Wildes Lied der Liebe
Eindruck, besonders in Gegenwart von Damen. Beim Anblick von Bridget und Skye errötete er und wandte sich schnell ab.
Trace stieg ab und stellte sich vor. Jake schüttelte ihm die Hand, und die beiden Männer gingen in den Lagerschuppen, um ihr Geschäft abzuschließen.
Bridget nutzte die Gelegenheit, sich nach einer Bank umzusehen. Vermutlich würde man ihr jedoch kein Darlehen geben, besonders jetzt, da sie den Hengst nicht mehr als Sicherheit anbieten konnte. Doch sie musste es wenigstens versuchen. Großvater hätte gewollt, dass der Besitz in der Familie blieb, auch Megans und Christys Anteile.
»Wonach suchst du?«, fragte Skye neugierig.
»Nach einer Bank«, antwortete Bridget. »Ich dachte, dass ...«
»Du willst dir Geld borgen, um Christy und Megan auszuzahlen, damit sie nicht herkommen und am anderen Ufer des Flusses leben.«
Bridget fühlte sich gekränkt, jedoch zu Unrecht, wie sie zugeben musste. Tatsächlich fürchtete sie insgeheim, dass ihre Cousinen nach Primrose Creek kommen und ihr Erbe antreten würden, so unwahrscheinlich es auch sein mochte. Bestimmt würde die alte Fehde wieder ausbrechen. »Du glaubst doch nicht, dass sie jemals auch nur einen Fuß in eine Stadt wie diese setzen würden«, meinte Bridget, versuchte damit jedoch nicht nur Skye zu überzeugen. Ihr Gewissen plagte sie ein wenig, da sie wusste, dass Gideon nicht gewollt hätte, dass Christy und Megan das Land verkauften. Vielleicht wäre ihm sogar eine Klausel für sein Testament eingefallen, die einen Verkauf verhindert hätte.
»Die beiden gehören nicht nach England«, erklärte Skye. »Die Farm war ihr Zuhause, ebenso wie unseres. Und nun gehören sie eben hierher.«
Bridget rollte die Augen gen Himmel. »Kannst du dir Christy und Megan wirklich vorstellen, wie sie in ihren Satinschuhen die Straße entlangspazieren und sich dabei seidene Taschentücher vor die empfindlichen Näschen pressen?«
Skye blickte sie trotzig an. »Sie kommen nach Primrose Creek, du wirst schon sehen. Und wehe, wenn du dann nicht freundlich zu ihnen bist.«
Bevor Bridget etwas erwidern konnte, erspähte sie ein Schild am Eingang eines besonders schäbig aussehenden Zelts: Gottesdienst am Sonntag. Nun, wenn es schon keine Bank gab, so doch wenigstens eine Kirche. Offenbar wurde Primrose Creek langsam, aber sicher von der Zivilisation eingeholt.
Trace kam aus der Sägemühle, an der vor allem auffiel, dass jegliches Geräusch von kreischenden Sägen fehlte. Er sah sehr zufrieden aus.
»Wir werden bald eine Scheune haben«, berichtete er, »und gleich danach auch ein Schlafzimmer.«
Skye blickte von Trace zu Bridget und errötete ein wenig. Dann lächelte sie. »Du willst anbauen?«
Trace nickte, als wäre nichts Ungewöhnliches dabei, derlei Pläne in Anwesenheit eines jungen Mädchens und eines Kindes zu erörtern. Von der Witwe seines besten Freundes ganz zu schweigen. »Im nächsten Frühling«, fügte er leichthin hinzu, »werde ich auch ein Zimmer für dich bauen, kleine Schwester, und für Noah auch eins.«
Die Ankündigung zauberte Skye ein strahlendes Lächeln aufs Gesicht, das jedoch bald einem nachdenklichen Ausdruck wich. »Ich bin dann schon beinahe siebzehn Jahre alt und werde bestimmt bald heiraten und mein eigenes Haus haben, gleich neben Bridgets.«
Er lachte. »Das hat keine Eile, Äffchen. Die Ehe dauert schon noch lange genug.«
Bridget wandte den Blick ab. Ihre Wangen brannten. »Gibt es hier in der Stadt eine Bank?«, fragte sie, vielleicht ein wenig zu gereizt.
»Aber Mrs. McQuarry«, gab Trace zurück, schob den Hut in den Nacken und lächelte Bridget neckend an, »wofür, um alles in der Welt, brauchst du denn eine solche Institution?«
Bridget richtete sich kerzengerade auf. Sie hasste es, wenn er sie »Mrs. McQuarry« nannte, noch dazu in einem Tonfall, der anzudeuten schien, sie sei ein kleines Mädchen, das nur die Hausfrau spielte und Tee in Puppengeschirr servierte. Dabei war sie eine erwachsene Frau, die einen Sohn aufzuziehen hatte. »Das sollte selbst Ihnen offensichtlich sein, Mr. Qualtrough. Ich will mir eine größere Summe borgen, um das Land am anderen Flussufer zu kaufen, bevor meine Cousinen es an jemand anderen abtreten.«
Trace hielt den Hengst am Wangenriemen des Halfters, seine Schulter berührte Bridgets Knie, und sie wünschte sich, er wäre nicht so dicht bei ihr. Seine Nähe erweckte in ihr ein Gefühl, als stünde sie wieder im Fluss, von zuckenden Blitzen umgeben. »Gideon hatte das
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