Wildes Lied der Liebe
schaffen?«, murmelte Skye.
Die Frage war mehr als berechtigt. Der beschwerliche Weg nach Primrose Creek hatte alles verschlungen, was Bridget an Geld oder Wertgegenständen besessen hatte. Jetzt hatte sie keinen Cent mehr, und Großmutters silberne Teekanne und die Jadebrosche waren im letzten Winter für die Unterkunft in Fort Grant aufgewandt worden. »Ich weiß es nicht«, gestand Bridget nach einer Weile, »aber mir wird schon etwas einfallen.«
Skye musterte sie aufmerksam. »Es gibt nicht viele Leute, die gewillt sind, hier in der Wildnis zu leben. Vermutlich wird niemand das Grundstück haben wollen.«
Vor langer Zeit hatten Indianer auf dem Grundstück gelebt, und eine ihrer Hütten stand noch immer auf dem Hügel auf der anderen Seite des Flusses, hinter einigen Bäumen verborgen. »Es ist gutes Land, Skye. Es wird sich schon ein Interessent finden. Und was würden wir tun, wenn der Käufer uns übel will?«
Skye antwortete nicht. Sie wusste, dass es eine gewisse Sorte von Nachbarn gab, die eine Gefahr für sie darstellen würde, sobald Trace seine Buße getan hatte und weiter gezogen war. Bridget zweifelte nicht daran, dass er Primrose Creek verlassen würde, sobald ihn wieder die alte Ruhelosigkeit packte. Aus diesem Grund durfte sie es sich auch nicht gestatten, Gefühle für ihn zu entwickeln.
Sorgfältig faltete Bridget den Brief zusammen und steckte ihn zurück in den Umschlag. Dann holte sie die Familienbibel der McQuarrys aus dem Regal und legte den Brief hinein. Als sie sich umdrehte, bemerkte sie, dass Skye sie mit einem nachdenklichen Lächeln betrachtete.
Bridget presste die Lippen zusammen, strich den Rock ihres
Baumwollkleides glatt und ging hinaus. Zum Schutz gegen die blendende Sonne legte sie die Hand an die Stirn und blickte auf. Noah schwang einen Hammer, die Zunge in den Mundwinkel gelegt, während Trace ihn beaufsichtigte. Eigentlich war es ein ganz gewöhnlicher Anblick: ein Mann und ein kleiner Junge, die Seite an Seite arbeiteten. Doch es erfüllte Bridget mit bittersüßer Melancholie, Trace und Noah zusammen zu sehen. Sie wünschte, Trace wäre nie nach Primrose Creek gekommen, freute sich jedoch gleichzeitig darüber, dass er es getan hatte.
Trace blickte auf und wartete vermutlich darauf, dass sie von ihm verlangte, Noah augenblicklich herunterzubringen. Und sie war versucht, genau das zu tun, hielt sich jedoch zurück und ging wieder ins Haus.
Am Abend waren Traces Rücken, Brust und Arme gerötet und fühlten sich heiß an.
»Ich habe dich gewarnt«, schalt Bridget ihn und holte den Krug mit Apfelessig, den sie für gewöhnlich dazu benutzte, Salat und Gemüse zuzubereiten. »Ich hatte dir geraten, dein Hemd anzuziehen. Aber du bist ein solcher Dickkopf, dass du nie darauf hörst, wenn ...«
Trace lachte, obwohl er offensichtlich starke Schmerzen hatte. »Ich glaube, ich laufe zum Fluss und lege mich eine Weile ins Wasser. Dann geht es mir besser.«
»Du wirst dich erkälten, wenn du so von einem Extrem ins andere fällst«, protestierte Bridget. »Setz dich und lass mich nur machen.«
Er warf einen skeptischen Blick auf den Essig und das Taschentuch, das Bridget aus der Truhe geholt hatte, die sie und Skye als Kommode benutzten. »Wird es wehtun?«
»Das hättest du dir wirklich früher überlegen sollen«, antwortete Bridget.
Trace verzog das Gesicht, als sie das Taschentuch mit dem
Essig befeuchtete und sanft auf die verbrannte Haut seiner linken Schulter presste. »Es geht dir offenbar besser«, bemerkte er. »Es scheint nichts Schöneres zu geben, als mich zu quälen.«
Sie schüttelte den Kopf, konnte jedoch ihren ernsten Gesichtsausdruck nicht beibehalten und lachte. »Ich hatte dich gewarnt. Du wirst noch einige Tage lang Schmerzen haben, Trace, und heute Nacht vermutlich nicht besonders gut schlafen können.«
Er sah sie an, und seine Augen schimmerten im Dämmerlicht leuchtend türkis. Sie hatten gut zu Abend gegessen - frische Forelle, Gemüse und einige von Skyes steinharten Brötchen -, und die Hütte machte einen überaus behaglichen Eindruck mit dem neuen Dach, dem warmen Schein der Lampen und dem Essensduft, der noch in der Luft hing. Skye und Noah saßen auf der Türschwelle und beobachteten die aufgehenden Sterne.
»Ich werde morgen noch einmal in die Stadt reiten«, meinte Trace. »Ich will mit Jake Vigil verhandeln, um gutes Bauholz zu bekommen. Wir brauchen einen neuen Pferch und einen Pferdestall
Bridget nickte, sagte jedoch nichts.
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