Wildrosengeheimnisse
er habe eine Überraschung für mich. Ich sehe schrecklich aus. Das muss der Traum sein, der mich die ganze Nacht gequält hat. Dennoch ziehe ich ein leichtes geblümtes Kleid an, denn es scheint ein wundervoller, sonniger Tag zu werden, binde meine Locken zusammen und trage etwas Make-up auf. Voilà, der Tag kann kommen. Die Schatten der Nacht sind verschwunden und das Leben geht weiter. Als ich nach unten komme, steht Christian in der Küche und packt einen Picknickkorb, in den er eine Thermoskanne mit Kaffee, Brötchen, Saft und etwas Obst legt.
»Christian, was hast du vor?«, frage ich neugierig. »Ich muss doch das Café aufräumen und putzen und …«
»Ja, das musst du. Aber das kannst du auch noch in zwei Stunden tun, wenn ich los muss. Wir beide machen jetzt ein kleines Picknick am See. Ich möchte dich so gern noch ein wenig für mich allein haben, bevor deine Gäste dich wieder mit Beschlag belegen«, antwortet er und sieht mir tief in die Augen. Dieser Blick hat mich von Anfang an willenlos gemacht und ich würde meinem Liebsten sogar folgen, wenn er mich jetzt bitten würde, ihn auf eine Eisscholle in der Arktis zu begleiten. Obwohl dieser heiße Blick die Eisscholle schmelzen würde, denke ich.
Vor dem Haus stehen zwei Fahrräder bereit, die Christian schon aus dem Schuppen geholt und von Spinnweben befreit hat. Er befestigt den Picknickkorb und es kann losgehen. In der herrlich frischen Morgenluft am See entlangzuradeln, ist unsagbar schön. Nach ungefähr einer halben Stunde hält Christian plötzlich an.
»Mir ist das perfekte Plätzchen für unser Picknick eingefallen«, lacht er und ich folge ihm blind, auch wenn uns der Weg auf einmal zurück durch die Stadt Überlingen führt. Zwischen den alten Häusern radeln wir ein kleines Gässchen hinauf und stehen unmittelbar vor dem Gallerturm. Der Blick von oben auf den See und das malerische alte Städtchen Überlingen mit dem herrlichen Stadtgarten und dem Münster zu unseren Füßen ist überwältigend. Auf einem kleinen Plätzchen auf der Wiese unter einem Baum breitet Christian die mitgebrachte Decke aus.
»Versuche stets, ein Stückchen Himmel über deinem Leben freizuhalten.«
»Das ist schön, von wem ist das?«, frage ich Christian.
»Marcel Proust, leider beschränkt sich mein Wissen über ihn auf ein paar Zitate.«
So früh am Morgen ist keine Menschenseele weit und breit zu sehen. Wir lassen uns das Frühstück schmecken und schauen schweigend auf den ruhigen blauen See. Es gibt Momente im Leben, wo jedes Wort zu viel wäre und dieser Moment ist so einer. Ich bin froh, dass Christian das offenbar auch so empfindet und die Situation nicht mit Worten zerstören möchte. Obwohl gestern bei mir eingebrochen wurde, bin ich in diesem Augenblick unbeschreiblich glücklich.
»Maja …, ich … muss dir was sagen …«, beginnt Christian.
Doch ich möchte nicht, dass wir reden. Also nehme ich ihm sein Glas aus der Hand, ziehe ihn auf die Decke herunter und küsse ihn zärtlich. Meine Hand findet den Weg unter sein T-Shirt und streichelt zärtlich seinen Rücken. Auch Christian streichelt mich, erst ganz liebevoll mein Gesicht, dann meine Arme, um dann mein Kleid hochzuschieben und ganz sanft meinen Slip auszuziehen.
»Christian, was ist, wenn jetzt jemand kommt?«
Doch diesmal lässt er mich nicht reden, sondern verschließt meine Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss. Und als er sein T-Shirt über den Kopf zieht und ich seinen sexy Oberkörper betrachte und er schließlich seine Jeans öffnet, ist es mir mit einem Mal vollkommen egal, ob jemand vorbeikommen könnte. Ich habe nur einen Wunsch, ihn zu spüren, in mir, mich diesem unendlichen Gefühl hinzugeben, mich zu verlieren und eins zu sein mit ihm.
Später, als wir uns erschöpft in den Armen liegen und schon längst wieder angezogen sind, will ich wissen: »Christian, du wolltest mir vorhin etwas sagen. Was war das denn?«
»Es ist schon spät, Maja, wir sollten zurück. Ich muss nach Stuttgart und du in dein Café. Wir reden ein andermal, ja?«
Und mit diesen Worten streicht er mir zärtlich eine Strähne, die sich aus dem Zopf gelöst hat, aus dem Gesicht und küsst mich noch einmal auf die Nasenspitze.
Schweigend radeln wir zurück zur ›Butterblume‹. Als wir in der Stadt an einer Kreuzung stehen bleiben, fällt mir ein superschickes silbergraues BMW-Cabriolet ins Auge. Der Mann hinter dem Steuer ist um die 40 und sehr attraktiv mit seinem längeren gewellten Haar
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