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Wildwasserpolka

Wildwasserpolka

Titel: Wildwasserpolka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Kuepper
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schmoren, so lange es geht‹, hat Pavel hinzugefügt. Lang wird das nicht sein. Einen Augenblick später erreicht mich eine Nachricht von Denise: ›Zielpers. unter Wind.‹
    Gott sei Dank! Während der Drucker leise vor sich hin summt, werfe ich nochmals einen schnellen Blick auf die Liste. Ich gebe ›Kleefuß‹ als Suchbegriff ein, und da habe ich ihn auch schon. Mehrfach. Ferdinand Kleefuß. Letzter Eintrag Anfang April dieses Jahres. ›Causa Müller‹. In der Rubrik ›Ausgaben‹ steht ›50.000‹, in der Spezifikation dahinter ›Anz.‹, also Anzahlung vermutlich. Bingo! Ich recke die Fäuste in die Luft. Flink schließe ich die Dateien und lösche die Liste der zuletzt geöffneten Dokumente. Im selben Moment, in dem ich den Rechner herunterfahre und Windows sich mit seiner charakteristischen Melodie abmeldet, höre ich Schritte.
    Schritte auf der Treppe, Schritte im Korridor. Eine männliche Stimme, zögernd: »Hallo?«
    Die Schritte kommen näher.
    »Herr Waskovic?«
    Der Wachdienst. Ich sitze in der Falle. Hier kann ich nicht raus, und es gibt kaum Möbel, keine Ecken oder Vorhänge – kein einziges Versteck. Ich taste nach meiner PB, ziehe meine Hand jedoch schnell zurück. Mit einer Pistole auf einen Wachmann zu zielen, ist keine gute Idee.
    »Frau Löhnig-Mehlke, sind Sie das?«
    Ich schnappe mir den Stapel Blätter, den der Drucker ausgespuckt hat, und haste zur Tür hinüber.
    »Hallo!«, rufe ich mit naiv-ängstlichem Stimmchen, und im nächsten Augenblick steht auch schon der Wachmann vor mir, ein bulliger Typ mit Aknenarben, kurz geschorenem Haar und sanften braunen Augen.
    »Sie haben mich aber erschreckt!«, piepse ich.
    Er starrt mich mindestens so entsetzt an wie ich ihn. »Wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«
    »Mein Gott, ich hatte richtig Angst!«, kichere ich nervös. »Sie müssen der Wachmann sein. Herr …? Tut mir leid, ich habe ein schlechtes Namensgedächtnis.«
    »Sagen Sie mir bitte, wer Sie sind und was Sie hier tun.«
    »Oh, ja. Natürlich! Mein Name ist Kerstin Fohrer, ich bin die neue Assistentin von Herrn Waskovic. Ich bin erst seit drei Tagen hier, wissen Sie. Herr Waskovic hat mir aufgetragen, einige Dinge in Ordnung zu bringen, aber ich fürchte, ich habe das reinste Chaos veranstaltet!« Ich lache leicht hysterisch auf und streiche mir eine Strähne aus dem Gesicht. »Also, um ehrlich zu sein bin ich hier, weil ich Murks gemacht habe, wissen Sie. Ich will die Ablage in Ordnung bringen, ehe er es bemerkt. Ich möchte nicht, dass Herr Waskovic mich für eine Niete …«
    »Tut mir leid, aber ich muss den Sicherheitsbeauftragten benachrichtigen«, unterbricht mich der Wachmann. »Sie sind mir namentlich nicht bekannt.«
    »Ach bitte!«, flehe ich. »Könnten Sie nicht …? Das ist mir furchtbar peinlich …«
    »Sorry, Vorschrift ist Vorschrift.«
    »Sie wollen wirklich Herrn Waskovic Bescheid geben?«, frage ich aufgelöst.
    Herr Kemper sei zuständig, erfahre ich. Salatohr-Ernie! Der Typ verfolgt mich noch bis ins Grab.
    Der Wachmann bleibt breitbeinig in der Tür stehen, tippt etwas in sein Handy und lauscht. Mir schlägt das Herz bis zum Hals. Kein Entkommen.
    »Wie’s aussieht, erreiche ich ihn gerade nicht«, sagt er nach einer Weile. »Trotzdem muss ich die Sache protokollieren. Wie war …?« Er hält inne, weil er die Eisenstange entdeckt hat. Sein Blick wandert zur Tür, zu dem Riesenkratzer, dann starrt er wieder auf die Stange, als könne er es nicht glauben. Ich spanne sämtliche Muskeln an, presche nach vorn und ramme meinen Kopf in seinen Bauch. Er prallt zurück, strauchelt, gibt den Weg frei. Ich sprinte los.
    »Stehen bleiben!«, schreit er, doch ich renne weiter, so schnell, wie es mein lädierter Knöchel zulässt, die Treppe hinunter, durch die Eingangshalle, ins Freie, sprinte flink wie ein dreibeiniger Straßenköter über den Friedhof. Ich höre den Wachmann rufen, schlage mich durchs Gebüsch, erreiche die Ente, werfe mich hinters Lenkrad, versuche fieberhaft, sie zu starten. 21, 22 … Der Wachmann kommt näher, der Motor beginnt zu würgen. »Nun mach schon!«, schreie ich, und tatsächlich, der Motor springt an. Ich trete aufs Gas und brause davon.
    Mir bleiben allenfalls zehn Minuten Zeit, schätze ich. Wenn überhaupt. Ich rase bergab, durch die Ortsmitte, überfahre eine rote Ampel, weiche in letzter Minute einem abbiegenden Fahrzeug aus, steuere in eine Seitenstraße und halte schließlich vor der Villa Gauhe, deren orangerot erleuchtete

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