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Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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graue Himmel verschluckte die Bürotürme trotz der beleuchteten Fenster. Wie viel Uhr war es? Jan schaute zwischen den Armen ihres schweigsamen Fahrers aufs Armaturenbrett. Erst 11:27 Uhr.
    „ Ein ganz schön volles Programm“, sagte Jan.
    Anna wandte sich ihm zu. Ihr Lächeln ging in ein Gähnen über. „Ja, ich hätte bei der Pressekonferenz fast meinen Einsatz verschlafen.“
    Jan wusste nicht recht, wie er ihr erstes Gespräch nach drei Monaten angehen sollte. Über Ralph und das FBI wollte er in Anwesenheit der Agenten nicht einmal auf Deutsch sprechen. Und vom Mörder hatten sie beide für den Moment genug gehört.
    „ Ich freue mich auf eine Dusche“, sagte Anna. „Und danach setzen wir uns irgendwo gemütlich hin und erzählen, einverstanden?“
    „ Das klingt gut.“
    Sie bogen von der Hauptstraße ab und gelangten in eine Wohnsiedlung mit schlichten Holzhäusern und weiten Parkbuchten, von denen etliche als Schneehalden genutzt wurden. Der Wind blies hier noch heftiger als in der Innenstadt. Tom fuhr über einen schlecht geräumten Weg in ein Wäldchen und schließlich in die Zufahrt eines umzäunten Anwesens. Er bediente eine Fernsteuerung, woraufhin das Tor den Zugang zu einem überdimensionierten Bungalow freigab. Wenige schmale Fenster durchbrachen den grauen Betonbau, dessen Strenge nur von der Schneehaube auf dem Flachdach gemildert wurde.
    Das Tor schloss sich, sobald sie es passiert hatten. Zugleich öffnete sich der Zugang zu einer Doppelgarage. Sie parkten und gelangten durch eine Seitentür direkt in den wenig wohnlichen Aufenthaltsraum: ein Tisch, zu viele Stühle, einige davon an der Wand aufgereiht, ein hässlich braunes Sofa, zwei Sperrholzregale, in denen ein Dutzend Bücher standen, und ein großformatiger Fernseher. Tom zeigte ihnen ihre Schlafzimmer, die Küche und das Bad. Zwei weitere Türen führten zu den Räumen der Agenten. Jan ließ Anna den Vortritt im Bad und nahm danach selbst eine Dusche.
    Während das heiße Wasser ihm auf den Nacken prasselte, dachte er an den Mörder. Im Chix-Tal hatte der mit ihnen gespielt, sie in ihrer selbstzerstörerischen Gruppendynamik gewähren lassen und erst spät zugeschlagen, sich allerdings nur Laura geschnappt, statt die Überraschung zu nutzen, um die Jungs zu töten und sich aller drei Mädchen zu bemächtigen. Er musste das Schauspiel genossen haben. Und auch jetzt inszenierte er die Morde und die Leichenfunde zu seinem künstlerisch-erotischen Genuss. Dieser Mensch war krank, gestört, pervers – und ein Ästhet.
     

2. Kapitel
    Jan klopfte an Annas Zimmertür und trat ein. Sie lag im Halbdunkel, die Bettdecke bis zum Kinn hochgezogen.
    „ Störe ich?“
    „ Nein!“ Sie drehte ihm das Gesicht zu. „Ich habe mich nur kurz hingelegt, bis du kommst. Du kannst gerne das Licht anmachen.“
    Er drückte auf den Schalter, eine Lampe aus grauem Plastik beleuchtete die kahlen Wände. „Besonders gemütlich haben sie es hier nicht eingerichtet.“
    „ Hätte ich ein 5-Sterne-Hotel aushandeln sollen?“
    „ Lieber einen 5-Panzertüren-Bunker.“
    Anna verzog den Mund zu einem schwachen Lächeln. „Der Bungalow bekommt höchstens zwei Panzertüren-Punkte.“
    Jan schloss die Tür. „Jetzt sind es schon zweieinhalb.“ Mit Anna allein zu sein, war eigenartig. Zumal die Decke über ihre bloßen Schultern gerutscht war und er nicht wusste, ob sie darunter etwas anhatte.
    Sie schien seine Beklemmung nicht zu spüren. „Endlich haben wir Ruhe. Du musst mir unbedingt erzählen, wie es dir in Berlin ergangen ist!“ Wieder verwirrte ihn der Widerspruch zwischen ihrem Interesse und der Funkstille während der vergangenen Monate.
    „ Es geht so. Und dir in Paris?“
    „ Überraschend gut. Ich meine, als ich allein nach Paris gefahren bin, da ...“
    „ Ja?“
    „ Wie machst du das bloß? Sobald ich dich sehe, will ich dir Dinge erzählen, die ich sonst für mich behalte.“
    Er lächelte. Auf ihn wirkte sie unzugänglich – aber sie selbst wunderte sich über ihre Neigung, ihn in ihre Privatsphäre einzuweihen. Sie mochte nach den Monaten in Paris einen weltläufigeren ersten Eindruck geben, an ihrer Verschlossenheit hatte sich nichts geändert.
    „ Was ich sagen wollte“, nahm sie das Gespräch auf, „ich war mir am Anfang ziemlich unsicher, wie das werden würde. Ich gewinne nicht jeden Popularitätswettbewerb, und dann ohne meine Mutter, mit der ich immer viel Zeit verbracht habe, und mit all den fürchterlichen Erinnerungen an

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