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Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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zahlen müsse, wenn sie jemanden zu Unrecht beschuldigte.
    Etwas geschah im sonst so ruhigen Saal. Ein heruntergekommener Mann stand bei den Empfangsdamen, beleidigte sie und stampfte wild gestikulierend und fluchend von dannen. Die Damen hatten kaum aufgeblickt, wahrscheinlich gehörte dieses Verhalten zu seinen Symptomen.
    Das Handy klingelte erneut. Diesmal war es Chris, die von Olgas Rückkehr ins Studentenheim berichten wollte. Sie war fassungslos, als sie von Annas Ausrasten hörte. Jan erklärte, es sei zwar nutzlos, dennoch werde er noch ein paar Stunden in der psychiatrischen Klinik bleiben.
    Er behielt das Handy gleich in der Hand und rief nochmals bei Carmen an. Sie sagte, sie habe in der Zwischenzeit mit den Ärzten gesprochen, die Anna damals behandelt hatten, und auch mit der Charité und sie käme morgen mit dem ersten Zug. So niedergeschlagen, wie sie klang, wollte Jan nicht weiter in sie dringen.
    Im Nachhinein wunderte er sich, wieso sie bei ihrem vorigen Telefonat, kurz nach Annas Einlieferung, so schnell zu weinen begonnen hatte. Wäre es nicht naheliegender gewesen, erst geschockt zu sein, nachzufragen, Unglauben zu äußern?
    Jan hatte schon fünfmal die Position auf der Bank gewechselt, nun hatte er das Sitzen satt. Er stand auf, streckte sich ausgiebig und las sämtliche Patienteninformationen durch, die an den Wänden angebracht waren: Besuchszeiten, Fluchtpläne, aktuelle Mitteilungen, das Foto der Krankenschwester des Monats, die Geschichte der Nervenklinik seit 1887.
    An einem Automaten neben dem Eingang kaufte er sich eine Apfelschorle und einen Schokoriegel. Beim Schlucken schmerzte sein Hals noch mehr.
    Es war 15:58 Uhr. Wie lange wollte er eigentlich warten?
    Als er in der Nähe der Rezeption vorbeischlenderte, fragte ihn das auch die Empfangsdame, mit der er zuvor gesprochen hatte. Er sagte, er wisse es nicht, vielleicht würde ja doch noch ein Arzt kommen und ihm Auskunft geben, jedenfalls müsse er bleiben.
    Er setzte sich wieder und las unkonzentriert in einem Roman.
    „ Hi!“
    Jan blickte auf. Vor ihm stand Chris in einem abgetragenen Armeemantel, der viel zu weit für sie war.
    „ Was machst du denn hier?“ Jan fühlte sich gerührt.
    „ Steh auf, ich muss dich mal feste drücken.“
    Er lächelte, erhob sich dann aber doch und ließ sich umarmen.
    „ Was für ein Scheiß!“, schimpfte Chris, kaum dass sie ihn losgelassen hatte. „Die letzten 24 Stunden müsste man komplett löschen.“
    „ Ich glaube, Rainer wäre damit auch einverstanden.“
    Chris lachte, verzog den Mund und sagte: „Es steht nicht gut um ihn. Er liegt immer noch im Koma.“
    Jan nickte grimmig und hoffte, dass Rainer überleben würde – auch für Anna, falls sie etwas mit dem Sturz zu tun haben sollte.
    „ Setz dich doch.“ Er wies auf den Platz neben sich. „Kann ich dir etwas vom Automaten holen?“
    „ Zweimal nein. Wie lange hängst du hier schon rum?“
    Sein Blick sprang zur Wanduhr neben der Rezeption, zu der er schon zigmal geschaut hatte. Es war 17:19 Uhr. „Drei Stunden.“
    „ Dann brauchst du einen Umgebungswechsel.“
    Hinter den Glastüren war es etwas heller geworden, die Wolkendecke musste aufgerissen sein.
    „ Na komm schon!“ Sie zupfte ihn am Ärmel. „Wir gehen ein bisschen nach draußen quatschen und danach lasse ich dich auf deiner Bank übernachten, wenn du darauf bestehst.“
    Jan zog sich seine Jacke an und folgte ihr. Die Straße lag im Schatten des Klinikgebäudes, aber auf die Bäume und Häuser dahinter schien die Sonne. Am Himmel trieben blaugraue Wolken.
    Sie liefen die Straße hinunter, auf der Jan gekommen war, bis Chris an einer von Sträuchern und Brennnesseln überwucherten Baulücke stehen blieb und erklärte: „Wir sind da.“
    Sie nahm einen Trampelpfad und führte ihn zu einem Unterschlupf, den Strauchwerk vor der Straße verbarg: vier morsche Holzpfähle, über die eine Plastikplane gespannt war, darunter ein Kreis aus kniehohen Baumstammscheiben.
    „ Woher wusstest du denn von dem Versteck?“
    „ Hab ich auf dem Hinweg entdeckt.“ Sie grinste. „Wenn du wüsstest, wie viele Stunden ich früher an solchen Orten verbracht habe. Da entwickelt man einen Sinn für, so wie du mit dem Kombinieren in Alaska.“
    Jan setzte sich und atmete tief durch. Es war nur eine kleine Auszeit, dessen war er sich bewusst, und doch war er dankbar, zum ersten Mal seit diesem Morgen loslassen zu können.
    Chris öffnete ihren Beutel und holte zwei Flaschen Bier

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