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Wildes Lied der Liebe

Wildes Lied der Liebe

Titel: Wildes Lied der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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können. So hatte er keine Luft mehr bekommen.
    Trace zog sein Messer, schnitt den Gurt des Steigbügels durch und schleppte Mitch an die Oberfläche.
    Die Schießerei hatte aufgehört, doch Trace nahm die Stille kaum wahr. Er barg seinen besten Freund aus dem Fluss, legte ihn mit dem Gesicht nach unten am Ufer nieder und presste beide Hände fest auf seinen Rücken, um das Wasser aus Mitchs Lungen zu pumpen. Zwar spürte er einen klopfenden Schmerz im Oberschenkel, doch es würde noch einige Zeit dauern, ehe er gewahr wurde, dass er verletzt war.
    Ein Gewehrlauf wurde gegen seine Schulter gedrückt. Trace blickte auf und entdeckte einen jungen Rebellensoldaten, verängstigt, doch entschlossen, seine Pflicht zu tun. »Er ist tot, Mister, und Sie nehme ich gefangen, also stehen Sie auf, wenn Sie können.«
    Trace zerrte Mitch auf die andere Seite und schrie ihn an, er solle au f wachen oder blinzeln oder wenigstens atmen. Doch Mitchs Lippen hatten sich inzwischen blau gefärbt, und seine Augen waren blicklos. Trace unterdrückte einen Schrei, stand mühsam auf und hob Mitch auf seine Schulter.
    »Sie müssen ihn hier lassen, Yankee«, befahl der Junge. Dieses Kind in der schlecht sitzenden Uniform aus grauem Tuch konnte nicht älter als sechzehn Jahre sein; in seinem Gesicht waren noch einige kleine Pickel zu sehen.
    Trace blickte ihn finster an. »Ich werde ihn begraben«, erklärte er. »Und wenn Sie mich daran hindern wollen, sollten Sie mich besser gleich hier erschießen.«
    Der Rebell deutete auf Traces blutigen Oberschenkel. »Scheint, als wäre mir jemand zuvorgekommen«, bemerkte er ohne Schadenfreude. Wieder stieß er Trace mit dem Gewehrlauf an, jedoch vorsichtig. »Sie werden nicht erlauben, dass Sie Ihren Freund begraben. Es gibt zu viele, die beerdigt werden müssen.«
    Schnell griff Trace nach dem Lauf und schob ihn beiseite. Dann entriss er dem Jungen das Gewehr und warf es von sich. Klappernd fiel es auf die nassen, glatten Kiesel am Flussufer und blieb dort hegen. »Wenn Sie noch einmal mit dem Ding in meinem Gesicht herumwedeln«, grollte Trace, »dann stopfe ich es Ihnen in den Rachen.« Dann ging er die Uferböschung hinauf zu der Wiese, die darüber lag, und die Konföderierten traten beiseite und ließen ihn passieren.
    Jemand gab ihm eine Schaufel, und Trace begann, ein Grab auszuheben. Er befand sich in einem seltsamen Gemütszustand, schien neben sich zu stehen und sich zu beobachten, als wäre er sein eigener verwirrter Schatten. Trace vermutete, dass die übermächtige Trauer ihn andernfalls wahrscheinlich dazu bringen würde, den Verstand zu verlieren.
    Die Rebellen ließen ihn graben, und einige Soldaten halfen ihm sogar. Als das Loch tief genug war, hüllte Trace Mitchs Leichnam in eine Decke, die man ihm gebracht hatte, stieg in das Grab hinab und legte seinen leblosen Freund so sanft zu seinen Füßen nieder, als hätte er Angst, einen Schlafenden zu wecken.
    »Auf Wiedersehen, mein Freund«, sagte er, dann versagten ihm die Beine, und er verlor das Bewusstsein.
    »Trace?« Eine Hand legte sich auf seine Schulter und schüttelte ihn sacht. »Trace, wach auf. Du träumst.«
    Er öffnete die Augen und erblickte Bridget, die sich über ihn gebeugt hatte. Das offene blonde Haar fiel ihr bis zur Taille hinunter. »Es tut mit Leid«, flüsterte er und versuchte, sich aufzurichten. Bridget trat einige Schritte zurück, um ihm Platz zu machen.
    Sie setzte sich auf eine der umgedrehten Kisten und faltete die Hände in ihrem Schoß. Es hatte aufgehört zu regnen, und der Mond schien aufgegangen zu sein, denn es brannte kein Licht in der Hütte, und dennoch konnte er Bridget in ihrem weißen Nachthemd klar erkennen. »Du hast nach Mitch gerufen«, erklärte sie leise.
    Er seufzte und fuhr sich durchs Haar. Er konnte Bridget nicht ansehen. »Ja«, murmelte er, »ich wollte dich nicht aufwecken.«
    »Ich habe noch nicht geschlafen«, antwortete Bridget, »denn ich habe über ... den heutigen Abend nachgedacht.«
    Der Kuss. Er hätte lieber über Mitch gesprochen. » Ich hätte das nicht tun dürfen.«
    »Nein«, stimmte Bridget ihm zu. »Und ich hätte den Kuss nicht erwidern dürfen. Doch ... ich bin so einsam gewesen.«
    »Ich weiß«, meinte Trace leise, »ich weiß.«
    Bridget richtete sich ein wenig auf. »Glaubst du, dass es den Pferden gut geht?«
    Trace lächelte, erleichtert über das Ende dieses Gesprächs, obgleich ein Teil von ihm enttäuscht war, dass sie den Kuss so einfach beiseite

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