Wildrosengeheimnisse
trinken.
Mein Gott, was hat dieser Mann nur für schöne blaue Augen. Ich kann gar nicht mehr woanders hinsehen.
»Ja, natürlich.«
Das heißt, wenn ich es mir recht überlege, bin ich mir auf einmal gar nicht mehr so sicher.
Schließlich habe ich diesen Grothe nur einmal ganz kurz gesehen, am Zebrastreifen, noch dazu im Nebel. Aber ich war doch sofort, als ich diesen Mann erblickte, überzeugt, dass er es ist.
Komisch, dass ich jetzt ins Zweifeln komme.
Herr Harter spürt mein Zögern und tröstet mich: »Das kommt sehr häufig vor, dass man ins Grübeln kommt. Möglichweise war es ein anderer Mann und Sie haben nur an diesen Grothe gedacht, weil dieser schon einmal hier war. Andererseits spricht auch einiges dafür, dass er es tatsächlich war, vor allem sein plötzliches Verschwinden. Es könnte sein, dass er nach Spuren seiner verschwundenen Frau sucht. Vielleicht sogar nach ihr. Können Sie sich denken, warum? Hat sich Frau Grothe vielleicht doch öfter hier aufgehalten? Herr Grothe sagte doch aus, dass das Café ›Butterblume‹ das Stammlokal seiner Frau sei.« Herr Harter lächelt mich freundlich an.
Man kann gar nicht anders, man muss ihm einfach vertrauen und ihm alles erzählen.
Deshalb reagiere ich auch gleich: »Nein, ganz bestimmt nicht. Diese Isabella war nur einmal hier, ganz sicher. Sie wäre mir mit Sicherheit aufgefallen, wenn sie vorher schon mal als Gast in meinem Café gewesen wäre. Außerdem glaube ich nicht, dass sie so etwas wie ein Stammlokal hatte.«
»Wie meinen Sie das?«, fragt Herr Harter neugierig.
Ich erzähle ihm die Gerüchte, die im Café über die verschwundene Frau kursieren. Dass Isabella anscheinend von ihrem eifersüchtigen Ehemann regelrecht bewacht wurde und nicht einmal allein zum Kirchenchor durfte. »Herr Harter, stimmt es, dass die Polizei ein blutverschmiertes Handtuch bei den Grothes gefunden hat?«
Der Kriminalist lehnt sich zurück und verschränkt die Arme über der Brust. »Donnerwetter, Sie scheinen direkt am Herd der Gerüchteküche zu stehen.«
Ich muss lachen und erzähle ihm von den Damen, die sich regelmäßig über das Neueste vom Tage austauschen.
»Ich dachte mir schon, dass nicht Sie irgendwelche Gerüchte über andere verbreiten. Das passt nicht zu Ihnen.« Mit diesen Worten blickt er mir tief in die Augen. »Deshalb kann ich es Ihnen auch anvertrauen: Es gibt in der Tat einige Anhaltspunkte, dass Isabella Grothe etwas zugestoßen sein könnte.«
Damit hat er nicht zu viel verraten, das wird ohnehin vermutet.
»Aber irgendeinen Grund muss Herr Grothe haben, warum er hier herumschnüffelt. Falls er es denn war heute in Ihrem Garten, woran ich allerdings keinen Zweifel hege. Nun, wir werden es schon herausfinden.«
»Es ist seltsam, aber es macht mir Angst, dass hier fremde Leute einfach so herumspazieren. Ich hatte vor Kurzem schon einmal so ein Erlebnis.«
Und ehe ich mich versehe, erzähle ich Herrn Harter von dem Abend, als ich Fieber hatte und mit der Taschenlampe im Garten unterwegs war, weil ich meinte, eine dunkle Gestalt zwischen den Bäumen erblickt zu haben.
Der Kommissar sieht mich auf einmal sehr ernst an und fragt: »Frau Winter, Sie wohnen doch hier allein mit Ihrer Tochter?«
Als ich bejahe, rät er mit seiner ruhigen und sonoren Stimme: »Sie sollten die nächste Zeit etwas vorsichtig sein. Wir haben zwar keinen konkreten Verdacht und es scheint auch nicht verständlich, warum sich hier jemand herumtreiben sollte. Aber Sie wohnen doch sehr abgelegen. Achten Sie darauf, dass alle Fenster und Türen geschlossen sind, insbesondere, wenn Sie unterwegs sind. Schließen Sie die Türen gut ab, auch die Kellertür, wenn Sie im Haus sind. Und vergessen Sie nicht: Sie können mich immer anrufen, bei Tag und auch bei Nacht. Ich gebe Ihnen meine private Handynummer, ich komme sofort zu Ihnen, wenn etwas sein sollte.«
Und mit diesen Worten blickt mir der attraktive Kommissar wieder tief in die Augen.
*
Bereits am nächsten Morgen ruft Herr Harter bei mir an, um mich zu beruhigen.
Er habe mit Herrn Grothe gesprochen und dieser habe tatsächlich zugegeben, gestern bei mir im Garten gewesen zu sein. Angeblich habe er Isabellas Handtasche gefunden und in dieser eine Visitenkarte der ›Butterblume‹ mit einer handschriftlich notierten Handynummer. Er nennt mir die Nummer und ich notiere sie gleich heimlich, obwohl sie mir völlig unbekannt vorkommt.
»Herr Grothe hat in Ihrem Garten offenbar nach weiteren Hinweisen auf den
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