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Wildes Lied der Liebe

Wildes Lied der Liebe

Titel: Wildes Lied der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Heulen der Kojoten und fragte sich, ob es wirklich Tierstimmen waren oder die Rufe von Indianern.
    »Christy«, begann Zachary .
    Er hatte ihr Gesicht betrachtet. Sie sah ihn an und versuchte zu lächeln. »Was ist denn?«
    »Lassen Sie sich nicht von Ihrer Fantasie ins Bockshorn jagen. Indianer greifen selten bei Nacht an. Es hat wohl etwas mit den Geistern ihrer Ahnen zu tun.«
    »Warum brechen wir dann nicht jetzt gleich auf, statt bis Tagesanbruch zu warten?«
    Zachary seufzte, und ihr wurde bewusst, wie erschöpft er sein musste, nachdem er die Leichen von Reverend und Mrs. Arron gefunden und ohne Hilfe begraben hatte. »Wir dürfen Jenny noch nicht dieser Anstrengung aussetzen. Es ist ohnehin ein Wunder, dass sie überlebt hat.«
    Christy ließ seine Worte auf sich wirken. Sie dachte an die beiden gottesfürchtigen Menschen, die ihr Leben dem Dienst an anderen Menschen gewidmet hatten und schließlich von einigen Wilden ermordet worden waren. Zwei Leben ausgelöscht, eines gerettet. Die unglaublich schöne Landschaft und mitten darin eine Hütte voller Blut. Manchmal fiel es schwer zu entscheiden, ob man verzweifeln oder dankbar sein sollte - die Schöpfung schien ein einziges großes R ätse l zu sein.
    Und die Wege des Herrn waren tatsächlich unerforschlich.

6
     
    Die ganze Nacht hindurch lag Christy im Bett der Arrons, starrte an die dunkle Decke und lauschte auf jedes Geräusch, das von draußen hereindrang und neuen Schrecken bedeuten konnte. Hin und wieder hörte sie den Stuhl knarren, in dem Zachary saß, und seine Gegenwart tröstete sie. Obwohl sie große Angst hatte, fühlte sie sich unter seinem Schutz sicherer als in Begleitung einer ganzen Division aus Fort Grant.
    Als der Morgen endlich anbrach, war Christy vor Erschöpfung völlig benommen, und es kam ihr wie ein Segen vor. Der Tag würde lang und schwierig werden, und die Auswirkungen der schlaflosen Nacht würden vielleicht ihre aufgewühlte Seele ein wenig abstumpfen lassen.
    Zachary ließ die Kuh frei, bevor sie sich auf den Weg machten, und Christy hielt kurz am Grab der Arrons inne, die sie nun nie kennen lernen würde. Sie sprach kein Gebet und hätte wohl auch nicht die passenden Worte gefunden. Stattdessen stellte sie sich vor, wie das Ehepaar Hand in Hand auf ein helles, freundliches Licht zuging, und der Gedanke ließ sie einen gewissen inneren Frieden finden. Im Tragetuch hielt sie Jenny, die sich schnell erholte, und so kehrte Christy dem Tod den Bücken und verschrieb sich mit Herz und Seele dem Leben.
    Sie übernachteten wieder am See. Zachary hielt Wache, während sich Christy und Jenny unter seiner Decke zur Ruhe legten. Die Nacht war kalt, und sie verzichteten auf das Abendessen, denn es wäre zu gefährlich gewesen, ein Feuer anzuzünden und damit vielleicht Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Am darauf folgenden Tag erreichten sie gegen Mittag die Stadt Primrose Creek.
    »Glauben Sie, dass sie noch immer ansteckend ist?«, fragte Christy. Jenny lächelte aus dem Tragetuch zu ihr empor - selbst nach einer kühlen Nacht ohne Feuer und drei Tagen anstrengender Reise.
    »Das bezweifle ich«, antwortete er. »Was wollen Sie mit der Kleinen tun?«
    Christy hatte das Gefühl, ihr Herz würde jeden Augenblick entzweibrechen. »Ich vermute, dass die alte Frau bald kommen und sie abholen wird. Ich mag kaum daran denken, Jenny wieder hergeben zu müssen.«
    »Sie gehört zu ihrem Volk, und das wissen Sie auch«, erwiderte Zachary vernünftig.
    Christy nickte und blickte ihm dann in die Augen. »Etwas zu wissen, bedeutet noch lange nicht, es auch zu glauben«, sagte sie.
    »Amen«, antwortete Zachary, und beide wussten, dass sie längst nicht mehr über die kleine Jenny sprachen.
    Caney kam auf sie zu, als sie über die Wiese zur alten Indianerhütte ritten. Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab und kniff die Augen zusammen. »Du bist mir ja ein reizender Anblick«, stellte sie in einem ärgerlichen Tonfall fest, der ihre große Erleichterung verriet. »Lass mich das Kind sehen.«
    Christy gab der Freundin das Bündel und sah zu, wie Caney das Tragetuch zur Seite schob und Jenny betrachtete. Es dauerte eine Weile, bis sie sprach. »Tatsächlich, das ist der erste Fall von Scharlach, den ich seit langem gesehen habe. Aber es geht dem Kind besser, so viel ist sicher.«
    Christy saß ab, während Zachary auf seinem Wallach blieb und schwieg. Die Krempe seines Hutes warf einen Schatten auf seine Züge, sodass Christy ihm nicht in

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