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Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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hervor. „Sie sind nicht mehr ganz kalt, aber so kalt, wie es ist, ist das nicht so schlimm.“
    Sie öffnete die Flaschen mit einem Schlüsselanhänger und reichte eine weiter. Jan wollte sich bedanken und stieß dann einfach nur mit ihr an. Solche Sachen gingen bei ihr klar, ohne dass man sie aussprechen musste.
    Sie tranken ihr Bier und redeten wenig. Durch die Bäume fielen die späten Sonnenstrahlen in ihren Unterstand. Jan versuchte zu beobachten, wie die Schatten wuchsen.
    Auf dem Rückweg erzählte ihm Chris, wie sie als Vierzehnjährige zusammen mit einer Freundin beim Diebstahl einer Flasche Sekt erwischt worden war, die ihnen der Ladenbesitzer zuvor nicht hatte verkaufen wollen, ohne einen Ausweis vorgelegt zu bekommen. Ihr Vater war ausgerastet – sie blieb hier sehr vage und Jan fürchtete, dass er sie geprügelt hatte –, jedenfalls war längst alles gegessen und kompostiert, wie sie sich ausdrückte. Sie hatte recht, dachte sich Jan, die Dinge waren fürchterlich, solange man mittendrin steckte, und irgendwann ... Er kickte einen Tannenzapfen vom Bürgersteig in eine Hecke.
    Vor der Psychiatrie verabschiedete er sich mit einer kameradschaftlichen Umarmung von Chris und ging zuversichtlich hinein. Es war ein Tag voller böser Überraschungen gewesen. Aber auch dieser Tag würde vorübergehen.
    Jan setzte sich wieder auf seine Bank und merkte, wie müde er wurde. Also rutschte er zum Rand, lehnt sich an die Säule und döste, bis er das Gefühl hatte, dass etwas anders war als zuvor. Er überwand seine Schläfrigkeit und öffnete die Augen. Es war dunkel geworden, eine Gruppe von Menschen, die sich und den Ort gut zu kennen schienen, verabschiedeten sich am Eingang, gerade vor der Schwelle, ab der die Schiebetür geöffnet wurde.
    Ein drahtiger Mann kam aus dem Inneren des Gebäudes, sprach kurz mit der einen Dame, die am Empfang zurückgeblieben war, ging geruhsam auf Jan zu und blieb drei oder vier Meter vor ihm stehen.
    Jan vermutete, dass er aus dem Nahen Osten oder aus Nordafrika stammte – und Arzt war. Vermutlich wegen des aufmerksamen, doch unaufdringlichen Blickes, der versprach, dass er sich vor nichts verschließen und sich über nichts verfinstern würde. Vielleicht interpretierte er zu viel in diese dunklen, faltenumzogenen Augen hinein, dachte sich Jan. Jedenfalls legte sich die Aufregung, die in ihm aufgestiegen war, als die Empfangsdame diskret in seine Richtung gewiesen hatte.
    „ Guten Abend. Sind Sie Herr Reber? Bleiben Sie sitzen.“ Die Augen lächelten.
    „ Ja. Guten Abend.“
    „ Benounes ist mein Name, ich kümmere mich um Frau Herrera. Ihr geht es gut.“ Die Augen sagten dazu: den Umständen entsprechend. „Sie wird in den nächsten Tagen Ruhe brauchen und anschließend eine lange Therapie. Aber grundsätzlich steht einer Heilung in ihrem Fall nichts entgegen, es erfordert nur viel Geduld, von ihr und den Angehörigen.“
    „ Danke, das beruhigt mich. Können Sie mir sagen, woran sie leidet?“
    „ Im Moment leider nicht.“
    Jan nickte. „Ich denke, ich kann wohl nach Hause gehen. Ich weiß, dass ich hier nicht gebraucht werde, trotzdem ... Ich musste einfach in ihrer Nähe sein.“
    „ Ihre Freundin wird Ihre Unterstützung noch über viele Monate brauchen. Erschöpfen Sie sich nicht in den ersten Tagen. Sehen Sie das als eine Aufgabe, an der Sie wachsen können.“ Er zwinkerte Jan zu, mit einem winzigen Lidschlag, der Jan entgangen wäre, hätte er diese Augen nicht so aufmerksam beobachtet. „Ich höre mich an wie ein Seelsorger, bin aber eigentlich einer der Ärzte, die Patienten mit Persönlichkeitsstörungen behandeln.“
    „ Vielen Dank, Herr Benounes.“ Jan wollte aufstehen, um dem freundlichen Arzt seine Hand zu reichen, doch der machte eine kleine Verbeugung zur Verabschiedung, die das Handreichen irgendwie ausschloss.
    „ Es hat mich gefreut, Herr Reber. Wir werden sicher in den nächsten Tagen Gelegenheit für ein ausführlicheres Gespräch haben. Bis bald.“ Er wandte sich dem Ausgang zu – und fuhr herum. Über der Glastür, die zum Inneren der Klinik führte, blinkte plötzlich ein orangefarbenes Licht.
    War das der Feueralarm? Hatte einer der Verrückten einen Brand gelegt?
    Das Telefon am Empfang klingelte. Die Empfangsdame nahm ab, hörte kurz zu, ließ den Hörer sinken und schrie: „Achtung! Wir haben einen Notfall! Bringen Sie sich in Sicherheit! Das ist keine Übung! Ein bewaffneter Patient mit einer Geisel –“
    Die Glastür öffnete

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