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Wildhexe 1 - Die Feuerprobe

Wildhexe 1 - Die Feuerprobe

Titel: Wildhexe 1 - Die Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lene Kaaberbol
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»Das ist eine harte Prüfung für eine so junge Hexe.«
    »Wenn sie wirklich eine Hexe ist und wenn sie wirklich die Wahrheit sagt«, entgegnete Chimära, »dann hat sie ja nichts zu befürchten – nicht wahr?«

16  WER ES NICHT VERSUCHT

    Ich hatte mir wohl irgendetwas mit glühenden Kohlen vorgestellt, oder dass ich eine Kerze mit den Fingern löschen oder irgendetwas Brennendes tragen sollte. Aber um so etwas ging es offenbar doch nicht.
    »Die Prüfung besteht aus vier Elementen«, erklärte Frau Pomeranze, als wir wieder im Gästehaus des Rabenkessels saßen und auf die Dunkelheit warteten – denn selbstverständlich würde die Feuerprobe nachts stattfinden. Wahrscheinlich damit man die Flammen auch ordentlich sehen konnte. »Das Feuer des Himmels, das Feuer des Wassers, das Feuer der Erde und das Herz des Feuers.«
    Vier Prüfungen – war eine etwa nicht genug?
    »Der erste Teil ist nicht so schlimm«, sagte Meister Millaconda und glaubte wohl, mich damit beruhigen zu können. »Bei dem Feuer des Himmels handelt es sich um eine Art Feuerfliegen.«
    Feuerfliegen. Das klang nicht sonderlich gefährlich.
    »Was muss man mit denen machen?«, fragte ich und streichelte mit einer Hand den Rücken des Katers.
    »Im Grunde geht es immer um dasselbe. Du musst mit ihnen reden und sie davon überzeugen, dass du die Wahrheit sagst. Dann lassen sie dich passieren, ohne dich zu verbrennen.«
    »Aber … ich kann doch nicht mit ihnen reden. Ich kann sie nur verjagen!«
    »Wer weiß – vielleicht wirkt auch das«, sagte Frau Pomeranze mit einem kleinen Lächeln. »Aber ich habe die leise Ahnung, dass du mehr kannst, als du selbst denkst. Die Maus ist schließlich auch gekommen – nicht wahr?«
    »Schon.« Nur wie sollte ich erklären, dass sie nicht gekommen war, weil ich sie gerufen hatte? Sie war einfach … gekommen. Von ganz alleine. Oder vielleicht weil ich früher mal der Mäppchenmaus geholfen hatte? Ich wusste es nicht. Ich konnte nicht mit ihr sprechen. Genauso wenig wie mit Feuerfliegen.
    »Brennen die?«, fragte ich. »Diese Feuerfliegen da?«
    »Ja. Wenn es dir nicht gelingt, sie davon abzuhalten. Es sind nur kleine Flämmchen, aber es sind viele.«
    »Die zweite Prüfung ist das Feuer des Wassers«, sagte Herr Malkin. »Dabei musst du durch Wasser gehen, in dem Feuermedusen schwimmen. Ihre Tentakel sind viele Meter lang, und ihr Feuer lähmt und brennt zugleich. Wenn du sie nicht dazu bringen kannst, ihre Feuertentakel zurückzuziehen, dreh um. Ihr Gift kann dich töten, wenn du zu viel davon abbekommst.«
    »Hör auf, dem Mädchen Angst einzujagen«, sagte Frau Pomeranze und sah ihn streng an.
    »Ich sage das nicht, um ihr Angst zu machen. Aber sie muss die Wahrheit kennen. Es ist wohl immer noch besser, eine Weile als Chimäras Sklavin zu leben, als tot zu sein!«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Shanaia finster. »Ich glaube, ich persönlich wäre lieber tot.«
    Plötzlich sprang Kahla auf. »Hör auf so zu reden!«, fauchte sie und zeigte mit ihrer gestreiften Fingerhandschuh-Hand auf Shanaia. »So etwas darfst du nicht sagen!«
    Shanaia sah ein bisschen verblüfft aus, und ich war auch überrascht. Versuchte Kahla etwa, mich zu beschützen? Das sah ihr nicht ähnlich. Da musste etwas anderes dahinterstecken.
    Meister Millaconda war jetzt ebenfalls aufgestanden und legte den Arm um Kahla.
    »Schhhh, Kahla. Sei still.« Er schimpfte nicht mit ihr, er tröstete sie. Warum? Weshalb sollte Kahla traurig sein? Gerade jetzt war doch wohl eher ich diejenige, die Trost gebrauchen konnte!
    »Wenn ich mich also umdrehe …, dann habe ich verloren?«, fragte ich.
    »Ja.« Tante Isa nickte. »So will es das Gesetz.«
    Bitterkeit stieg in mir hoch und ließ sich nicht länger zurückhalten.
    »Das Gesetz? Was ist das für ein Gesetz? Ich habe niemanden darum gebeten, eine Wildhexe zu werden, und jetzt soll ich plötzlich irgendein lebensgefährliches Hexenexamen ablegen – und wenn ich durchfalle, dann darf Chimära mit mir machen, was sie will? Das nennt ihr Gerechtigkeit?«
    Tante Isa strich mir über den Kopf.
    »Arme Clara. Es ist hart, das weiß ich. Die Wilde Welt ist kein sanfter, rücksichtsvoller Lebensraum, weder für Menschen noch für Tiere. Sie ist gefährlich. Manchmal lebensgefährlich. Und die Gesetze der Wildhexen ähneln den Gesetzen der Natur vielleicht ein wenig mehr, als du es gewöhnt bist. Aber das Seltsame ist … auf irgendeine Weise endet es doch meistens mit einer Form von

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