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Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Parker
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sagte Newman.
    „Du willst also sagen, dass er in dieser Situation die Chance hat, etwas zu machen, worauf er sich versteht, und wobei er sich wohl fühlt.“ Sie hatte sich auf die linke Seite gedreht und sah, den Kopf auf den linken Ellbogen gestützt, Newman an.
    „Eine Chance, wie es so schön heißt, sein Potential zu maximieren. Er ist nun mal der Macho, wie er im Buche steht, und in seinen Kreisen besteht für so was seit zwanzig Jahren nur geringer Bedarf.“
    „Und jetzt darf er mit seiner Flinte da draußen Wache stehen. Der wortkarge Beschützer, nimmermüde, unerschrocken, bedrohlich. Ja, das leuchtet mir ein.“
    „So denke ich es mir jedenfalls“, sagte Newman. „Ich will ihn damit nicht herabsetzen. Wir brauchenihn dringend. Und er ist hart. Der härteste Bursche, der mir je untergekommen ist. Und es ist beruhigend zu wissen, dass er draußen ist. Aber so langsam wird er mir ziemlich unheimlich.“
    „Du meinst, weil er zu viel riskiert?“
    „Weil ich glaube, dass ihm überhaupt nichts daran liegt, die Sache zu Ende zu bringen“, sagte Newman.
    Janet dachte nach. Die stumme Carson Show war zu Ende, und Tom Snyder erschien auf dem Bildschirm.
    „Das ist verständlich“, sagte sie. „Wenn hier Schluss wäre, bliebe ihm nur sein Laden und das, was er immer gemacht hat, und das ist eben nichts Weltbewegendes. Nichts, was ihn physisch fordert. Wenn er nicht gerade mal einen Betrunkenen auf die Straße setzen kann.“
    Newman nickte. „Ich glaube, wenn er gewollt hätte, wäre es längst ausgestanden. Aber da heißt es: Schauen wir mal in diese Sackgasse … sehen wir uns noch mal jenes Haus an … Und so geht das immer weiter. Wir planen, und wir reden. Man kann nie zu viel wissen, das sagt er ständig. Und ich fürchte, damit kann er uns umbringen.“
    „Na, ich danke. Und ich habe mir eingebildet, mit Chris ist es sicherer. Aber du meinst, durch ihn wird es gefährlicher?“
    „Beides. Ich weiß nicht, ob ich es allein machen könnte. Aber Chris und ich haben nicht das gleiche Ziel. Ich will es hinter mich bringen. Ich kann nicht arbeiten,ich habe ständig Angst. Ich mache mir Sorgen um dich. Weißt du, was wir morgen machen? Wir kaufen die Ausrüstung für das Leben im Wald. Den größten Teil des Dienstags haben wir damit verbracht, eine Bleibe in Fryeburg zu finden und die Gegend zu checken. Die Hütte war in einer Stunde gefunden. Danach haben wir Karls Sommerhaus beobachtet, uns im Wald umgesehen, das Gelände erkundet …“ Newman schüttelte den Kopf.
    „Und was wirst du jetzt tun?“
    „Wenn ich das wüsste. Selbst wenn ich mir zutrauen würde, es allein zu schaffen – ich kann ihn jetzt nicht einfach wegschicken. Er hat sein Leben für mich riskiert. Er ist in ein Mordkomplott verwickelt. Wenn wir erwischt werden, ist es, auch wenn er jetzt einen Rückzieher macht, Beihilfe zum Mord. Und für ihn ist es die größte Sache seines Lebens. Ich bringe es einfach nicht fertig, ihm zu sagen, dass wir ihn nicht mehr dabeihaben wollen, weil er kontraproduktiv ist.“
    „Nein, das könnte ich ihm auch nicht sagen.“
    „Es wäre eine Hilfe, wenn du mitkommen würdest.“
    „Nach Maine, meinst du?“
    „Ja. Und wenn du bei uns bleiben würdest, auch während der Schießerei und so weiter.“
    „Ich sage nicht nein. Aber warum?“
    „Chris wäre leichter zu lenken. Er würde sich als dein Beschützer sehen, weil du eine Frau bist, und mirwürde es Mut machen. Mit dir zusammen bin ich viel stärker als allein.“
    „Denkst du so nebenbei auch mal an meine Sicherheit?“
    „Natürlich. Aber ich versuche das ganz nüchtern zu sehen. Ich bemühe mich, erwachsen zu werden. Jemand hat mir das neulich nahegelegt. Es geht um Leben und Tod. Romantik ist da fehl am Platz. Die Sache ist für dich nicht ungefährlich, aber ohne dich schaffe ich es nicht, und ich bin bereit, dich in Gefahr zu bringen, um das hier durchzuziehen. Keine Einstellung, auf die man stolz sein kann, ich weiß. Aber ich kann nicht anders.“
    Sie schwieg lange. Auf der Mattscheibe warf Tom Snyder in stummem Gelächter den Kopf zurück.
    „Gut, ich komme mit“, sagte sie. „Ich will mitgehen. Ich habe keine Angst. Ich würde Karl umbringen, ohne einen Augenblick zu überlegen. Ohne etwas dabei zu empfinden. Es ist ebenso mein wie dein Problem. Aber ich möchte, dass du mir das Schießen beibringst.“
    Newman sah nicht sie, sondern den stummen Bildschirm an. „Ja, ich werde es dir beibringen. Es ist ganz leicht. Du

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