eingehe.«
Anselm ging zum Feuer, um sich die Hände zu wärmen. Es war, als wollte er Brenna eine Gelegenheit geben, sich auf das Messer zu stürzen. Vielleicht war es auch ein Vertrauensbeweis. jedenfalls blieb sie ruhig sitzen.
Vielleicht wollte er sein Gewissen erleichtern, als er wieder ansetzte zu sprechen. »Seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe, beschäftigst du mich, Mädchen. Aber es scheint dir im Hause meines Sohnes wohl ergangen zu sein.« Er sah sie listig an. »ja, dir geht es gut, aber Garricks Stimmung wird immer düsterer. Bist du der Grund?« Plötzlich knurrte er vor sich hin. »Pah! Du würdest mir ja nicht einmal antworten, wenn du es könntest. Ich bin der größte Narr aller Zeiten. Ich stehe da und rede auf eine Dirne ein, die kein Wort versteht. Und ein noch größerer Narr, einer Sklavin ein wertvolles Pferd zu schenken. Was mich zu diesem Entschluß veranlasst hat ... Nun ja, Schwamm drüber. Garrick wird nicht gerade erfreut sein, aber vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher