Wildes Liebesglück
es ihr nicht gut bei ihm erging.
Anselm hatte sie Garrick in der Hoffnung gegeben, dass er bei ihr das elende Weibsstück vergessen würde, das einen kalten Zyniker aus dem heiteren jungen Mann gemacht hatte. Als Garrick die Schwester des Mädchens aufgesucht hatte und einen Monat später auch ihre Tante, hatte Anselm angenommen, dass seine Wissbegierde ein gutes Zeichen sei und dass sein Sohn bald wieder der alte sein würde. Aber von da an hatte sich Garricks Verfassung nur verschlechtert. Anselm wuss te nicht, warum. J etzt war Garrick seit Wochen in den Bergen, und Anselm sah ihn kaum noch.
Garrick blieb immer häufiger für längere Zeit fort. Anselm sorgte sich zwar langsam um Garricks Wohlergehen, aber er wollte noch einige Tage warten, ehe er ihn auf Heloises Drängen hin suchen ließ.
»He, Erin!« rief Anselm. »Ich habe ein neues Füllen mitgebracht. Hast du noch Platz?«
»Klar«, murmelte Erin.
»Es ist nicht für Garrick, merk dir das.«
»So?«
»Nein, das ist ein Geschenk für die keltische Dirne«, sagte Anselm brummig. »Denk daran, es meinem Sohn zu sagen, wenn er nach Hause kommt.«
»Bei meiner Seele! « gackerte Erin. »Seit wann macht Ihr einer Sklavin so edle Geschenke?«
»Denk dir nichts dabei, alter Kauz. Wo ist das Mädchen?«
»Sie lebt im Haus.«
Die Neuigkeiten überraschten Anselm. »Vielleicht war ich gar nicht ein solcher Narr«, meinte er kichernd.
»Wollt Ihr meine Meinung wissen?« fragte Erin, dem der Schalk in den Augen saß.
»Mach dich an die Arbeit«, knurrte Anselm und ging ins Haus.
Brenna saß am Küchentisch, weil die Küche der wärmste Raum im ganzen Haus war. Durch den Schneesturm kam Yarmille, die Brenna fast wahnsinnig gemacht hatte, nicht mehr ins Haus. Janie und Maudya verließen ihr Haus nur selten, und Erin zog die Wärme des Stalles vor. Brenna fühlte sich so einsam, dass sie schon fast Yarmille und ihr belustigendes Geschwätz herbeisehnte.
Brenna hatte zufällig herausgefunden, dass Yarmille Heloise aus tiefster Seele haßte und dass dieser Hass sich auch auf deren beide Söhne erstreckte. Brenna fragte sich, ob Garrick Yarmilles wahre Gefühle kannte.
Brenna warf ein Scheit ins Feuer und starrte in die knisternden Flammen. Sie wollte es sich nicht eingestehen, aber sie vermisste Garrick wirklich. In seiner Gegenwart verspürte sie nie, wie mühsam sich die Stunden dahinschleppten. Sie war immer auf der Hut und so lebendig wie nie zuvor. Nachts war sie ein Nervenbündel, das wartete und fürchtete, Garrick könne wieder zu ihr kommen, aber seit er sie vergewaltigt hatte, tat er es nicht mehr.
Seine Behandlung verletzte sie zutiefst. Wenn er wieder zärtlich gewesen wäre, hätte sie ihm vielleicht verzeihen können. Die Nacht, in der er sie mit seiner Zärtlichkeit zum Schmelzen gebracht hatte, war wunderbar gewesen. Hinterher hatte er sie im Arm gehalten, als bedeute sie ihm etwas, und sie hatte in dieser Nähe geschwelgt.
Aber für das letztemal haßte sie ihn. Am nächsten Tag hatte sie einen Ausritt unternommen und dabei Coran kennengelernt. Er war nur ein Jahr älter als sie, hatte ein angenehmes Gesicht und klagte nie über sein aufgezwungenes Los. Er gefiel ihr gleich. Sie hatte ihn, der noch nie auf einem Pferd gesessen hatte, mit nach Hause genommen. Übermütig hatte sie dem Pferd die Sporen gegeben, und Coran hatte sich ängstlich an sie geklammert. Garrick hatte sie beobachtet und seinem Zorn freien Lauf gelassen.
Brenna seufzte versonnen. Zwei Monate lang hatte er sie ignoriert. Dann ging er häufig zum Jagen und kam spät oder gar nicht heim. Brenna fragte sich, ob er bei Morna gewesen war. Vielleicht auch bei Janie oder Maudya, vielleicht waren auch die Sklavinnen seines Vaters mehr nach seinem Geschmack. Cordella! Brenna stampfte auf den Boden und machte Garrick Vorwürfe.
Brennas Puls ging schneller, als sie das Hämmern an der Tür vernahm, denn so konnte nur Garrick klopfen. Als sie die Tür öffnete, stand Anselm dort. Er war in einen schweren Pelz gehüllt, der ihn zweimal so kräftig aussehen ließ, wie er es ohnehin schon war. Im ersten Moment bekam sie einen Schock, aber dann blitzte weißglühender Zorn in Brennas Augen auf.
Sie stürzte zum Tisch, packte ein Messer und wollte ihn angreifen. Aber ihre blinde Wut hatte sie achtlos gemacht. Anselm stand längst hinter ihr. Er nahm ihr das Messer fort und warf sie quer durch die Küche auf einen Stuhl am Herd. Schwer atmend blieb sie sitzen, während er sich
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