Wildrosengeheimnisse
verschönern. Zum Glück ist das Haus mit seinen sieben Zimmern groß genug, so dass wir dort nicht nur Luise und Steve, sondern auch Steves Tochter Laura Ann mit ihrem Mann und ihren vier Töchtern unterbringen können.
Emily hat wunderschöne fliederfarbene Schals und Kissen für das Schlafzimmer, zu denen ich passende Bettwäsche besorgt habe, sowie erdbeerrotes Zubehör für das Wohnzimmer genäht. Wir rüsten uns mit allerlei Putzutensilien aus und machen erst einmal laut Friedas altes Radio an. Emily nimmt sich das Wohnzimmer vor, putzt die Fenster und hängt die neuen Gardinen auf und ich gehe mit einer Kiste nach oben, um Friedas persönliche Dinge wie die Fotos und die Briefe aus ihrem Nachttisch darin zu verstauen.
Als ich gerade dabei bin, den Schlafzimmerboden zu wischen, fällt mein Blick auf etwas Glitzerndes unter dem Bett. Was ist denn das? Kleine Swarovski-Steinchen, die in Regenbogenfarben schillern, glitzern unter dem dunklen Bett um die Wette. Was hat Frieda denn da Schönes verloren? Sie war nicht der Typ für Schmuck, sie trug höchstens einmal eine Perlen- oder ihre Bernsteinkette. Eher sehen die Steinchen aus wie die, die auf Isabellas Haarspange prangten. Aber das kann nicht sein. So etwas besaß Frieda doch gar nicht. Ich beschließe trotzdem, die hübschen Steinchen aufzubewahren, und stecke sie erst einmal in die Tasche meiner Jeans. Stunden später blitzt und blinkt das ganze Haus wie die Steinchen in meiner Tasche und Emily und ich sind stolz und zufrieden über unser Werk.
»Wie schön, dass endlich wieder Leben einzieht in das alte Haus«, sage ich zu ihr, als wir uns ermattet auf Friedas altes Biedermeiersofa fallen lassen.
»Ich glaube, Frieda würde sich freuen, wenn sie wüsste, dass außer Leben auch wieder Liebe und Glück in ihrem Haus vorherrschen werden«, antwortet sie.
»Ach, Emily, ich bin sicher: Sie weiß es«, lächle ich. »Sie kannte mich so gut und weiß darum, dass ich in ihrem schönen Haus niemanden wohnen lassen würde, der es nicht verdient.«
»Du vermisst sie wohl sehr?«, stellt Emily fest und legt den Arm um mich.
»Ja. Frieda war so ein wertvoller und lebenskluger Mensch. Sie wusste auf alle Fragen eine Antwort. Das fehlt mir unglaublich.«
»Ich verstehe dich. So jemanden gibt es selten«, meint Emily mitfühlend. »Jetzt musst du dir die Antworten selbst geben. Das ist nicht immer einfach.«
»Wem sagst du das? Ich habe schon manchmal mit den Fragen meine Probleme.«
Wir verabschieden uns lachend.
Emily hat es eilig, denn sie will unbedingt heute Abend zu einem Konzert von Thomas.
Sie will die Lakeboys überreden, auf der Hochzeit meiner Mutter zu spielen.
»Vielen Dank, Emily – für alles. Komm bald wieder«, bitte ich sie.
»Na klar komme ich bald wieder. Aber du wirst sehen, in wenigen Tagen wird hier Trubel genug sein. Warte, bis deine Mutter da ist mit den ganzen amerikanischen Verwandten.
Du wirst keine ruhige Minute mehr haben.«
*
Damit soll sie recht behalten. Doch wir haben alles so gründlich vorbereitet, dass ich mir keine Gedanken mache, dass irgendetwas nicht klappen könnte im Vorfeld der Hochzeit.
Als ich in den Vorgarten der ›Butterblume‹ einbiege, entdecke ich eine dunkle Gestalt im hinteren Teil des Gartens. Obwohl mein Herz laut klopft, rufe ich mutig: »Hallo!«
Die Person dreht sich um und ich erkenne den Mann dieser verschwundenen Isabella.
Was will denn der in meinem Garten? Als er mich sieht, dreht er sich sofort um, rennt quer über die Wiese, springt über den Gartenzaun und ist verschwunden.
Ich wünschte, ich hätte einen blutrünstigen Rottweiler, den ich ihm hinterherhetzen kann, aber da ist nur die kleine Jojo und die ist noch dazu im Haus.
Mit zitternden Händen suche ich in meiner Kommode nach der Visitenkarte von dem netten Kommissar. Ich kann nicht sagen, warum ich so zittere, ob vor Angst oder vor Wut. Was wollte dieser Kerl? Schon wenige Minuten später hält der Kombi von Herrn Harter in meiner Einfahrt.
Donnerwetter, er muss gleich nach meinem Anruf losgefahren sein.
Während wir durch den Garten laufen und ich ihm die Stelle zeige, wo ich diesen Grothe gesehen habe und von wo aus er, nachdem er mich sah, das Weite suchte, erzählt Herr Harter mir, dass er ohnehin in der Nähe war und bei mir vorbeischauen wollte.
»Sind Sie ganz sicher, dass der Mann in Ihrem Garten tatsächlich Herr Grothe war?«, fragt er, als wir nach der Gartenbegehung im Haus noch einen Kaffee zusammen
Weitere Kostenlose Bücher