Wildes Lied der Liebe
Kutschbock sitzen und Miss McQuarry anstarren, wenn Malcolm den Bann nicht gebrochen hätte.
Seufzend schloss Zachary die Augen, als die Cowboys in neuerlichen Gesang ausbrachen. Es handelte sich um eine rührselige Weise über eine Mutter, die am Fenster saß und darauf wartete, dass ihr »lieber Junge« aus dem Krieg zurückkehrte. Die beiden Kerle sangen hoffnungslos falsch, aber wenigstens trafen die Hunde manchmal die richtigen Töne.
Sie wird Jake Vigil heiraten - wegen seiner Sägemühle und seines großen Hauses, dachte Zachary, doch es half nicht viel, obgleich er wusste, dass jedes Wort der Wahrheit entsprach. Er musste einen Weg finden, sich Christy McQuarry aus dem
Kopf zu schlagen, sonst würde er noch den Verstand verlieren.
Einer der Sänger schlug mit der Faust an die hölzerne Zellentür. » Marshal !«, schrie er. »He, Marshal , sind Sie da draußen?«
»Was ist?«, rief Zachary zurück.
»Können Sie diesen verdammten Kötern nicht den Hals umdrehen?«
Zachary lachte. Was auch immer mit Miss McQuarry geschehen mochte, ihm blieben wenigstens die einzigartigen Freuden seiner Arbeit.
3
Als Jake Vigil kam, um beim Bau des Dachs zu helfen, brachte er ein Dutzend Arbeiter mit ur;d einen Strauß blauer und gelber Wildblumen. Während sich die Männer gleich an die Arbeit machten, ging Mr. Vigil mit hochroten Wangen auf Christy zu.
»Die sind für Sie«, sagte er. »Ich vermute, Sie kennen meine Absichten.«
Christy fühlte sich geschmeichelt, hatte aber auch ein schlechtes Gewissen. Die Ehe mit Jake Vigil würde zwar die Erfüllung all ihrer Wünsche bedeuten, doch er verdiente eine Frau, die ihn von ganzem Herzen liebte. Sie fühlte sich nicht zu ihm hingezogen und befürchtete, dass sie ihm niemals zärtliche Gefühle würde entgegenbringen können, gleichgültig, wie lange sie lebte, wie freundlich und großzügig er sich ihr gegenüber zeigen oder wie viele Kinder sie ihm gebären würde. Wieder dachte Christy an die zornigen Worte ihrer Schwester: Bist du sicher, dass es sich dabei nicht um deine Träume handelt?
Nun, dachte Christy, Megan weiß eben nicht, auf welch große Chancen sie verzichten würde, das ist alles. Ich muss dafür sorgen, dass es nicht dazu kommt. Schließlich will ich für alle nur das Beste.
Aber vielleicht nicht für Jake Vigil.
Gerade als sich Christy verzweifelt fragte, ob es ihr wohl je gelingen würde, Marshal Zachary Shaw endlich zu vergessen, erhaschte sie einen Blick auf einen schokoladenbraunen Wallach am Rande einer kleinen Lichtung. Bislang waren ihre Bemühungen jedenfalls noch nicht von Erfolg gekrönt.
»Guten Morgen, Miss McQuarry«, begann er und legte zum Gruß die Hand an den Hut, als wäre er allein von der Macht ihrer Gedanken an ihre Seite gerufen worden. Dann nickte er Mr. Vigil zu, der noch immer wie angewurzelt dastand, während der Blumenstrauß in seiner Hand zusehends litt. »Jake.«
Jake Vigil erwiderte den Gruß, schien jedoch nicht eben erfreut zu sein, Zachary zu sehen. »Ich schätze, in der Stadt muss es ungewöhnlich friedlich zugehen, Marshal , da du die Zeit findest, Miss McQuarry einen Höflichkeitsbesuch abzustatten.«
Mit leicht zitternden Händen befreite Christy die Blumen aus Jakes Fingern. »Ich will den Strauß schnell ins Wasser stellen«, meinte sie und wandte sich eilig zum Gehen.
Jake hielt sie sanft am Arm fest. Er räusperte sich und errötete einmal mehr. »Ich gebe am Samstagabend ein Fest, um sie und die anderen Damen in Primrose Creek willkommen zu heißen. Ich hoffe, Sie nehmen die Einladung an.«
Zachary beobachtete sie mit gutmütigem Interesse. Christy tat ihr Bestes, um ihn zu ignorieren, doch wie üblich fiel es ihr schwer. Wäre sie auch nur ein wenig abergläubisch gewesen, hätte sie glauben können, Zachary habe sie mit einem Zauberbann belegt.
Christy richtete den Blick auf Jakes Gesicht. Sie würde eines der Ballkleider ihrer Mutter tragen und ihre Chance nutzen - zum Teufel mit Zachary Shaw! »Das ist eine große Ehre, Mr. Vigil. Wir kommen gern.« Mit diesen Worten drehte sie sich um und eilte auf den Eingang der Hütte zu.
Dort benutzte sie einen Emaillebecher als Blumenvase, versorgte die Glocken-und Butterblumen mit dem letzten Trinkwasser und nahm den Eimer mit der vertrauten Blechkelle mit an den Fluss. Als sie den Eimer mit frischem Trinkwasser gefüllt hatte, stellte sie ihn auf der Ladefläche eines der Planwagen ab, in denen Mr. Vigils Arbeiter gekommen waren.
Zachary und Mr.
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