Wildrosengeheimnisse
mit einer ihrer Freundinnen?
Jedenfalls tut sie so, als ob sie alles wüsste, und hat doch in Wirklichkeit keine Ahnung. Innerlich muss ich grinsen, denn sie vermutet ein Crime de passion, ein Verbrechen aus Leidenschaft, dabei erfreut sich die gute Isabella bester Gesundheit und erlebt gerade das Glück ihres Lebens. Jedenfalls fühle ich mich nicht dazu berufen, das mir Anvertraute preiszugeben. Schon gar nicht an Leute, die ständig mit dem erhobenen Zeigefinger herumwedeln. Dann schon eher an Michael.
20. Kapitel: Geständnisse und Wahrheiten
Gerade heute, als ich an ihn denke, biegt der freundliche Kommissar in den Hof der ›Butterblume‹ ein, als ich dabei bin, das Café abzuschließen und noch einen kleinen Abendspaziergang mit Jojo zu machen.
Der Abend ist mild, doch es liegt bereits ein leichter Nebel auf dem See, wie ein Hauch, ganz sanft und zart. Die tief stehende Abendsonne scheint silbern auf dem Wasser, was beinahe mystisch wirkt.
Lange haben Michael und ich uns nicht gesehen. Er hatte drei Wochen Urlaub und war verreist und anschließend war ich in Detroit.
»Michael, wie schön, dich zu sehen.«
Auch er freut sich offensichtlich und wir umarmen uns wie alte Freunde.
»Wo warst du so lange?«
»Das wird dich überraschen – in Island.«
Ich kann kaum glauben, was er da sagt. Hatte er mir nicht erzählt, es sei immer der Traum seiner verstorbenen Frau gewesen, dorthin zu reisen? Und dass er sich schuldig fühle, weil er ihn ihr nie erfüllt hat?
Fragend sehe ich ihn an.
»Ich musste dorthin. Für sie, weißt du. Irgendwie habe ich mich ihr dort nahe gefühlt. Ich weiß nicht, ob du das verstehst. Ich konnte auch nicht nach Italien fahren und einen Urlaub verbringen, wie wir es so oft gemeinsam getan haben. Also habe ich spontan einen Flug nach Reykjavik gebucht. Findest du das verrückt?«
»Aber nein, gar nicht. Ich finde den Gedanken sogar wunderschön«, antworte ich.
»Ich wollte gerade einen Spaziergang mit Jojo machen, der Abend ist so schön. Möchtest du vielleicht mitkommen und mir von deiner Reise erzählen? Nur mal so nebenbei, auch ich habe etwas Aufregendes zu berichten.«
»Wenn das so ist, bin ich natürlich dabei«, lacht Michael.
Er sieht großartig aus heute Abend. Entspannt, der Urlaub hat ihm gutgetan. Der leichte blaue Pullover, den er trägt, steht ihm jedenfalls ausnehmend gut und betont seine starken Schultern.
Schnell gehe ich ins Haus und hole meine Jacke, während Michael draußen mit Jojo auf mich wartet. Der Anblick der beiden Freunde im Garten hat etwas Verlässliches und Gutes, das meine Stimmung sofort hebt.
Wir beschließen, den schönen Weg am See entlang, Richtung Unteruhldingen, zusammen zu gehen.
»Weißt du eigentlich, warum ich überhaupt gekommen bin?«, fragt mich Michael lächelnd. »Ich habe gute Nachrichten für dich.«
»So?«, ich bin neugierig. »Ich dachte, du wolltest mir nur von Island erzählen.«
»Das auch, natürlich. Aber ich dachte, es interessiert dich vielleicht zuerst, wer in die ›Butterblume‹ eingebrochen ist.«
»Nein. Sag bloß, ihr habt endlich den Einbruch aufgeklärt.«
Ich bleibe stehen. Mein Herz klopft.
»Ja, endlich. Es mag vielleicht keine allzu große Überraschung für dich sein, Maja. Es war Giovanni beziehungsweise ein paar Freunde von ihm.«
»Giovanni?«
»Der Neffe von Pacocini.«
Und auf einmal fällt es mir ein: der merkwürdige Geruch, als ich am Abend des Einbruchs nach Hause kam. Natürlich, ich habe diese Mischung aus Zigarettenrauch und Herrenparfum schon einmal gerochen, und zwar, als ich Pacocini und diesem fiesen Neffen begegnete.
»Wusst’ ich’s doch, dass dieser Schleimer dahintersteckt«, entfährt es mir.
»Nein, Maja, du bist auf dem Holzweg. Pacocini hat nicht das Geringste damit zu tun, ganz im Gegenteil sogar«, versucht Michael, mich zu beschwichtigen.
»Aber du sagtest doch, dass dieser Giovanni, sein Neffe, dahinterstecke.« Ich verstehe das Ganze nicht so recht.
»Das stimmt auch. Wie wir inzwischen wissen, hat Pacocini ursprünglich diesen Giovanni aus Italien zu sich geholt, um seinem jüngeren Bruder einen Gefallen zu tun. Angeblich hat er dort nämlich schon allerhand Mist gebaut. Pacocini wollte ihm hier in Deutschland die Möglichkeit geben, von der schiefen auf die gerade Bahn zu kommen und sich eine eigene Existenz zu schaffen. Und natürlich hat er zu diesem Zweck einige vielversprechende Orte ins Auge gefasst. Pacocini ist ein gewiefter Geschäftsmann,
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