Wildrosengeheimnisse
Accessoires vervollständigt wird. Auf dem Nachttisch steht ein Foto von Emily und Thomas, auf dem beide auf dessen Motorrad zu sehen sind. Vor einer hellgrau gestrichenen Wand, an der ein großes Foto vom See hängt, entdecke ich einen nostalgischen weißen Vogelkäfig, in dem sie ihre selbst hergestellten Ohrringe aus Swarovski-Steinen und buntem Muranoglas aufbewahrt, sowie eine Schneiderpuppe, auf der Emilys bunte Schals drapiert sind.
Weiter gibt es noch ein Arbeitszimmer, in dem beide ihren Schreibtisch stehen haben und Thomas seine Musikinstrumente und Noten untergebracht hat. Thomas ist nämlich Bandleader der Lakeboys, die tollen Bar-Jazz machen und unter anderem bei der Eröffnung der ›Butterblume‹ gespielt haben.
Außerdem zeigt mir Emily noch ein kleines Bad, das mit seinen schwarz-weißen Kacheln und den Art-Deco-Accessoires ebenfalls sehr stylisch wirkt, und eine kleine Küche, in der eine schwarz gestrichene Wand dominiert, auf der zauberhafte Schwarz-Weiß-Fotografien hängen. Die knallrote Einbauküche, die mit den modernsten Geräten ausgestattet ist, fasziniert mich. Nicht, dass Emily sich hier allzu oft aufhalten würde, das kann ich mir nicht vorstellen. Emily ist zwar sehr kreativ, aber Kochen gehört nicht zu ihren Hobbys. Nun ja, vielleicht tobt Thomas sich hier aus.
Emily entgeht mein Blick nicht und sie errät offenbar meine Gedanken. »Die Einbauküche ist ein Geschenk meiner Mutter. Sie hatte wohl Angst, dass wir sonst verhungern«, erklärt sie lachend.
»Am liebsten wäre sie mit mir in ein teures Einrichtungshaus gefahren und hätte mir lauter Designermöbel gekauft. Zum Glück konnte ich sie davon abhalten. ›Kind, das ist deine erste Wohnung, das muss doch was Vernünftiges sein und nicht so ein Flohmarkt-Krempel‹, hat sie gesagt.«
Ich muss lachen, wie gut Emily ihre Mutter imitiert, und sehe Katharina im Geiste vor mir, in ihrer Designer-Garderobe und ihrem stets glatt geföhnten hellblonden Bob.
»Wie geht es deiner Mutter denn?«, frage ich Emily, während wir es uns auf ihrem hübschen Sofa gemütlich machen.
»Na ja, du weißt ja, wie sie ist. Sie hat tausend Sachen um die Ohren. Freut sich jetzt schon auf die neue Golfsaison und hat die entsprechende Garderobe dafür bereits geordert.
Und dann muss sie Leon und Robert betüddeln und aufpassen, dass die beiden nichts falsch machen im Betrieb«, berichtet Emily amüsiert, während sie mir Tee einschenkt.
Robert ist Leons jüngerer Bruder, der im letzten Jahr seine kapriziöse und launische Ehefrau Susann verließ, um fortan mit der französischen Marketing-Assistentin Anouk zusammenzuleben.
Emily erzählt mir, dass der bodenständige Robert und die hübsche Anouk offenbar richtig glücklich miteinander sind.
»Stell dir vor: Anouk hüpft sogar mit Gummistiefeln in den Weinbergen mit ihm herum. Egal, was mit den Reben ist, sie ist immer an seiner Seite und ist sich für keine Arbeit zu schade.«
Wer hätte das gedacht? Die schöne Anouk mit ihren schicken Kostümchen und ihren langen Fingernägeln turnt in den Weinbergen herum …, in Gummistiefeln? Ich hatte geglaubt, dass sie sich Leon angeln will, den immer gut gekleideten und weltgewandten Managertypen.
»Und Leon?«, frage ich daher neugierig. »Was macht der so?«
»Ach, Maja, du kennst ihn. Er lebt für seine Arbeit. Knüpft ständig irgendwelche neuen connections und ist überall dabei, wo ein Event stattfindet. Aber er kommt mir so unglaublich …«, Emily sucht nach dem richtigen Wort, »… rastlos vor. Besonders seit eurer Trennung. Ich weiß, ich sollte das nicht sagen, denn für dich war es sicher das Beste, dass ihr euch getrennt habt. Aber ich glaube, er ist noch nicht drüber hinweg. Hat zwar ständig eine neue Freundin, aber die scheinen ihm alle nichts zu bedeuten. Hübsche, nette, aber austauschbare Geschöpfe, die er mit zu den Vernissagen und Modenschauen nimmt, auf die er eingeladen wird. Ich glaube, er weiß erst jetzt, was er an dir hatte. Dass die Männer das immer nur merken, wenn es zu spät ist.«
Emily sieht mich bedeutungsvoll an.
»Aber was ist mit dir? Vermisst du ihn nicht auch manchmal? Ich meine, ihr wart doch immerhin drei Jahre zusammen und habt viel gemeinsam erlebt.«
»Ach, weißt du, Emily …«, antworte ich. »Natürlich fehlt er mir manchmal. Seine Art, die Dinge anzupacken und Entscheidungen zu treffen, zum Beispiel. Und die vielen schönen Erlebnisse, die wir hatten.«
Mir wird bewusst, dass ich das bis
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