Wildrosengeheimnisse
Stück Torte. Heutzutage will doch keiner mehr dick werden. Na ja, und wer mehr davon mag, kann noch ein zweites essen.«
Ninis Augen leuchten vor lauter Begeisterung.
»Jedenfalls fiel mir das neulich wieder ein, als ich darüber nachdachte, wie wir unser Angebot im Café noch ein wenig verbessern könnten. Und da hab ich einfach meine Backbücher gewälzt – und voilà.«
Sie legt mir einen ganzen Stapel mit Kopien toller Rezepte auf den Tisch.
»Mensch, Nini, das ist eine super Idee.«
»Ja, und ich hab sogar mehr davon.« Nini ist jetzt voll in ihrem Element. »Außerdem gab es nämlich in der ›Cupcake Boutique‹ noch weitere leckere Dinge. Macarons, das ist so ein federleichtes Baisergebäck mit einer Füllung. Gab es auch in ganz vielen Varianten. Ich sag dir, die waren himmlisch. Eigentlich kommen die wohl aus Frankreich, aber ich glaube, das wäre doch auch etwas für den Bodensee. Was meinst du, Mami?«, fragt Nini eifrig.
»Klingt super, aber ob wir die hinkriegen? Versuchen können wir es ja mal.«
Baisergebäck, das klingt sehr verführerisch. Vor allem gibt es so etwas meines Wissens nirgendwo. Darum lächle ich. »Ich finde, das ist eine ganz tolle Idee. Wir suchen uns die besten Rezepte heraus und machen ein paar Prototypen, ja? Die vernaschen wir erst mal selbst. Und dann überlegen wir uns neue Namen. Macarons und Cupcakes sind ganz niedlich, passen aber nicht recht zum Bodensee.«
»Hmmm, da hast du wohl recht«, grübelt Nini, während sie unsere alten Muffin-Förmchen im Küchenschrank sucht. Als sie sie gefunden hat, blättern wir in ihrem Rezeptstapel und wählen unsere Favoriten aus.
Begeistert machen wir uns beide ans Werk und probieren einige der leckeren Backvorschriften aus. Während wir den Grundteig, der aus Butter, Zucker, Eiern, Mehl, Milch und Backpulver besteht, herstellen, denken wir uns Namen für die entstandenen Kunstwerke aus. Da die kleinen Kuchen sehr einfach herzustellen sind, haben wir nach kürzester Zeit auch schon einige tolle Varianten fabriziert, zum Beispiel Apfeltörtchen, die wir auch noch mit Erdnüssen oder Calvados verbessern und mit Karamellsahne krönen. Oder Schokocupcakes, die wir mit Kokos oder Cassis variieren.
»Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, Mama«, stellt Nini zufrieden fest, die an dieser Aktion offensichtlich einen Heidenspaß hat und glücklich zu sein scheint, dass mir ihre Idee so gut gefällt.
»Mensch, Nini, das ist aber auch wirklich ein super Einfall. Man hat so viele Möglichkeiten und kann die kleinen Dinger je nach Lust und Laune oder Saison abwandeln. Zum Beispiel mit allen möglichen Beeren, Rhabarber, Aprikosen, Pflaumen, Birnen und Äpfeln. Und die Toppings auch immer wieder anders gestalten, mit Sahne, Frischkäse oder Buttercreme, und dadurch den Geschmack auch verändern.«
»Sag ich doch. Und ich finde ja, das Tollste daran ist, dass es eben nicht so ein Riesenstück Torte ist. Das will doch heute kaum noch jemand essen. Aber so eine Kleinigkeit, was Süßes wie ein Küsschen oder ein Betthupferl …«
»Warte mal, Nini, das hier hört sich doch gut an: ›Seehupferl‹. So könnten wir die kleinen Cupcakes doch nennen. Erdbeer-Seehupferl oder Schoko-Seehupferl … oder … oder … oder … Was meinst du?«
»Find ich klasse«, nuschelt Nini, die gerade dabei ist, unsere andere neue Kreation zu probieren: Vanille-Macarons, die aus Mandel-Baiser-Kekshälften bestehen, die durch eine Mischung aus Himbeergelee, Puderzucker und Butter zusammengehalten werden.
»Hmmmm, lecker. So süß wie ein Kuss. Und somit sind das unsere ›Überlinger Küsschen‹, was meinst du?«
Ich bin überzeugt, ob zu Cappuccino oder Tee, die Dinger werden der Renner.
3. Kapitel: Der Hänselejuck
Als hätte ich es geahnt, kann Christian am nächsten Wochenende nun doch nicht kommen. Offenbar muss er mehr Zeit und Aufwand für seinen komplizierten Klienten einplanen als gedacht, so dass er in Kanada festhängt.
Doch da er ständig anruft und mir verspricht, das Fasnachts-Wochenende mit mir zu verbringen, komme ich ganz gut damit klar. Das Einzige, das mich stört, ist, dass er ständig diese Daniela erwähnt. Mein Gott, muss denn das sein? Die beiden sind doch geschieden. Aber vielleicht kann ich das nur nicht verstehen, weil mir diese Beziehungsart völlig fremd ist. Getrennt sein und trotzdem harmonisch zusammenarbeiten, wie das gehen soll, bekomme ich nicht in meinen Kopf. Zum Glück bin ich sehr beschäftigt mit dem Café
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