Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
Vom Netzwerk:
lasse ich auf euch regnen!«
    Als sie jedoch um die Ecke kamen, verschlug es ihnen beiden erst mal die Sprache.
    Der Raum, in dem sie nun standen, war so riesengroß, dass die Decke wie ein Himmelsgewölbe wirkte. Zu Prues und Curtis ’ Überraschung war ihre Laterne hier überflüssig, denn kleine elektrische Lampen an den Wänden ließen ihn taghell erstrahlen. Es war das erste richtige Licht, das sie seit Tagen zu sehen bekamen, und ihre Augen brauchten einen Moment, um sich daran zu gewöhnen. Warum sie die Helligkeit nicht vorher bemerkt hatten, selbst hinten in ihrem Versteck, war ihnen ein Rätsel. Vielleicht hatte das Licht der Laterne sie verdeckt.
    Das Unfassbarste an dieser Höhle aber war die Stadt der Maulwürfe. So etwas hatten sie noch nie in ihrem ganzen Leben gesehen. Als Curtis und Prue, viel später einmal, aufgefordert wurden, sie zu beschreiben, fehlten ihnen die Worte. Sie gerieten ins Stammeln, die Unzulänglichkeit der Sprache wurde ihnen schmerzlich bewusst.
    Es sah aus, als hätte jemand, und zwar ein verstandesbegabtes Wesen mit einem messerscharfen Blick für Mechanik und Technologie, einen gigantischen Staubsauger an einem Kran befestigt, hätte ihn über einer ganzen Stadt schweben lassen und jedes nur erdenkliche lose Stückchen Schrott, jedes unerwünschte, unbestimmbare Einzelteil aufgesaugt, ob aus Metall, Plastik oder Holz. Und diesen ganzen Haufen Müll hatte dieser Jemand danach dort auf dem Boden der Höhle abgeladen, sämtliche Schnipsel neu zusammengesetzt, eins ins andere, und ein Gefüge erschaffen, das jedes Teilchen so nutzte, als wäre es genau für diesen speziellen Zweck gemacht worden.
    Eine lange Mauer aus Aluminium und Stein umgab eine Anordnung von seltsamen, rechteckigen Bauten. Dazwischen schlängelten sich Schienen und Rampen, von denen einige eindeutig aus den Überresten von Spielzeugeisenbahnen und Autorennbahnen gebastelt waren. Ein Fallgatter, offenbar ein flach geklopftes Küchensieb, versperrte das Haupttor der Außenmauer. Die Stadt dahinter bestand aus einem Sammelsurium von Gebäuden, die mehr oder weniger planlos nebeneinandergequetscht waren (Curtis machte einen ganzen Stadtteil aus metallenen Zigarrenschachteln aus). Etwas weiter im Inneren, näher am Zentrum, wurde das Gewirr noch enger und dichter gedrängt. Hier wand sich die Stadt beinahe kegelförmig empor bis zu einer abgeflachten Spitze, wobei die Bebauung hier und da von kleineren Mauern unterbrochen wurde, sodass die Stadt eigentlich aus einer Abfolge von immer höher ansteigenden Terrassen bestand. Oben auf der Kuppe, etwa zwei Meter hoch, ragte ein runder Turm über dem Durcheinander auf, der über mehrere Brücken mit dem Rest der Stadt verbunden war. Der Rumpf dieses Bauwerks sah aus wie ein einfaches Aluminiumrohr, doch weiter oben sprossen kleine Nebentürmchen aus den Seiten. Den Abschluss bildete eine zwiebelförmige Kuppel, an der eine Flagge mit einem aufgemalten D in der sehr schwachen Brise der Höhle wehte.
    »Wahnsinn«, sagte Prue. Sie hatte ganz vergessen, wozu sie gekommen war.
    Curtis hatte seine Rolle nicht so schnell abgelegt. Selbst während er völlig perplex die Stadt der Maulwürfe bestaunte, gelang es ihm noch, sich weiter grimmig zu stellen. »Prue«, quetschte er durch knirschende Zähne, »benimm dich gefälligst wie ein zorniger Gott.«
    »Ach ja.« Prue stellte die Laterne ab und schwang jetzt beide Arme, während sie auf diese wundersame unterirdische Metropole zuging.
    Sobald man sie bemerkte, ertönten entsetzte Schreie auf der anderen Seite. Die Verteidiger der Stadt witterten die beiden Oberirdischen und erschauerten sichtlich in ihren Rüstungen aus Alufolie.
    »Hüa, Sally!«, rief jemand zu ihren Füßen. Es war Septimus auf seinem Salamander, der eine Stopfnadel wild über seinem blechdosenbedeckten Kopf schwang. Eine Schar Fußsoldaten, die unter seinem Befehl standen, rannte ihm nach. Sie fielen über ihre Gegner her wie eine Sturmflut, fegten alles hinweg, was ihnen vor die Füße kam. Septimus ließ seinen Salamander sich aufbäumen und ragte über seinen Feinden auf wie ein Riese. Die Verteidiger der Stadt näherten sich ihm zitternd.
    »Attacke!«, rief er, ganz alte Schule. »Aus dem Weg, Tölpel« wurde ebenfalls großzügig eingesetzt, genau wie »In die Oberwelt mit dir, Halunke!« Prue konnte sein Gesicht unter dem Helm nicht erkennen, aber sie konnte sich gut vorstellen, dass er von einem rosa Fellohr zum anderen grinste.
    Da der Gegner auf

Weitere Kostenlose Bücher