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Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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Rainer. Das Haar konnte zufällig am Boden gelegen haben, als Rainer stürzte, oder es war an ihm hängen geblieben, als er auf das Bett gestiegen war, oder ... Es gab viele Möglichkeiten.
    Jan wählte Carmens Nummer. Während er es klingeln ließ, hörte er Annas Stimme und legte auf.
    „ ... blutig!“, klagte sie. „Ich habe mich verletzt.“
    „ Es ist nicht so schlimm, wie du denkst.“
    „ Komm!“
    Er spürte zugleich den Impuls, hineinzugehen und sich zu ihr zu setzen, und die Angst, sich ihr zu nähern. „Ich ... Es ist etwas Seltsames passiert.“
    „ Was ist los?“
    Offensichtlich konnte sie sich nicht erinnern. Würde ihr Gedächtnis bis zum Kampf um das Messer zurückreichen, hätte sie Entsetzen über sich selbst geäußert. Und sie hätte ihm nicht mitgeteilt, dass sie verletzt war.
    „ Hatte ich einen Anfall?“, fragte sie zaghaft.
    „ Ja.“ Sie tat ihm leid.
    „ Ich hätte die Tabletten nicht absetzen dürfen.“
    „ Anscheinend nicht. Sag mir, woran kannst du dich erinnern?“
    „ Warum kommst du nicht zu mir?“
    „ Ich komme gleich, beantworte mir nur diese eine Frage.“
    „ Ich war in der Küche. Ich habe dir Birnen geschnitten. Du bist reingekommen und warst ... ich glaube, du warst sauer. Und du hast mir gesagt, dass du die Tablettenpackung gefunden hast. Danach weiß ich nichts mehr, da muss ich den epileptischen Anfall bekommen haben.“
    „ Du hattest keinen epileptischen Anfall. Du hattest irgendetwas wie Schizophrenie. Erst hast du wie ein kleines Mädchen geweint und dann hast du mich angegriffen.“
    Stille.
    „ Anna, ich weiß, dass du nichts dafür kannst.“
    „ Ich bin nicht schizophren!“, rief sie empört.
    „ Nein, das habe ich auch nicht so gemeint, aber ... Schau dir die Küche an, dann weißt du, wovon ich spreche.“
    Leise Geräusche.
    „ Anna?“
    Die Klinke wurde nach unten gedrückt. Sie hatte seine Aufforderung wörtlich genommen.
    „ Du hast mich eingesperrt?“ Unglauben klang in ihrer Stimme.
    „ Du hast die Küche kurz und klein geschlagen und mich wolltest du mit einem Messer massakrieren.“
    „ Verflucht, ich hatte einen epileptischen Anfall! Und du sperrst mich ein!“
    „ Was hätte ich denn tun sollen? Woher kann ich wissen –“
    „ Lass mich sofort hier raus!“
    „ Ich muss erst –“
    „ Lass mich raus!“ Sie rüttelte an der Tür.
    „ Wenn du dich vernünftig verhältst, schließe ich auf.“
    „ Bist du wahnsinnig geworden? Mach auf!“, schrie sie und rüttelte heftiger.
    Jan wusste nicht, ob die Tür ihr standhalten würde, und zog seinerseits an der Türklinke, um das Schloss zu entlasten. Als sie merkte, dass sich die Klinke nicht mehr nach unten drücken ließ, beschimpfte sie ihn lautstark.
    Nun musste er schnell entscheiden. Je länger er wartete, desto wütender würde Anna werden und desto gefährlicher wäre es, sie freizulassen. Außerdem konnte ein Nachbar die Polizei rufen. Nach ihrer Verhaftung würde sich niemand trauen, erst einmal bei ihnen zu klingeln und selbst nach dem Rechten zu sehen.
    Er konnte Anna nicht gefangen halten. Er durfte sie nicht herauslassen. Er wollte nicht die Polizei verständigen. Was tun?
    Er nahm sein Handy und ging ins Internet. Die Suchmaschine öffnete sich. Er tippte, vertippte sich, löschte den letzten Buchstaben, der richtige Begriff erschien und er bestätigte ihn.
    Anna schlug mit einem schweren Gegenstand auf die Tür ein.
    Er klickte auf ‚Kontakt‘, merkte sich die Nummer und wählte. Schon nach dem zweiten Klingeln wurde abgenommen, eine Dame vom psychiatrischen Notdienst meldete sich. Jan begann, den Fall zu schildern. Sie unterbrach ihn und verband ihn weiter. Jazz in der Warteschleife. Eine dünne Stimme, der Jan kein Geschlecht zuordnen konnte, bat ihn, noch einmal von vorne anzufangen. Jan wurde gewarnt, dass jeder missbräuchliche Alarm geahndet würde.
    In der Tür beulte sich eine Delle zu Jans Seite hin aus.
    Der Lärm schien zu helfen. Die dünne Stimme versprach, dass in circa fünfzehn Minuten ein Arzt einträfe. Die Polizei dürfte noch früher vor Ort sein. Jan versuchte, einen Arztbesuch ohne Polizeibegleitung auszuhandeln – ohne Erfolg. Er habe selbst gesagt, wie gefährlich seine Freundin sei, also solle er sich gefälligst in Sicherheit bringen und auf die Polizei warten.
    Die Tür splitterte. An der ausgebeulten Stelle kam helles Sperrholz zum Vorschein.
    Er griff sich Annas Handtasche, die neben dem Eingang hing, schüttete sie auf dem Boden

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