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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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breite Wiese, auf der die grünen Triebe des eben erst von der Schneedecke befreiten Grases funkelten. Die ganze Zeit fragte Elsie sich, wie sie jemals ein so wunderschönes Geschöpf, so voller Verstand und Klugheit, jagen oder mit einer Falle fangen sollte. Sie beschloss, das Auftauchen des Kaninchens Michael oder Cynthia gegenüber nicht zu erwähnen, denn sie konnte sich nicht darauf verlassen, dass die beiden genauso mitfühlend wären.
    Und dann war das Kaninchen weg. Es war hinter ein Dickicht junger Bäume gesprungen und verschwunden. Elsie rief: »Kaninchen! Wo bist du?« Was natürlich eigentlich sinnlos war, sollte es etwa zurückrufen: »Hier drüben«? Abgelenkt von ihrer Suche nach dem Kaninchen, machte sie einen unbedachten Schritt nach vorn, blieb mit dem Schuh in einem klebrigen Efeubüschel hängen und stürzte der Länge nach auf eine Kiesstraße.
    Elsie blickte auf. Es war tatsächlich eine Straße. Eine sehr lange Straße. Eine, die sich in sanften Kurven durch den dichten Wald wand. Außerdem entdeckte sie eine Wegmarkierung, eine Steinpyramide auf der anderen Straßenseite, die aussah, als stünde sie schon seit Jahrhunderten dort. Völlig verwirrt sah Elsie sich um. Warum hatten die anderen diese Stelle nie gefunden? Und was machte eine Straße hier im Niemandsland der Peripherie? Da begriff sie mit einem Mal: Das hier gehörte gar nicht zur Peripherie. Sie hatte es irgendwie geschafft, die Falle zu durchbrechen und befand sich nun in den Armen der Undurchdringlichen Wildnis. Oder, wie Carol die Gegend nannte, in Wildwald.

ACHTZEHN
    Die große Eroberung ·
    Elsie und die Straße
    S ie hatten die Anweisung erhalten, im Korridor zu warten. Dem Rat des Sehers Bartholomew Mole zufolge könnten sie so das Überraschungsmoment besser für sich nutzen. Der Hochmeister stimmte zu, obwohl er kaum erwarten konnte, die Festung zu stürmen. Ebenfalls auf Anraten des Sehers schlugen sie ihr Lager dort im Knie des Tunnels auf, da die Maulwurfsarmee schon beinahe zwei Tage marschierte.
    Sie waren endlosen Gängen gefolgt, in denen sich die Mauern von glattem Granit zu rauem Schiefer wandelten und wieder zu Granit. Sie hatten mehr Brücken überquert, als Curtis in seinem ganzen Leben gesehen zu haben glaubte, über Abgründe, die bis ins Innerste der Erde zu reichen schienen. Sie hatten auf harten Felsnasen kampiert und dem beharrlichen Tropfen des Wassers aus den Flechten gelauscht, während die kleinen Lagerfeuer der Maulwurfsritter bizarre Schatten auf die Wände warfen. Als die zwei Tage verstrichen waren – was für Oberirdische, wie man den drei Gottheiten erklärte, etwa einer Woche Reisezeit entsprach – baute sich Sir Timothy an der Spitze der Armee auf und machte eine stolze Verkündigung.
    » DER MARSCH GEGEN DIE FESTUNG FANGGG WIRD IN DIE ANNALEN DER GESCHICHTE EINGEHEN, DENN ES IST DER LÄNGSTE, DER JE VON EINEM MAULWURFSHEER UNTERNOMMEN WURDE.. «
    Der Morgen musste angebrochen sein. Etwa drei Stunden später herrschte in und um die kleinen weißen Zelte des Maulwurfslagers emsige Betriebsamkeit. Endlich war der Moment gekommen. Die Generäle versammelten sich zu einer Strategiebesprechung. Die Armee würde vor die Tore der Stadt marschieren und die Bürger auffordern, entweder auf Seiten der Ritter vom Unterwald zu den Waffen zu greifen oder aber Gefahr zu laufen, ihrem Schwert zum Opfer zu fallen. Im Anschluss würde Sir Timothy Dennis, den Usurpator, aus der Ferne ansprechen (für solche Zwecke hatten sie ein Ziegenhorn, das auf einem Karren befestigt war). Sollte er sich erwartungsgemäß weigern, zu kapitulieren, würde man Curtis und Prue in ihrem Versteck ein Zeichen geben, woraufhin die Schlacht begänne und die gesamte Armee über die Stadt der Maulwürfe und die Festung Fanggg herfiele. Es wurde der Vorschlag gemacht, dass die beiden großen Oberirdischen möglichst wild und grimmig in den Kampf ziehen und vielleicht, auch wenn die blinden Maulwürfe das nicht sehen könnten, mit den Armen wedeln und mit den Zähnen knirschen sollten. Letztere Idee stammte von dem Knappen, den Prue anfangs beinahe zertreten hatte. Allgemeine Zustimmung wurde laut: Ja, Zähneknirschen wäre sicher sehr effektiv. Prue probierte es und biss sich fast auf die Zunge. Curtis hingegen schien ein alter Hase darin zu sein.
    »Nein, so geht das«, erklärte er, die Augen weit aufgerissen und die Kiefer geräuschvoll aufeinander schlagend.
    »Du bist echt komisch«, meinte Prue.
    Septimus seinerseits hatte

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