Wildes Lied der Liebe
ihre blasse Haut schimmerte beinahe bläulich. Er wusste, dass sie Schmerzen hatte, aber auch, dass sie es niemals eingestehen würde. Die Bisswunde war noch immer gerötet, doch die Schwellung ging zurück, und es gab keine Anzeichen für eine Entzündung.
Trace braute einen Trank aus heißem Wasser, Melasse und Whiskey und brachte ihn Bridget. Die Mischung würde ihr besser helfen als der Tee und vermochte vielleicht sogar, die Schmerzen ein wenig zu betäuben.
Sie roch an dem Becher und rümpfte die Nase.
»Trink«, befahl Trace leise. Am liebsten hätte er ihr eine blonde Haarsträhne aus der Stirn gestrichen, riskierte es aber nicht.
Vorsichtig trank Bridget einen Schluck, hustete und versuchte, ihm den Becher zurückzugeben.
»Trink«, wiederholte er.
»Wo sind Noah und Skye?« Offenbar wollte sie Zeit gewinnen.
Er nahm den Becher und hielt ihn ihr sanft an die Lippen. Zögernd nippte und schluckte sie. »Sie sind hier, Liebes, sitzen am Tisch und spielen Karten.« Poker, um genau zu sein. Er hatte es ihnen selbst beigebracht - nun, Skye zumindest, Noah hatte noch eine Menge zu lernen -, während Bridget geschlafen hatte, zog es aber vor, ihr die Einzelheiten nicht zu verraten. Stattdessen lächelte er und ließ sie mehr von dem Gebräu trinken.
»Trace?« Sie hatte den halben Becher geleert und wurde bereits schläfrig.
»Ja?« Er stellte den Becher beiseite und zog die Bettdecke bis unter Bridgets Kinn.
»Danke.«
Er beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn, wie er es auch mit Skye getan hätte. Die Berührung löste einen Sturm der Gefühle in ihm aus, der ihm schier den Atem raubte, obwohl es ihm gelang, den Aufruhr in seinem Innern vor Bridget zu verbergen.
»Jederzeit«, antwortete er. »Doch ich wäre dir dankbar, wenn du dich in Zukunft von Klapperschlangen fern halten würdest.«
Bridgets Augen glänzten, obgleich sie kaum noch vermochte, sie offen zu halten. »Du ... du bleibst doch in der Nähe?«
Am liebsten hätte Trace sie gleich noch einmal geküsst, wagte es aber nicht, da es eine ganz andere Art von Kuss gewesen wäre. Also nickte er nur. »Ich habe meine Decken hereingebracht und dort beim Ofen ausgebreitet. Schlaf jetzt, Bridget, du brauchst Ruhe.«
Sie lächelte zaghaft. »Ich hasse es zu schlafen.«
Er wusste, dass sie die reine Wahrheit sprach. Bridget war eine Frau voller Energie und Tatkraft, für die es kaum unbeschäftigte Augenblicke gab. »Nun, bedenke immer«, neckte er sie, »je eher du einschläfst, desto schneller wird es Morgen sein.«
Bridget lachte leise, doch es schien Trace, als würde das kaum hörbare Geräusch sein ganzes Leben verändern. »Das sage ich Noah jeden Abend.«
»Dann muss es ja stimmen.«
Lächelnd schloss sie die Augen. Keine Sekunde zu früh, denn Trace befürchtete, dass ihm nur allzu deutlich ins Gesicht geschrieben stand, wie viel Zuneigung und Zärtlichkeit er für sie empfand. Wenn Bridget davon erfuhr, würde sie sich womöglich wieder von ihm zurückziehen.
Als Bridget am nächsten Morgen erwachte, spürte sie einen stechenden Schmerz im Arm, hätte aber dennoch Freudentänze aufgeführt, wäre sie dazu nicht zu schwach gewesen. Trace verdankte sie ihr Leben. Auf einer Kiste neben dem Bett stand ein Einmachglas mit einem Strauß Wildblumen in Rot, Violett, Gelb und Weiß. Das neue Buch lag verlockend daneben.
Die Dachplane war zur Hälfte zurückgeschlagen, und Trace stand auf einem der Dachbalken. Er trug kein Hemd, und auf seiner Haut glänzten Schweißperlen. »Hallo, Dornröschen«, meinte er lächelnd.
Sie schluckte. Als sie Trace zum letzten Mal ohne Hemd gesehen hatte, war er etwa zwölf Jahre alt gewesen. Sie war ihm und Mitch am Badeteich begegnet. Doch nun war alles ganz anders. »Was tust du da oben?«
Selbst aus der Entfernung bemerkte Bridget, dass seine Augen spitzbübisch funkelten. »Was für seltsame Fragen du doch stellst! Ich schicke mich an, das Dach zu decken, wie ich es dir versprochen habe.«
Bridget fühlte sich unbehaglich, während sie im Bett lag und Trace über ihr mit bloßem Oberkörper arbeitete. »Zieh dir ein Hemd an«, bat sie und setzte sich auf. »Du wirst dir noch einen Sonnenbrand holen.«
Wieder lächelte Trace strahlend. »Pass nur auf«, warnte er sie. »Wenn du so weitermachst, komme ich womöglich noch auf den Gedanken, dass dir mein Aussehen nicht gleichgültig ist.«
Hitze stieg Bridget in die Wangen. »Du beobachtest mich schon die ganze Zeit. Wie soll ich denn
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