Wildrosengeheimnisse
einer anderen jungen Frau in Friedrichshafen entdeckt, die Isabella ähnlich sah. Für eine kurze Weile dachte ich, es könnte vielleicht ein Serienmörder hinter der ganzen Sache stecken. Nach einer Obduktion stellte sich heraus, dass die junge Frau in Friedrichshafen Opfer eines tragischen Unfalls geworden war. Sie hatte einen angeborenen Herzfehler und ihr Herz blieb beim Schwimmen im kalten Wasser stehen.«
So tragisch, wie das ist, bin ich doch froh, dass auch in diesem Fall kein gruseliger Mord die Todesursache war. Es hätte mir gar nicht gefallen, wenn sich in unserer idyllischen und lieblichen Gegend ein gewissenloser Mörder herumtreiben würde.
Inzwischen sind wir am Rebmannshof unterhalb der Birnau angekommen. Dieses historische Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert liegt direkt am See, gegenüber der Insel Mainau, und lockt mit einem gemütlichen Biergarten unter hohen, schattigen Bäumen.
»Lust auf eine kleine Stärkung?«
Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Ehrlich gesagt, bin ich ziemlich erschöpft.
Keine Ahnung, ob das an dem Spaziergang liegt, an der Schwangerschaft oder vielleicht am Jetlag. Möglicherweise ist es auch eine Mischung aus allem, jedenfalls bin ich total im Eimer und dankbar für eine Pause.
Wir bestellen Zwiebelkuchen und Suser für Michael und einen Salat mit Bodenseefelchenfilets und Traubensaftschorle für mich.
»Aber nun erzähle doch mal. Wie ist es denn so in Island? Oder sagt man auf Island?«, frage ich Michael.
Wie so oft, bemerke ich, dass es mit ihm wunderbar entspannt ist. Ich kann so sein, wie ich bin, ohne mich verstellen zu müssen.
»Wenn man das Land meint, sagt man sicher in Island, aber da es eine Insel ist, wäre auf Island sicher richtiger. Ich glaube, man kann beides sagen. Ach, Maja, es war fantastisch«, schwärmt Michael.
»So viel großartige Natur habe ich noch nie gesehen. Ich habe mir einen Geländewagen gemietet und bin einfach losgedüst. Zunächst an der bezaubernden Südküste entlang, wo es Wasserfälle gibt, Steilfelsen und eine Gletscherzunge. Ich habe im blauen Thermalwasser der ›Blauen Lagune‹ gebadet und viele Spaziergänge an der rauen Küste unternommen. Es gibt dort sogar einen schwarzen Strand. Ich habe natürlich eine Stadtbesichtigung der nördlichsten Hauptstadt der Welt gemacht, die über eine sehr charmante Altstadt und einen lebhaften Hafen verfügt. Die Menschen dort sind alle unglaublich freundlich. Außerdem nahm ich an einer Walbeobachtungsfahrt auf hoher See teil, das war auch eine tolle Sache. Dann bin ich weitergefahren und habe das Geysirgebiet und den Nationalpark besucht. Beim Wasserfall Gullfoss donnern die Wassermassen in den circa 70 Meter tiefen Canyon. Was auch fantastisch war, war der aktive Geysir Strokkur, der ungefähr alle fünf bis zehn Minuten eine kochend heiße Fontäne in die Luft schießt. Ein einmaliges Schauspiel, Maja, das kannst du dir nicht vorstellen«, begeistert er sich erneut.
»Ich freue mich so für dich, Michael. Das klingt nach einer ganz tollen Reise.«
»Das war es, Maja, und ich wünschte so sehr, dass ich sie mit Steffi hätte erleben können.«
»Ich bin sicher, dass sie die ganze Zeit über bei dir war, Michael.«
Ich nehme seine Hand, denn ich spüre, dass die Traurigkeit ihn erneut zu überwältigen droht.
Es wird noch eine lange Zeit vergehen, bis Michael wieder glücklich sein kann, das sehe ich ihm an.
»Was ist mit dir, Maja? Gibt es etwas Neues von Christian?«
Ich erzähle Michael nicht die Geschichte vom Flughafen, sondern zucke nur hilflos die Schultern.
»Die Sache mit uns ist Vergangenheit. Ich muss nach vorn sehen, weißt du. Für mich und mein Baby.«
Diesmal drückt er fest meine Hand.
»Es ist schon spät und wird langsam dunkel. Lass uns zurückgehen«, bitte ich ihn.
Vor der ›Butterblume‹ verabschieden wir uns.
»Es ist seltsam, Maja, am Anfang bin ich dienstlich hierhergekommen. Aber inzwischen gibt es keinen Grund mehr dafür, der Fall ist aufgeklärt. Trotzdem zieht es mich zu dir.«
»Das kann ich gut verstehen. Immerhin gibt es bei mir den besten Cappuccino und die einzigartigen Seehupferl«, scherze ich, um die Situation nicht ganz so peinlich werden zu lassen.
Trotzdem nimmt Michael mich liebevoll in den Arm.
»Ich möchte, dass du weißt, dass du auf mich zählen kannst, was immer auch sein mag.«
Es tut so gut, von Michael festgehalten zu werden. An seiner starken Schulter fühle ich mich sicher und geborgen.
Er bedeutet mir
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