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Wildes Lied der Liebe

Wildes Lied der Liebe

Titel: Wildes Lied der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Christy schmerzhaft zusammenzuschnüren, und ihre Hand zitterte, als sie die Waffe entgegennahm, aber sie nickte. »In Ordnung.« Sie zog Jenny ein wenig enger an sich.
    Hintereinander ritten sie den Pfad entlang, der zur Mission führte. Christy rechnete jeden Augenblick mit dem Schlimmsten; ihr Herz klopfte zum Zerspringen, und sie vermochte kaum zu atmen. Dennoch hielt sie das Baby und die Pistole fest und blieb dicht hinter Zachary.
    Auf dem Hof der Mission hob Zachary die Hand, um Christy zu bedeuten, sie möge stehen bleiben und sich ruhig verhalten. Dann stieg er so geräuschlos wie möglich ab und ging langsam auf die offene Tür zu. Inzwischen teilte Christy seine Besorgnis. Bestimmt verirrten sich nur selten Besucher an diesen zwar schönen, aber abgelegenen Ort. Es war ungewöhnlich, dass bislang noch niemand aus dem Haus gekommen war, um sie zu begrüßen.
    Zachary blickte flüchtig zu ihr zurück und schritt dann über die Türschwelle. Mehrere Minuten vergingen, bis er das Haus wieder verließ, und seine Miene verhieß keine guten Nachrichten.
    Ohne sich dessen bewusst zu sein, stellte sich Christy in den Steigbügeln auf und beugte sich vor, als könne sie so in das Missionshaus hineinsehen und einen Beweis dafür entdecken, dass er sich irrte.
    »Es waren vermutlich die Paiutes«, erklärte er schließlich und brach damit das beängstigende Schweigen. »Dies ist ihr Gebiet. Mr. und Mrs. Arron sind tot.«
    Christy hielt sich mit beiden Händen am Sattelholm fest und atmete tief durch. »Mein Gott«, flüsterte sie. »Sind Sie sicher?«
    »O ja«, antwortete Zachary und stützte sich kurz auf den Türgriff. »Dem Reverend wurde ein Pfeil in den Hals geschossen, und Mrs. Arron hat man den Schädel mit einem Stein eingeschlagen.«
    Einen Moment lang schloss Christy die Augen und kämpfte gegen die Übelkeit an, die in ihr aufstieg. »Was sollen wir nun tun?«
    »Wir werden sie begraben«, entgegnete Zachary nur.
    Erst jetzt wurde Christy bewusst, dass sich die Angreifer womöglich noch in der Nähe aufhielten, und sie sah sich hastig um. Die riesigen Ponderosa-Kiefern, die eben noch so majestätisch gewirkt hatten, machten jetzt einen finsteren Eindruck, als dienten sie ausschließlich neuen Gefahren als Versteck.
    »Bleiben Sie hier«, wies Zachary sie an. »Es ist kein schöner Anblick. Ich werde mich um die Toten kümmern.«
    Doch Christy stieg bereits ab, die kleine Jenny fest im Arm. »Ich habe schon oft Leichen gesehen«, erklärte sie tapfer. »Ich helfe Ihnen.«
    Zunächst wollte Zachary ihr widersprechen, schüttelte dann jedoch nur den Kopf und ging ins Haus. Christy folgte ihm, und der Geruch des Todes drohte sie zu überwältigen. Der ganze Raum war voller Blut, und die Leichen sahen so aus, wie Zachary sie beschrieben hatte, nur viel schlimmer.
    Christy hastete ins Freie, noch immer das Kind in der Schlinge tragend, und übergab sich. Doch sobald es ihr ein wenig besser ging, kehrte sie ins Haus zurück.
    Indianerüberfälle gehörten zum bitteren Alltag hier im Westen. Sie hatte derlei Grausamkeiten schon früher gesehen, wann immer der Treck am Ort eines solchen Kampfes vorbeigezogen war. Doch ein Anblick wie dieser gehörte wohl zu den Dingen, an die sich ein Mensch niemals gewöhnen würde. Angesichts dieses Blutbads stellte sie sich vor, welch unbarmherzige Bache wohl die alte Indianerin an ihr, Caney und, um Himmels willen, Megan üben würde, falls es ihr nicht gelang, das Baby gesund zu pflegen.
    Als sie sich wieder zu Zachary begab, hatte dieser bereits den Pfeil aus R everend Arrons Hals entfernt und beide Leichen in Laken gehüllt. Schweigend legte Christy das Kind auf das Bett der Arrons - zur Sicherheit zwischen zwei Kissen - und füllte den Wasserkessel auf dem Herd. Als das Wasser heiß genug war, suchte Christy einige Putzlappen zusammen und begann damit, die Spuren der Morde zu beseitigen.
    Lange Zeit blieb Zachary verschwunden, und als er mit einer Schaufel in der Hand zurückkehrte, hatte er die Hemdsärmel aufgerollt, und seine Kleidung war schmutzig. Seine Jacke schien er draußen gelassen zu haben, und er sah bleich und angestrengt aus. Erschöpft blickte er sich in der Hütte um.
    »Danke«, sagte er. »Ich hätte diesen Anblick nicht länger ertragen können.«
    Christy nickte, ging zum Herd hinüber und schenkte ihm eine Tasse Kaffee ein, den sie gekocht hatte, nachdem die Arbeit getan war. Etwas hatte sie die ganze Zeit über nicht losgelassen: Mrs. Arron hatte viel

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