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Wildes Lied der Liebe

Wildes Lied der Liebe

Titel: Wildes Lied der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Ihre Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an, sodass sie vermutlich nur ein heiseres Krächzen herausgebracht hätte.
    »Möchtest du mich vielleicht begleiten?«, fragte er. Trace war kein schüchterner Mann. Schon früher war er der Waghalsigste von ihnen gewesen, der sich allen möglichen Unfug ausgedacht und Mitch und Bridget dazu überredet hatte, sich ihm bei jeder Dummheit anzuschließen. Dennoch hatte er in diesem Augenblick eine jungenhafte Unsicherheit an sich, die in Bridget ein höchst unwillkommenes Gefühl der Zärtlichkeit weckte. »Damit du einmal etwas anderes siehst als die Farm, dachte ich.«
    Sie hatte die Ablehnung bereits auf der Zunge, hielt sich aber zurück. Skye und Noah wandten sich um und beobachteten Bridget, gespannt auf ihre Antwort. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, musste sich Bridget eingestehen, dass sie es müde war, immer zu Hause zu bleiben. Sie würde sich morgen ein Bild von den Entwicklungen in Primrose Creek machen und herausfinden, ob es dort bereits eine Kirche und eine Bank gab. Ja, eine Bank war besonders wichtig.
    »Sicher«, gab sie zurück, »ich begleite dich gern.«
    Trace schlief inzwischen wieder am Flussufer, in der Hängematte, die er für Bridget gemacht hatte. Sie beendete die Behandlung mit dem Essig, und Trace zog sich vorsichtig das Hemd an, knöpfte es aber nicht zu. Die ganze Zeit über hatte Bridget es erfolgreich vermieden, seinen Oberkörper zu betrachten, doch nun fühlte sie sich plötzlich wie magisch vom Anblick seiner Brust angezogen. Wieder und wieder sah sie ihn an.
    Schließlich war sie gezwungen, sich von ihm abzuwenden. »Gute Nacht, Trace«, sagte sie.
    Er stand dicht hinter ihr, sodass sein warmer Atem ihren Nacken streichelte. »Gute Nacht.«
     
    Das Gewitter begann kurz nach Mitternacht. Schwarze Wolken jagten über den nächtlichen Himmel, und der Wind rüttelte am Hüttendach. Zuckende Blitze erleuchteten die Landschaft in gespenstischer Klarheit, und das ängstliche Wiehern der Pferde gellte durch die Nacht. Bridget befahl Skye, auf Noah aufzupassen, hüllte sich in ihr Umschlagtuch, schlüpfte in die Stiefel, ohne sich die Zeit zum Zuknöpfen zu nehmen, und eilte hinaus. Am anderen Flussufer schlug der Blitz in eine riesige Fichte, die augenblicklich in Flammen aufging.
    Bridget lief um die Hütte herum zu den Pferden. Sis stand im Pferch, während der Hengst in einiger Entfernung angebunden war. Schweißnass vor Angst lief die Stute am Gatter hin und her, schlug mit dem Kopf und wieherte.
    »Ruhig, mein Mädchen«, redete Bridget ihr gut zu, »ganz ruhig.«
    Zwischen den Donnerschlägen hörte sie den Hengst, wusste jedoch, dass Trace bei ihm war.
    Sis beruhigte sich ein wenig, als sie Bridgets Stimme hörte und ihren Geruch wahrnahm. Die kleine Stute schnaubte.
    »Komm her, Sis«, lockte Bridget und streckte dem verängstigten Tier die Hand hin. »Ich bin es, Bridget. Und ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht.«
    In diesem Augenblick setzte der Regen ein. Zunächst fielen nur einige Tropfen, doch bald darauf prasselten wahre Sturzbäche hernieder. Trace tauchte an ihrer Seite auf, als sie Sis gerade ein Halfter übergestreift hatte. Er führte den Hengst. »Gibt es irgendwo einen Platz, an dem wir die Tiere unterstellen können?«, rief er Bridget zu, um das Tosen des Regens zu übertönen.
    Die aufgeregten und überhitzten Pferde waren in Sekundenschnelle völlig durchnässt.
    Bridget dachte an die alte Indianerhütte auf der anderen Seite des Flusses und deutete hinüber. »Dort drüben«, antwortete sie. Wenigstens hatte der Regen den brennenden Baum gelöscht. »Hinter den Bäumen. Ich zeige es dir.«
    Trace umfasste ihren Arm. »Nein, die Strömung ist zu stark. Du bleibst hier.«
    Kopfschüttelnd antwortete sie: »Es sind meine Pferde.«
    In einer Geste der Verzweiflung reckte Trace die freie Hand empor, ließ Bridget jedoch zum Flussufer vorangehen. Sie raffte das Nachthemd in Kniehöhe zusammen und verknotete es. Der Fluss war angeschwollen, und in den Abständen zwischen den Blitzen schien die Nacht noch dunkler zu sein als gewöhnlich. Während sie die verängstigten Pferde durch den Fluss führten, zuckten zweimal blau und golden schimmernde Blitze durch die Finsternis am anderen Ufer.
    Es wäre ein atemberaubend schöner Anblick gewesen, wenn sie sich nicht im Wasser befunden hätten. Der Primrose Creek war zweifellos der gefährlichste Ort, an dem sie sich in diesem Unwetter aufhalten konnten, dicht gefolgt

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