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Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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Michael stattdessen. „Das müssen wir erst verstehen. Lasst uns ganz vorne anfangen. Wir sind hier gelandet, ins Haus eingezogen, ein bisschen herummarschiert. Greg hat den Kojoten massakriert und Anna hat Greg gefoltert. Das geht auf unser eigenes Konto. Erst nach einer Woche haben Logann und sein Boss Sarah getötet und Laura entführt. Halt, nein, sie haben schon früher zugeschlagen. Greg hatte die Stromzufuhr des Funkgeräts unterbrochen, aber danach hat er sie wieder instand gesetzt und trotzdem konnten wir nicht senden. Jemand wollte uns isolieren, ohne dass wir es mitbekämen. Das wirkt auf mich wie eine Vorsichtsmaßnahme. Sie wussten noch nicht, was sie mit uns anstellen würden, und wollten sichergehen, dass wir ihnen nicht entkommen.“
    „Eine Vorsichtsmaßnahme“, murmelte Anna. „Weil sie uns misstrauten ... Sie könnten gesehen haben, wie Greg den Kojoten aufgehängt hat. Sie fürchteten, dass wir uns gegenseitig zerfleischen würden, und wollten nicht, dass wir die Polizei holen. Entweder sie hatten mit uns noch etwas vor – oder sie wollten einfach keine Polizei in ihrem Tal. Am Vormittag, als ihr am See wart und ich auf der Lichtung, müssen sie das Funkgerät sabotiert haben.“
    Jan entsetzte der Gedanke, dass sie all den Schrecken selbst herbeigerufen haben könnten. „Warum haben wir nicht auf Mr. Wilken gehört? Damals muss das Funkgerät noch funktioniert haben ... Als Mr. Wilken uns auf den Treppenstufen vor dem Haus beschworen hat, uns in acht zu nehmen, was hat ihm da diesen Schrecken eingejagt? Und wieso ist das Flugzeug nie gekommen, das er uns angekündigt hat?“
    Michael schnaubte sarkastisch. „Wilkens Art zu helfen ist mir immer noch lieber als Loganns. Das Schwein wollte unser Vertrauen gewinnen, und tatsächlich hat er es geschafft, dass Jenny ihn allein in die Höhle begleitet. Vermutlich fand er es besonders elegant, sie aus freien Stücken bis zum Käfig laufen zu lassen, den er für sie vorbereitet hatte. Aber Laura hat sie gewarnt und sie ist geflohen. Wer ist der andere Mann? Der Einsiedler? Wer sonst? Wir sind nicht in Downtown Manhattan, wie Laura zu sagen pflegte.“ Michael schwieg betreten. Er hatte so wohlgesetzt von Laura in der Vergangenheit gesprochen, als wäre sie eine liebe Erinnerung.
    „Dazu die raue Stimme, es muss der Einsiedler sein“, sagte Anna. „Wie viele Stunden sind wir gelaufen? Neun, zehn? So eine Strecke können sie uns nicht von gebrochenem Zweig zu niedergedrücktem Hälmchen gefolgt sein.“
    Jan spürte, wie die Müdigkeit ihn übermannte. Die Augen fielen ihm zu.
    Eine Bewegung weckte ihn. Anna hatte sich halb aufgerichtet und lauschte in die Nacht.
    „Anna! Michael! Jan!“
    Waren das Lauras Rufe in der Ferne?
    „Jenny! Anna! Wo seid ihr?“
    Sie war kaum zu vernehmen.
    „Sollen wir schreien oder zu ihr hin?“, flüsterte Anna.
    Jenny bewegte sich. „Was ist?“
    „Laura schreit nach uns“, antwortete ihr Michael. „Sie ist ziemlich weit weg.“
    Anna setzte sich ganz auf. „Schnell, bevor wir sie verlieren!“
    „Wo seid ihr? Anna, Jan?“, drangen die Rufe zu ihnen.
    „Wir müssen sie ziehen lassen“, sagte Jenny.
    „Du willst –“
    „Nimm dich endlich einmal zusammen, Anna! Ich habe keinen Bock draufzugehen, weil du die Heldin geben willst, wenn es nichts bringt.“ Lauras Rufe erklangen erneut, doch Jenny wartete nicht einmal, bis sie geendet hatten. „Glaubt irgendjemand daran, dass das keine Falle ist? Wie ist Laura entkommen? Hat sie die Stäbe etwa durchgenagt? Sarah ist die Flucht während zwei Jahren nicht gelungen. Und wie hätte Laura uns gefunden? Erst läuft sie zig Kilometer in die richtige Richtung und dann verpasst sie uns in Rufweite?“ Anna wollte etwas sagen, doch Jenny ließ sie nicht zu Wort kommen. „Du fühlst dich schuldig wegen Greg und Laura. Von mir aus kannst du dich den Mördern in die Arme werfen, aber ich will nicht in einem Käfig enden! Ich habe Greg getötet –“ Sie brach ab. Musste sie selbst überlegen, wieso sie das gesagt hatte? Wieder erklangen Lauras verzweifelte Rufe. „Die erste Kugel hat verhindert, dass er dich in eine lebendige Kerze verwandelt hat. Aber die zweite Kugel, die war meine, für das, was er mir angetan hat. Warum hast du ihn gefoltert? Rede dich nicht damit heraus, du musstest. Du hättest dich anders wehren können. Du wolltest ihn leiden lassen, weil du ihn gehasst hast. Ich verstehe dich. Ich verstehe dich überhaupt viel besser, seit ich Greg

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