Wildes Liebesglück
Weg ins Inland. Die große Kapuze ihres Umhangs verbarg ihr Gesicht, wie sie es beabsichtigt hatte. Für den Fall, dass ihr eilig ausgeheckter Plan danebenging, wollte sie unerkannt verschwinden können. Aber das war unwahrscheinlich. So ein einfacher Plan, dachte sie. Was sollte da schon schiefgehen?
Nach den Berechnungen der Frau blieb ihr nur gut eine Meile bis zu der Ansiedlung der Borgsens zu Fuß zurückzulegen. Aber es war noch nicht einmal erforderlich, die gesamte Strecke zu laufen. In einem dichten Wäldchen kamen ihr zwei Reiter in scharfem Galopp entgegen. Furchtsam drückte sie sich an einen Baumstamm, als die mächtigen Rösser auf sie zukamen.
Sie lachten über ihre Feigheit. Von dieser und von ihrer kleinen Statur schlossen sie darauf, dass es sich um eine Frau handeln muss te, aber sie nahmen an, dass sie mit einer der Frauen ihres Klans diese Scherze trieben.
Einer der kräftigen Männer stieg ab. Er war der jüngere von beiden, und er war in Pelze gehüllt, die seinen Umfang doppelt so groß wirken ließen, wie er war.
»Eine Dirne, die zu so früher Stunde ausgeht und das auch noch allein, muss sich mit ihrem Liebhaber treffen. Ihr braucht nicht länger zu suchen, denn statt dem einen habt Ihr zwei gefunden, die Euch zufriedenstellen werden.«
Der andere Wikinger saß noch auf seinem Pferd. Er war kaum älter als der erste, aber er war ebenso groß, breit und bedrohlich. Sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass ihm die Bemerkungen des anderen Mannes unangenehm waren.
»Reg dich ab, Cedric«, sagte er unwillig und wandte sich selbst an die Frau. »Wie heißt Ihr?«
»Adosinda«, log sie.
»Ich kenne niemanden dieses Namens«, bemerkte Cedric. »Du, Arno?«
»Nein. Woher kommt Ihr, Frau Adosinda?«
Sie zögerte. Ihr Herz schlug heftig. »Von - von der anderen Seite des Fjords.«
Beide Männer wurden todernst. »Seid Ihr vom Haardrad Klan?«
»Nur entfernt, sehr entfernt.«
»Wenn Ihr von der anderen Seite des Fjordes kommt, müss t Ihr wissen, dass Ihr auf dieser Seite nichtwillkommen seid!« rief Arno aus.
»Das ist eine Intrige, Arno«, sagte der jüngere Wikinger nachdenklich. »Ich habe dir doch gesagt, dass die Haardrads schon zu lange ruhig waren. jetzt haben sie eine Frau geschickt, um unsere Häuser auszuspionieren und uns im Schlaf zu töten! Wer würde eine Frau verdächtigen?«
»Das ist nicht wahr, ich schwöre es!« schrie sie. »Niemand weiß, dass ich hier bin! «
»Spart Euch die Lügen, Frau. Ich bin Cedric Borgsen, der dritte Sohn Lathams. Mein ältester Bruder Edgar wurde von Hugh Haardrad umgebracht. Wenn ich Betrug schnuppere, wirst du augenblicklich sterben!«
»Ich will euch nichts antun! « sagte sie hartnäckig. Große Furcht hatte sie ergriffen. »Ich habe keine Waffe bei mir.«
»Warum dringt Ihr dann unbefugt in Gebiet ein, auf dem Ihr nicht erwünscht seid?«
»Ich wollte euch um Hilfe ersuchen.«
»Ihr wollt uns hereinlegen! « beschuldigte Cedric sie.
»Nein - nein! Ich kenne niemanden sonst, der mir helfen würde, denn ich habe die Absicht, einem Haardrad Übel zuzufügen, und welcher Vasall oder Anverwandte täte das schon? Nein, kein anderer als ein Borgsen würde meinen Plan ausführen.«
»Deine Worte klingen falsch. Welcher Haardrad würde einem anderen etwas antun wollen?« fragte Arno.
»Eine Frau, eine, an der viel zu verdienen ist.«
»Laß sie ausreden, Arno. Ich bin inzwischen neugierig geworden.«
»Was ich will, ist ganz einfach, und ich zahle gut dafür. Es gibt da eine junge Sklavin, die erst kürzlich gefangengenommen wurde, eine keltische Schönheit mit rabenschwarzem Haar und rauchfarbenen Augen. Sie steht mir im Weg, und ich will, dass sie verschwindet.«
»Mord?«
»Es ist mir gleich, was ihr mit ihr anfangt, wenn ihr sie erst habt«, fuhr die Frau fort. »Ihr könnt sie für euch behalten, solange sie nicht flieht - aber das wird sie versuchen. Ihr könnt sie auch weit weg von hier verkaufen und daran noch einmal einen Batzen verdienen. Meinetwegen könnt ihr sie auch töten.«
»Wie kann man einem Haardrad eins auswischen, indem man ihm eine Sklavin stiehlt?« fragte Arno.
»Anselm Haardrad hat sie hierhergebracht und sie seinem zweiten Sohn, Garrick, gegeben. Innerhalb kürzester Zeit hat sie Garrick verhext. Das Mädchen ist ihm viel wert, und wenn sie fortläuft, ist das für ihn verheerend.«
»Fortläuft?«
Die Frau lachte teuflisch. »Alles muss so aussehen. Versteht ihr, Garrick wird sie überall suchen,
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