Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
Vom Netzwerk:
zurückzuhalten versuchte und dafür die Bühne aufgab, und der Kränkung, dass Laura ihn als Psycho-Fall verspottet hatte.
    Michael setzte sich auf die Lehne einer Bank, holte ein Etui aus seiner Hosentasche, nahm ein Zigarettenpapier und häufte Tabak und Marihuana hinein. Seine Lippen formten lautlose Worte, er schien einen Auftritt vorzubereiten. Als er seinen Joint fertiggedreht hatte, roch er daran, brummte zufrieden und steckte ihn zurück.
    Jan hockte sich neben ihn. „Du kannst ruhig rauchen, ich zieh auch mal.“
    Michael hob eine Augenbraue, zündete den Joint an, nahm einen tiefen Zug und reichte ihn mit einem Lächeln weiter. „Zum Glück habe ich ihn nicht so stark gemacht. Du wirst nicht gleich davonfliegen.“
    Ein Windhauch ließ die Sterne im Teich erzittern. Jan sog den beißenden Rauch ein und stieß ihn sogleich wieder aus.
    Michael nahm ihm den Joint aus der Hand, klemmte ihn sich zwischen die Lippen und nuschelte: „Weißt du noch, der Film, den wir bei dir gesehen haben? Mit dem jungen Poeten, der in Alaska verhungert ist? Wie wäre das mit uns? Ich meine natürlich ohne Verhungern. Einen Monat in der entlegensten Wildnis, kein Mensch weit und breit, nur Bären, Karibus und wir.“
    „Du meinst … im Ernst?“ Jans Herz pochte, er sah seine Hoffnungen erfüllt: einen Monat mit Michael in der Natur, um zu schauen und zu dichten, um schlicht zu leben und einfach zu werden, Zeit, um von Michael Gitarre spielen zu lernen und als verwilderter Barde zurückzukehren, um dessen Lieder und Worte die Mädchen bettelten. Die große Wandlung! „Wow! Seit wann hast du die Idee?“
    „Ich habe schon länger darüber nachgedacht, aber so richtig entschieden habe ich mich gerade eben.“
    Jan schluckte. Er hatte ein so erbärmliches Bild abgegeben, dass sich Michael herabgelassen hatte, ihm eine Freude zu bereiten. Und tatsächlich war er außer sich vor Begeisterung, wie ein Hund, dem die Leine anzeigt, dass man ihn Gassi führt.
    „Mir hat dein Vorschlag mit Griechenland schon gefallen, aber in Griechenland, da würden die Anderen am Strand rumhängen wollen, und das wäre doch doof, wenn ich dich mal auf Wanderungen begleite und mal mit den Anderen Party mache.“
    Die Anderen! Michael wollte ihn nicht allein aushalten, er nahm ihn nur mit, als Anhängsel einer Partytruppe. Die Hölle von heute Abend auf einen ganzen Monat gestreckt!
    Jan stand auf. „Ich gehe jetzt.“
    „Was ist in dich gefahren?“
    „Danke, das hast du dir nett ausgedacht, aber ich brauche das nicht.“
    „Warte, Jan, lass uns ganz ehrlich sein. Ich habe Lust, mit dir den Urlaub so zu verbringen, wie du dir das vorstellst, aber ich will auch feiern mit den Anderen, die sich genauso befreit fühlen wie ich ... dass die Schule vorbei ist und wir jetzt erwachsen sind und alles vor uns liegt. Was soll ich denn tun?“ Michael hob die Schultern und öffnete die Hände. „Du bist der Erste, mit dem ich darüber rede. Wir können uns zusammen überlegen, wie es für dich passt, ehe wir die Anderen einweihen.“
    Jan setzte sich wieder. „Wen willst du alles mitnehmen?“
    Michael schaute hinaus auf den Teich. „Ich weiß, du kannst ihn nicht gut leiden, aber ihr kennt euch eigentlich gar nicht. Er kann total nett sein, wenn er nicht gerade den großen Macker raushängen lässt.“
    „Greg.“ Jan hätte es kommen sehen müssen. Im letzten Schuljahr hatte Michael mit Greg mindestens so viel unternommen wie mit ihm – und einiges mehr gelacht. Die Sache war für den Arsch! Er würde Greg nie und nimmer einen Monat aushalten.
    Michael schaute ihn verständnisheischend an. „Wenn wir echt einen Monat in einer abgelegenen Hütte verbringen, dann ist das gar nicht so schlecht, einen wie Greg dabei zu haben. Klar kann der einem auf die Nerven gehen. Dafür macht er am dritten Regentag immer noch Stimmung.“
    „Gib mir noch mal den Joint“, sagte Jan. Er nahm einen tieferen Zug als zuvor und behielt den Rauch länger ein.
    „Alaska steht und fällt mit dir, Jan. Wenn du nicht mitwillst, frage ich die Anderen erst gar nicht.“
    Jan wollte nicht den Sommer damit verbringen, sich auf das Studium vorzubereiten und Alaska nachzutrauern. „An wen hast du sonst noch gedacht?“
    Michael holte sich den Joint zurück und sagte nebenbei: „Drei hübsche Mädels.“
    „Welche?“ Jan atmete flach gegen die Spannung in seinem Bauch.
    „Welche gefällt dir denn am besten?“ Michael grinste ihn an.
    „Jenny ist Ms. Abi

Weitere Kostenlose Bücher