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Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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Medikamente nachlässig versteckt. So musste es gewesen sein.
    Jan schloss die Augen und stand wieder an den Pfahl in Alberts nächtlichem Saal gekettet, während sich die letzten Sekunden im Leben dieser Bestie abspielten: Oliver, der der Pistole nachkrabbelte, Anna, die die Pistole aufnahm, Oliver, der innehielt und begriff, Anna, die abdrückte. Es war gut, dass Anna selbst ihn erschossen hatte.
    Wie ein Raubtier hatte sie damals gehandelt.
    Wie ein Raubtier hatte sie ihn eben angegriffen.
    Konnte sie nicht auch Rainer –
    Seine Finger schmerzten vor Kälte, das Eis hatte zu schmelzen begonnen. Er zog seine Hand hinter ihrem Kopf hervor.
    Anna bewegte klagend die Lippen. Er beugte sich zu ihr, doch sie formte keine Worte. Immerhin, das Nasenbluten hatte nachgelassen.
    Falls sie wirklich einen Mord begangen hatte, musste er sie nicht anzeigen?
    Er musste sie vor der Verhaftung bewahren, alles Weitere würden sie später sehen. Ihm fiel ein, dass der Arzt gar nicht zu ihnen zu kommen und die Blutspur zur verwüsteten Küche vorzufinden brauchte. Stattdessen würden sie mit dem Taxi ins Krankenhaus fahren und erklären, sie sei gefallen.
    Gleichzeitig aufs Gesicht und auf den Hinterkopf? Die Ärzte würden sich Anna genau ansehen. Häusliche Gewalt gegen Frauen, dafür mussten sie einen siebten Sinn entwickelt haben. Und wenn der Freund ebenfalls Kampfspuren trug ... Da wäre es geschickter, wenn Chris Anna begleitete. Trotzdem war das ein Schritt, den er nur im Notfall unternehmen sollte.
    Sie blinzelte und drehte den Kopf ein wenig zur Seite.
    Mit einem Mal kam Jans Furcht zurück. Er konnte nicht wissen, ob sie sich nicht wieder auf ihn stürzen würde, sobald ihre Kräfte dazu ausreichten. Sollte er sie fesseln und erst wieder losbinden, nachdem er vernünftig mit ihr gesprochen hatte? Er wusste weder, womit er sie verlässlich am Bett festbinden könnte, noch ob die Zeit dafür reichte.
    Einfacher war, sie einzusperren. Irgendwo hatte er die Zimmerschlüssel aufbewahrt, als er vor einem Jahr eingezogen war, in einem geflochtenen Körbchen, und das hatte er in ein Regal im Wohnzimmer gestellt.
    Er sprang auf und lief hinüber. Das Körbchen stand tatsächlich da, wo er es vermutet hatte, vier Schlüssel gleicher Art und Größe lagen darin. Er kippte sie in seine hohle Hand und eilte zurück. Gleich der erste Schlüssel passte.
    Er war in Sicherheit. Nun musste er warten, bis Anna zu sich kam.
    In der Zwischenzeit sollte er einen Freund seines Vaters anrufen, der Arzt war. Zum Glück hatte er sein Handy von der Polizeidienststelle mitnehmen können, die Nummer hatte er eingespeichert. Und er sollte sich bei seiner Verteidigerin, Frau Voß, melden, um sich nach dem Stand der Untersuchungen zu erkundigen. Und bei Carmen, die sich mit der Epilepsie ihrer Tochter auskennen und wissen musste, ob schizophrene Episoden dazugehörten. Vielleicht könnte sie ihm sagen, wie lange die anhielten und wie gefährlich Anna danach noch war.
    Er holte sich das Telefon und ein Glas Wasser und setzte sich damit auf den Boden des Flurs. Bei dem Freund seines Vaters nahm niemand ab. Als Nächstes versuchte er es bei Frau Voß. Ihr Assistent holte sie aus einer Besprechung. Sie berichtete, dass die Polizei eine Tänzerin namens Olga Wassiljew verhaftet habe. Ein Haar von ihr war im getrockneten Blut am Tatort gefunden worden, dort wo Rainers Hand geruht hatte. Rainer könnte es ihr beim Kampf ausgerissen haben. Zudem war der Polizei ihre Liaison mit Rainer bekannt. Nachdem er sie hatte sitzen lassen, hatte sie Freundinnen gegenüber Rachepläne gehegt und allgemein schlecht von ihm gesprochen. Ein Alibi fehlte ihr für die Tatzeit, sie hatte sich nach ihren Angaben allein in ihrem Zimmer aufgehalten.
    Jan dankte und beendete das Gespräch, ohne die Attacke in der Küche zu erwähnen. Ihm tat Olga leid. Eine hübsche Frau seines Alters, die aus verletzten Liebesgefühlen heraus Rache nahm – da wäre ihm ein abstoßender Mörder lieber, der so tief gesunken war, dass er kein Mitleid mehr hervorrief. Dennoch hoffte er, dass die Polizei damit die wahre Täterin gefasst habe und sich sein Verdacht gegen Anna als nichtig erweisen würde.
    Allerdings hatte sich der Kommissar bereits einmal geirrt. Es war wohl seine Strategie, Verdächtige möglichst schnell zu verhaften, um sie unter Druck zu setzen. Wahrscheinlich gründete alles auf dem einen Haar. Dabei hielt sich Olga täglich in der Tanzhalle auf und pflegte unvermeidlich Kontakt mit

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