Wildes Lied der Liebe
Hut abgenommen, und sein Haar leuchtete golden im Sonnenlicht. Selbst aus der Entfernung konnte sich Christy nicht der Anziehungskraft seines Lächelns und seiner weiß blitzenden Zähne im sonnengebräunten Gesicht entziehen. Endlich gelang es ihr, den Blick abzuwenden und Bridget anzusehen. »Aber du musst doch zugeben, dass Primrose Creek nicht der geeignete Ort ist für eine junge Dame von gesellschaftlichem Sch li ff.«
Bridget seufzte. »Bei Zeus, Christy, du bist unmöglich!«
Christy richtete sich ein wenig mehr auf und antwortete, gerade als einer der Arbeiter in Hörweite war, der nach dem Wassereimer mit der Kelle suchte. »Ich habe die so genannte Stadt
Primrose Creek selbst in Augenschein genommen, Bridget. An diesen Ort gehören nur Männer und Maultiere.«
Der Mann hielt inne, warf Christy einen verächtlichen Blick zu und ging davon, ohne Wasser getrunken zu haben.
Ärgerlich blickte Bridget ihre Cousine an. »Willst du unbedingt, dass die Leute dich ablehnen, Christy - geht es dir darum? Auf diese Weise musst du nämlich nicht das Risiko eingehen, jemanden zu mögen, nicht wahr?«
Christy spürte Zorn in sich aufflammen, beherrschte sich jedoch und betrachtete ihre verschränkten Finger. »Was würdest du mir denn raten? Soll ich meine Schwester mit dem Meistbietenden verheiraten, nur um zu beweisen, dass ich nicht glaube, sie sei zu gut für die Menschen hier?«
»Warum nicht?«, flüsterte Bridget aufgebracht. »Willst du denn nicht eben dies mit deinem eigenen Leben anfangen? Dich mit dem Meistbietenden verheiraten?«
Christy war gleichzeitig wütend und zutiefst getroffen. In einem Augenblick der Schwäche hatte sie Bridget am ersten Tag in Primrose Creek ihr Geheimnis anvertraut und wünschte nun, ihre Gedanken für sich behalten zu haben. »Meine Pläne«, erklärte sie, als sie schließlich die Sprache wiederfand, »gehen nur mich etwas an, Bridget Qualtrough. Und ich wäre dir dankbar, wenn du dich da heraushalten würdest.«
Plötzlich schien Bridget einiges von ihrer Streitlust zu verlieren. Sie stützte das Kinn in die Hände und seufzte. »Nun streiten wir uns schon wieder«, klagte sie und blickte Christy ernst und freimütig an. »Ich möchte nur, dass du glücklich bist. Mehr nicht.«
Christy schluckte. Außer ihrem Großvater hatte noch nie ein Mensch diese Worte zu ihr gesagt. »Jeder ist seines Glückes Schmied«, erwiderte sie zögernd.
Besorgt ergriff Bridget ihre Hand. »Christy, hör mich an ...«
Doch Christy durfte es sich nicht gestatten, irgendwelchen romantischen Träumen zum Opfer zu fallen. Ihr Leben verlief nicht wie das ihrer Cousine und würde auch nie so verlaufen. Sie sprang auf und zog die Hand weg. »Du hast Trace«, entgegnete sie, während sie Bridgets Sohn beobachtete, der einem Schmetterling nachjagte und dabei wiederum von Skye verfolgt wurde. »Du hast den kleinen Noah, das neue Baby und ein schönes Haus, in dem du lebst. Was weißt du schon von der Lage, in der ich mich befinde?«
»Christy, es ging mir einst genau wie dir. Und ich war auch ebenso dickköpfig und stolz. Und eine Närrin. Daher weiß ich auch, dass du einen furchtbaren Fehler machst, wenn du nicht aus Liebe heiratest.« Sie schwieg, wohlwissend, dass ihre Worte zwar unwillkommen waren, aber dennoch ihre Wirkung nicht verfehlten. »Es wäre auch nicht gerecht gegen Jake«, fügte sie erbarmungslos hinzu. »Er ist ein anständiger Mann und verdient eine Frau, die ihn von Herzen um seiner selbst willen liebt.«
»Ich werde ihn mit der Zeit bestimmt gern haben«, versicherte Christy, schob trotzig das Kinn vor und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie würde Jake Vigil niemals Grund geben zu bereuen, dass er sie zur Frau genommen hatte. Nicht absichtlich jedenfalls. Sie würde kochen, putzen, nähen und ... nun, über alles andere würde sie später nachdenken.
»Gern haben?«, wiederholte Bridget herausfordernd. »Du wirst dein Leben mit ihm teilen. Und das Bett. Es wird nicht genügen, ihn gern zu haben ...«
Christy hielt sich die Ohren zu. »Hör auf.«
Doch Bridget dachte nicht daran. »Hast du jemals Leidenschaft empfunden, Christy? Hast du jemals geglaubt, den Verstand zu verlieren, wenn dich ein bestimmter Mann geküsst oder berührt hat?«
»Nicht!«, flehte Christy. Sie hatte von solchen Küssen und Zärtlichkeiten bislang nur geträumt, und in letzter Zeit war der Mann in diesen Träumen immer Zacha r y Shaw gewesen.
»Ich denke nicht daran aufzuhören«,
Weitere Kostenlose Bücher