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Wildes Lied der Liebe

Wildes Lied der Liebe

Titel: Wildes Lied der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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aufstehen und mich anziehen, wenn du mich von dort oben anstarrst?«
    Er lachte. Das Sonnenlicht schien ihm eine gleißende Aura zu verleihen. »Das sollst du ja gar nicht.«
    »Und du willst den ganzen Tag über meinem Kopf Dachschindeln annageln?«
    Trace tat, als müsste er die Angelegenheit überdenken. »Wir sollten dich wohl besser aus dem Haus schaffen.« Dann leuchteten seine Augen wieder. »Skye und ich haben dir schon ein Plätzchen vorbereitet.«
    Allein der Gedanke, an die frische Luft zu kommen, ließ Bridget aufleben. Sie lächelte. »Wirklich?«
    »Ja«, antwortete er und sprang geschmeidig durch das offene Dach in die Hütte hinein. »Ich werde dich auf der Stelle hinausbringen.«
    Bridget betrachtete ihn fasziniert und war beschämt von ihrem Mangel an Zurückhaltung. Welche Frau würde schon so gebannt auf die nackte Brust eines Mannes starren? Eines Mannes, der nicht ihr Ehemann war, nicht Mitch ...
    Trace schien ihre Gedanken zu erraten und lächelte wehmütig. Er hob Bridget nebst Kissen und Decken aus dem Bett und drückte ihr das Buch in die Hand, das er in der Stadt für sie gekauft hatte. Die warme Sommerbrise und das Sonnenlicht wirkten wie heilende Hände, und Bridget stieß einen leisen Freudenschrei aus, als sie die Hängematte sah. Trace hatte ein altes Laken zwischen zwei kleinen, aber kräftigen Birken verknotet, nur einen Steinwurf vom Flussufer entfernt. Skye und Noah befanden sich in Sichtweite und angelten mit selbst gebauten Ruten im Fluss. Beide strahlten, als sie Bridget entdeckten.
    Es war himmlisch, im Schatten der Baumkronen in der Hängematte zu hegen und dem Rauschen des Primrose Creek zu lauschen. Bridget las eine Weile, nickte ein und las dann wieder. Noah und Skye angelten, und Trace arbeitete auf dem Dach und schlug mit gleichmäßigen Hammerschlägen Holznägel ein.
    »Sieh mal, Mama!« Bridget war wieder eingeschlafen, erwachte jedoch von der Stimme ihres Sohnes und dem Gefühl von etwas Kaltem an ihrer Hand. »Ich habe einen Fisch gefangen!«, rief Noah aufgeregt.
    Tatsächlich hing eine stattliche, glänzende Forelle an seinem Angelhaken. Bridget lachte und gab dem Jungen einen herzhaften Kuss. »Der ist ja beinahe so groß wie der Wal, der den armen Jonas verschluckt hat«, bemerkte sie.
    Noah nickte. »Und mir hat niemand dabei geholfen. Den habe ich ganz allein gefangen.«
    Bridget zerzauste ihm das Haar und dachte an Mitch. Plötzlich schien die Forelle ein wenig von ihrem Glanz zu verlieren, und auch die Sonne lachte nicht mehr so freundlich vom Himmel. »Dein Papa wäre stolz auf dich«, sagte sie leise.
    Noah runzelte die Stirn. »Ich möchte, dass Trace mein Papa ist.«
    Zwar überraschte diese Bemerkung Bridget nicht, dennoch versetzte sie ihr einen Stich. »Liebling«, erwiderte sie, mit den Tränen kämpfend, »o mein Liebling, so einfach ist das leider nicht. Dein Papa war ein Mann namens Mitch McQuarry, und auch wenn er nicht mehr bei uns ist, so wird er doch immer dein Vater bleiben.«
    Noah ließ den Fisch sinken. Die Bewegung wirkte auf Bridget so enttäuscht und verloren, dass sie sich danach sehnte, Noah in die Arme zu nehmen. Sie hielt sich jedoch zurück. Er mochte ein kleiner Junge sein, doch er war ganz gewiss kein Baby mehr. Ihn so zu behandeln, würde einzig seine Würde und Selbstachtung untergraben.«
    »Wo ist mein Papa?«
    »Darüber haben wir schon einmal gesprochen, Noah«, erinnerte Bridget ihn und wischte sich verstohlen mit dem Handrücken über die Wange. »Er ist im Himmel.«
    »Kommt er wieder zu uns zurück?«
    Bridget blickte ihren Sohn offen an. »Nein, mein Schatz. Die Menschen bleiben gern im Himmel, wenn sie erst einmal dort angekommen sind. Es ist ein wunderschöner Ort.«
    »Können wir nicht dorthin ziehen? Du und ich, Skye und Trace? Wir könnten doch nach Papa suchen.«
    Bridget schluckte schwer und blickte auf den Fluss hinaus. Gleich darauf aber sah sie Noah wieder in die Augen. »Wir werden alle eines Tages in den Himmel kommen«, erklärte sie ruhig. »Aber noch nicht so bald.« Und nicht gemeinsam.
    Noah dachte darüber nach. »Oh«, murmelte er. Doch in Windeseile hellte sich seine Miene wieder auf. Er schwenkte die Forelle über seinem Kopf und rief: »Sieh mal, Trace, ich habe ganz allein einen Fisch gefangen!«

5
     
    Am nächsten Tag stattete Marshal Flynn der Farm einen Besuch ab. Er legte den Kopf in den Nacken, hakte die Daumen in seinen Revolvergurt und bewunderte das neue Dach auf der Hütte der

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