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Wildrosengeheimnisse

Wildrosengeheimnisse

Titel: Wildrosengeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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mich schrecklich. Obwohl Nini auch in den letzten Wochen bereits viel bei Ben war, hatte der heutige Umzug doch etwas Endgültiges an sich.
    Zum Glück habe ich noch ein wenig im Café zu tun, was mich abzulenken vermag. Doch irgendwann haben sich auch die letzten Gäste verabschiedet und alles ist geputzt und aufgeräumt. Auf einmal kommt mir das Haus so leer vor. Ob ich Emily anrufen soll? Aber dann fällt mir ein, dass Thomas inzwischen aus der Reha zu Hause ist und ich möchte sie auf keinen Fall von ihm loseisen. Es ist noch hell, daher beschließe ich, mit Jojo einen kleinen Spaziergang in Überlingen auf der Promenade zu machen. Das wird mich sicher auf andere Gedanken bringen, dort ist immer etwas los. Ich ziehe meinen Trenchcoat über und Stiefel an, denn gegen Abend wird es doch schon empfindlich kühl. Der See schimmert geheimnisvoll im Abendlicht. Die Farben sind so viel sanfter als im Sommer, nicht mehr so hell und strahlend, aber doch zauberhaft schön. Auf der Promenade sind viele Spaziergänger unterwegs und die zahlreichen Restaurants sind gut besucht. Ich komme an Pacocinis Lokal vorbei und sehe ihn mit Gästen plauschen. Er scheint tatsächlich immer in seinem Laden zu sein, das ist bewundernswert. Von nichts kommt eben nichts. Kein Wunder konnte er mit dem nichtsnutzigen Tunichtgut Giovanni nichts anfangen. Er entdeckt mich und winkt in meine Richtung, ich solle herüberkommen. Doch ich tue so, als würde ich das Ganze nur für einen Gruß halten, winke zurück und gehe weiter. Ich weiß zwar, dass er mit dem Einbruch in die ›Butterblume‹ nichts zu tun hatte, und doch bin ich noch immer nicht darüber hinweg, wie sein ungeratener Neffe versucht hat, mich von dort zu vertreiben. Vor allem, wenn ich an den kleinen leblosen Hundekörper denke, den ich an jenem Abend halbtot vorgefunden habe.
    Mein Weg führt mich an den Lokalen, die mittlerweile idyllische Windlichter für ihre Gäste auf der Terrasse angezündet haben, vorbei und ich schlendere durch den prachtvollen Stadtgarten. Ich komme mir fast so vor wie auf der Insel Mainau. Der Garten strahlt eine wohltuende Ruhe aus und ist selbst jetzt im Herbst noch herrlich gepflegt. Die riesengroßen Bäume verfärben sich langsam und es wird nicht lange dauern, da werden die vielen hohen Kakteen wieder in ihr Winterlager einziehen. Auf einmal stehe ich vor dem historischen Gallerturm und setze mich dort auf eine Bank.
    Vor mir liegt der Bodensee im Dämmerlicht und während ich den rosa verfärbten Abendhimmel betrachte, denke ich an den Spruch von Marcel Proust, den Christian im Sommer bei unserem Picknick zitiert hat.
    Wie lautete er noch? Ich kann mich nicht erinnern…
    ›Versuche stets, ein Stückchen Himmel über deinem Leben freizuhalten.‹
    »Christian. Was machst du denn hier?«
    Mein Herz rast so sehr, dass ich glaube, es wird in tausend Stücke zerspringen. Ich habe überhaupt nicht gemerkt, dass jemand gekommen ist, so sehr war ich in Gedanken versunken. Christian setzt sich neben mich, ohne mich anzusehen, und blickt stattdessen auf den See.
    »Ich bin gekommen, weil ich dich etwas Wichtiges fragen muss, Maja. Du warst nicht zu Hause und Jojo und dein Auto habe ich auch nicht entdeckt. Also schloss ich daraus, dass du irgendwo anders als in Nußdorf einen Spaziergang machst. Frag mich nicht, wieso, aber ich bin einer inneren Stimme gefolgt und die hat mich hierher geführt.«
    Ich kann absolut nichts antworten. Meine Hände und Knie zittern so sehr, dass ich heilfroh bin zu sitzen. Es ist idiotisch. Hirnverbrannt. Ich habe mit dir abgeschlossen, Christian. Ich bin gerade dabei, dich zu vergessen, sagt mein Verstand. Doch mein Herz sagt etwas ganz anderes. Ich versuche, die Worte zu ignorieren, die es sagt.
    Ich will sie nicht hören, denn mein Herz sagt, dass er alles ist, was ich will. Und je wollte. Dass ich nichts bin ohne ihn. Dass ich nichts anderes will, als in seinen Armen zu sein.
    Ich ignoriere die Stimme. Ich will das nicht. Ich will nie wieder diese Schmerzen fühlen. Also drehe ich mich weg und blicke in Richtung der Stadt zum Münster, damit er in meinen Augen nicht lesen kann, was er mir bedeutet.
    »Was stand in dem Brief, Maja?«, fragt Christian. Ich kann fühlen, dass sein Blick auf mir ruht.
    »Du weißt genau, was in dem Brief stand, Christian. Tu bitte nicht so, als hättest du ihn nicht bekommen. Erspare uns das einfach, ja?«
    »Ich habe keinen Brief von dir bekommen, Maja.«
    Christian sieht mich ruhig und

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